Lärm verursacht bei vielen Wirbeltierarten einschliesslich des Menschen Stressreaktionen und wirkt sich negativ auf den Gesundheitszustand aus. Schäden am Innenohr treten bei Vögeln und Säugetieren zwischen 90 und 140 Dezibel auf. Die menschliche Schmerzgrenze liegt bei 120 Dezibel. Wer einem konstanten Lärmpegel ausgesetzt ist, beschädigt die Haarsinneszellen im Innenohr. Diese übertragen die Schallschwingungen in für das Gehirn leserliche Reize und können - anders als bei Vögel - nicht regeneriert werden. Bleibende Schäden sind die Folge.
Lärm - problematisch für Tiere
Die meisten Schweizer Tiere waren in ruhigen Wäldern oder Wiesen zuhause und sind lauten Geräuschen abgeneigt. Wieso finden dann vermehrt Tiere den Weg in die Stadt? Zum einen verschwinden durch die Ausbreitung des Menschen viele ihrer Lebensräume, zum andern bietet die Stadt auch gewisse Vorteile: In den Städten finden viele Tiere ausreichend Nahrung. Musterbeispiele sind Vögel, die auch im Winter von Anwohnern gefüttert werden, und Füchse, die sich mit den Abfallresten aus Mülltonnen zufrieden geben. Auch bei den Unterkunftsmöglichkeiten hat eine Grossstadt für Tiere viel zu bieten. In Parks, Häusern und auf Brachen finden sie Nischen, die zum Teil sogar sicherer sind als die freie Wildbahn. Wildkaninchen zum Beispiel werden in Wohngebieten weniger häufig gejagt als ausserhalb der Stadt: Natürliche Feinde verirren sich nicht hierher, Hunde sind meistens an der Leine und ein Jäger wird erst tätig, wenn die Population stark überhand nimmt. Dennoch wirkt sich der hohe Lärmpegel in der Stadt überwiegend negativ auf die Tiere aus:
Jagdverhalten
Nachtaktive Räuber wie Wildkatze, Marder oder Hermelin jagen nach Gehör. Bei störendem Lärm wird es für sie schwierig, Beute zu fangen. Handkehrum beeinträchtigt Lärm das Fluchtverhalten diverser Beutetiere, denn Räuber und Alarmsignale werden nicht mehr wahrgenommen.
Orientation
Fledermäuse benutzen, wie Wale und Delphine, Ultraschall zur Orientation. Anhand des Echos ihrer Rufe verschaffen sie sich ein Bild ihrer Umwelt. Bei starken Störgeräuschen stellen Fledermäuse die Jagd nach Insekten ein.
Kommunikation
Viele Tierarten verständigen sich untereinander akustisch. Rufe sind für die Partnersuche, zur Abgrenzung des Reviers und zur Kontaktaufnahme zwischen Eltern und Jungtieren wichtig. Der hohe Lärmpegel vertreibt an manchen Orten, wie stark befahrenen Strassen, einheimische Vögel.
Lärm - Förderung der Evolution?
Forscher haben im Bezug auf stadtbewohnende Tiere bemerkenswerte Beobachtungen gemacht: Diverse Vögel verändern ihr Verhalten. Kohlmeisen und Nachtigallen singen in der Stadt lauter und schriller, wie Vogelkundler herausgefunden haben. Sie vermuten, dass die Tiere das tun, um über den Stadtlärm hinweg zu singen. Manche Rotkehlchen werden nachtaktiv, um den Kontakt mit Menschen zu vermeiden. Stare und Amseln zwitschern plötzlich Handymelodien nach. Eine spannende Erklärung dazu im folgenden Video:
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