Trauriges Wal-Drama in Neuseeland

Lärm kann Grindwale verwirren, sie verlieren die Orientierung. Lärm kann Grindwale verwirren, sie verlieren die Orientierung.

 Ein neuerliches Wal-Drama in Neuseeland sorgt für Unmut. An diesem Wochenende verendeten rund 140 Grindwale. Wissenschaftler sind sich über die Ursachen nicht einig. Sicher ist aber, dass uns Menschen mindestens eine Teilschuld trifft. Der bei Öl-Bohrungen entstehende Lärm wirkt sich negativ auf die Meeresbewohner aus.

An diesem Wochenende spielten sich in Neuseeland traurige Szenen ab. Rettungskräfte und mehr als 100 freiwillige Helfer versuchten den 200 gestrandeten Grindwalen in Farewell Spit zu helfen. Dieser Küstenabschnitt ist auch als „Todesstreifen“ bekannt, da es an diesem Strand in den letzten zehn Jahren mindestens acht Massenstrandungen gegeben hat. Für knapp 140 Tiere kam jedoch jede Hilfe zu spät. Einige Wale konnten mit der einsetzenden Flut wieder ins Wasser gebracht werden. Auch diesen gelang es aber nicht allen, den Weg zurück in den Ozean zu finden. Die „erfreuliche“ Nachricht ist, dass mehr als 60 Meeressäuger den Weg fanden. Ranger sprachen vom traurigsten Wal-Drama in den letzten Jahrzehnten. Warum die Grindwale an diesem Ort gestrandet sind, darüber sind sich Wissenschaftler uneinig. Es lassen sich aber Vermutungen anstellen.

Unterwasserlärm – Eine übersehene Katastrophe

Öl-Bohrungen, Militärsonare und der Schiffsverkehr bilden die Hauptursachen für eine zunehmend prekäre Lärmbelastung in den Ozeanen. Diese hat sich in den letzten 60 Jahren fast alle zehn Jahre verdoppelt.

„Greenpeace fordert, dass ein Netzwerk von mindestens 40 % der weltweiten Meeresfläche unter Schutz gestellt werden. Klimawandel, Überfischung, Verschmutzung und Unterwasserlärm führen zu einer gravierenden Disbalance im Meeresökosystem. Zum Schutz der Artenvielfalt ist diese Massnahme unausweichlich.“

Yves Zenger, Medienbeauftragter von Greenpeace Schweiz für Biodiversität und Toxic

Die Motorschrauben von Schiffen erzeugen Tieffrequenzen zwischen 10 Hertz (Hz) bis 1 Kilohertz (kHz). Diese dehnen sich über weite Distanzen aus und überlagern die Laute von Walen, Delphinen, Robben, Fischen und anderer Meerestieren. Um feindliche U-Boote aufzuspüren, verwendet das Militär eigens entwickelte Militärsonare. Das Sonarsystem sendet für mehrere Stunden 100 Sekunden lange Impulse von Frequenzen zwischen 0.1 und 10 kHz aus, die mit grosser Energie in einem konzentrierten Bereich auftreten. Die entstehende Lärmwirkung entspricht der einer startenden Weltraumrakete (230 Dezibel). Weiter wird der Meeresgrund mit seismischen Druckluftkanonen für Öl- und Gasvorkommen sondiert. Die Firmen arbeiten mit bis zu 20 Kanonen gleichzeitig, wobei jede von ihnen alle zehn Sekunden, während 24 Stunden und über mehrere Wochen in der gleichen Region, Lärm produziert.

Meerestiere flüchten aus ihren Lebensräumen

Für Orientierung, Kommunikation und Beutefang sind Meerestiere mehrheitlich auf ihr Gehör angewiesen. Wie bei uns Menschen kann Lärm zu Hörschäden führen. In einer Ausweichbewegung verlassen die Meerestiere ihre natürlichen Lebensräume, was sie für Bedrohungen und Störungen anfälliger macht. Bei Fischen wird ausserdem die Schwarmstruktur durcheinander gebracht. Meeressäuger, wie Wale und Delfine, reagieren empfindlich und panisch auf den Lärm. Einige tauchen dabei zu schnell auf, was zur Bildung gefährlicher Gasbläschen im Körper führt. Viele Tiere stranden, oder sterben noch vor der Strandung einen leisen Tod. Eine Studie belegt, dass sich die Tiere schlechter auf die Nahrungssuche konzentrieren können. Sie zeigen Anzeichen eines akustischen Traumas. Yves Zenger, Medienbeauftragter von Greenpeace Schweiz für Biodiversität und Toxic, erklärt gegenüber umweltnetz-schweiz: „Greenpeace fordert, dass ein Netzwerk von mindestens 40 % der weltweiten Meeresfläche unter Schutz gestellt werden. Klimawandel, Überfischung, Verschmutzung und Unterwasserlärm führen zu einer gravierenden Disbalance im Meeresökosystem. Zum Schutz der Artenvielfalt ist diese Massnahme unausweichlich.“

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