Buschfleischhandel – Kommerzialisierung führt zur Ausrottung vieler Arten

Landet zunehmend auch auf europäischen Tellern: afrikanisches Buschfleisch Landet zunehmend auch auf europäischen Tellern: afrikanisches Buschfleisch

Viele afrikanische Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Zum einen werden ihre natürlichen Lebensräume aufgrund der Abholzung der Regenwälder immer kleiner, zum anderen haben es Wilderer auf ihr Fleisch oder ihre Stosszähne abgesehen. Die Fangrate übersteigt derzeit die Reproduktionsrate um das sechsfache. Jährlich wird mit bis zu fünf Millionen Tonnen Buschfleisch gehandelt.

Als Buschfleisch (englisch: Bushmeat) wird das Fleisch von waldlebenden Tieren bezeichnet. Das Bushmeat stammt von Säugetieren wie Affen und Antilopen und Reptilien- und Vogelarten. Es ist in vielen Weltregionen für die Landbevölkerung die einzige tierische Proteinquelle. In den Tropen und Subtropen ist diese Ernährungsweise weit verbreitet. In Zentralafrika liefern Waldtiere 50 % des Proteinanteils der Nahrung, in Liberia sogar 75 %. Ohne das Fleisch würde die lokale Bevölkerung an Hunger leiden. In den letzten 20 Jahren ist darüber hinaus in West- und Zentralafrika eine Kommerzialisierung des Buschfleischhandels zu beobachten. Damit die Tierbestände sich nachhaltig entwickeln könnten, dürfte die Bevölkerungsdichte eine Person/km2 nicht überstiegen. Im Kongobecken, dem grössten Fanggebiet Afrikas, beträgt die Bevölkerungsdichte zurzeit 99 Personen/km2.

„Zwei Arten von Stummelaffen sind beispielsweise durch den gestiegenen Buschfleischhandel schon ausgestorben.“

Stefan Ziegler, WWF-Artenschutzexperte

Mittlerweile beläuft sich der jährliche Handel auf bis zu 5 Millionen Tonnen. In Zentralafrika übersteigt die Nachfrage die Reproduktionsrate vieler Arten um das sechsfache. Die unkontrollierte Buschfleischjagd gefährdet somit die Existenz zahlreicher Tierarten, sowie die biologische Vielfalt des Ökosystems, da beispielsweise das Kongobecken mehr als die Hälfte aller afrikanischen Tierarten beheimatet. Ausserdem führt die Abholzung der Regenwälder zu einer Verkleinerung der natürlichen Lebensräume. Viele Holzfäller ernähren sich vom Bushmeat und verdienen sich zusätzlich mit dem Buschfleischhandel ein gutes Taschengeld. Durch den Bau von Zufahrtsstrassen gelangen die Wilderer immer tiefer in den Regenwald. Weiter hat das starke Bevölkerungswachstum in den letzten Jahrzehnten die Nachfrage erhöht. Stefan Ziegler, WWF-Artenschutzexperte, bestätigt: „Zwei Arten von Stummelaffen sind beispielsweise durch den gestiegenen Buschfleischhandel schon ausgestorben. Doch auch das Fleisch von Menschenaffen landet auf den Märkten. Über 6.000 Gorillas werden pro Jahr für den Buschfleischhandel getötet.“

Ein Drittel des in die Schweiz importierten Buschfleischs stammt von geschützten Tierarten

Auch die Schweiz wird vom internationalen Buschfleischhandel nicht verschont. Nach Schätzungen der Zürcher Tierschutzorganisation Tengwood gelangen rund 40 Tonnen Buschfleisch illegal in die Schweiz. Die eidgenössische Zollverwaltung geht hingegen nur von einer Menge zwischen acht und neun Tonnen, gestützt auf ihre Stichproben, aus. Eine Studie des Instituts für Rechtsmedizin an der Universität Zürich belegt, dass knapp ein Drittel des vom Zoll beschlagnahmten Buschfleischs von geschützten Tierarten stammt. Die Fahnder fanden Mengen von bis zu 40 Kilogramm im Gepäck von Reisenden aus Afrika. Der Import solcher Mengen verweist auf das Bestehen eines Markts mit Buschfleisch in der Schweiz. Das Buschfleisch ist angeblich eine Delikatesse für Feinschmecker, die einen speziellen Kick suchen. Diese lassen sich diese Mahlzeit einiges kosten. Der Preis für ein Kilogramm Gorillafleisch beträgt mehrere hundert Franken. Das Buschfleisch stammt meist aus Kamerun und gelangt via Brüssel und Paris in die Schweiz. Der Import dieses Rohfleisches ist indessen nicht nur ökologisch sondern auch gesundheitlich problematisch, da Krankheiten und Seuchen (Ebola) eingeschleppt werden können.

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