Die grossen Vegetarier und die Biodiversität

Reservate bieten den Tieren zwar Schutz, doch sie sind oft zu klein. Reservate bieten den Tieren zwar Schutz, doch sie sind oft zu klein.

Elefanten in den Savannen, Nashörner im Dschungel und Wisente in den Wäldern – heute können wir diese Tiere in der Natur noch beobachten, doch wenn es so weiter geht wie bisher, gehört das sehr bald der Vergangenheit an. Die Jagd auf die mächtigen Tiere, die sich nur von Gras, Blättern und Früchten ernähren, hat verheerende Auswirkungen auf die lokalen Ökosysteme. Die Wildtiermafia schöpft aus diesem Mordgeschäft enorme Profite.

Giraffe, Flusspferde, Kamele, Tapire, Gorillas, wilde Pferde und Elefanten – Sie alle zählen zu den 74 Arten von Säugetieren, die nur Pflanzen fressen und dabei gleichzeitig sehr schwer werden. Beispielsweise Elefanten nehmen täglich etwa 200 Kilogramm Nahrung zu sich und wenden dafür rund 17 Stunden am Tag auf. 70 bis 150 Liter Wasser trinken die Elefanten pro Tag. Diese Mengen nehmen sie zu sich, da sie pro Tag rund 250‘000 Kilokalorien benötigen. Forscher um Bill Ripple von der Oregon State University haben sich mit den Grossen Pflanzenfressern auseinandergesetzt und sich dabei folgende Fragen gestellt: Wie viele dieser Tiere gibt es noch? Wie steht es um ihre Überlebenschancen? Ihr Ergebnis ist beunruhigend. 44 der 74 Tierarten sind akut vom Aussterben bedroht. Diese sind auf der roten Liste der Weltnaturschutzorganisation aufgelistet.

„Seit 1970 hat sich die Zahl der größeren Tiere auf der Welt halbiert.“
Christof Schenck, Zoologische Gesellschaft Frankfurt


Nashörner, Gorillas und Elefanten faszinieren den Menschen seit jeher. Die Tiere sind für das lokale Ökosystem von immenser Bedeutung. Samen von Pflanzen werden in ihren Bäuchen kilometerweit transportiert, die Nahrung wird oft erst einige Kilometer weit entfernt ausgeschieden. Elefanten können zudem mit ihrer Kraft Wälder in Buschland verwandeln. Für die Ökosysteme ist dies von enormer Bedeutung, denn viele Tiere finden in ihrem Schlepptau Nahrung und Versteckmöglichkeiten. Forscher vermuten noch zahlreiche weitere Zusammenhänge, die das Klima stabilisieren oder den Wasserhaushalt in den Ökosystemen regulieren. Christof Schenck von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt hält dazu fest: „Seit 1970 hat sich die Zahl der größeren Tiere auf der Welt halbiert. Verschwinden die großen Pflanzenfresser, werden aber auch die Netze der Ökosysteme löchrig.“

Auffällig ist, dass bis auf den Wisent alle bedrohten grossen Pflanzenfresser in den weniger entwickelten Teilen der Erde hauptsächlich in Asien und Afrika leben. In Amerika, Australien und Europa gibt es nur noch wenige grosse Arten, da viele von ihnen bereits vor zehntausend Jahren ausgestorben sind. Zur Megafauna gehörten damals 42 Tierarten, die mehr als einer Tonne Gewicht auf die Waage brachten. Von all diesen Arten sind heute nur noch acht übrig, darunter Elefanten, Nashörner und Flusspferde. Die restlichen 34 Arten sind bereits ausgestorben. Forscher vermuten, dass die Tiere in den Kochtöpfen der Jäger der Steinzeit landeten.

Wildtiermafia setzt ihren Raubzug fort

Die grossen Dickhäuter sind nicht nur begehrt wegen ihres Fleisches, sondern auch wegen ihrer Zähne und Hörner. Gerade in Afrika ist der Handel mit Bushmeat (Buschfleisch) ein grosses Problem. In den letzten 15 Jahren hat sich der Bestand von Giraffen beispielsweise von 140‘000 Tiere auf 80‘000 Tiere reduziert. Die Wilderer machen Jagd auf die Tiere und kennen dabei kein Erbarmen. Das Geschäft ist besonders lukrativ, da zum Beispiel die Preise für ein Gramm Nashornpulver höher als diejenigen für Gold, Diamanten oder Kokain liegen. Besonders begehrt ist das Pulver in Asien. Viele Neureiche glauben an eine fiebersenkende, krampflindernde oder potenzsteigernde Wirkung des Pulvers. Wissenschaftlich betrachtet ist dies Nonsens. Für die Neureichen sind das Pulver sowie das Elfenbein denn auch hauptsächlich ein Statussymbol.

In Südafrika ist die Situation angespannt. Pro Nacht sind, Schätzungen zufolge, bis zu 60 Wilderer in den Nationalparks unterwegs und jagen die Tiere teilweise mit Helikoptern. Die Errichtung von Nationalparks und Reservaten ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wichtig ist auch, dass die lokalen Regierungen den Schutz der Tiere in diesen Gebieten sicherstellen. Gerade in diesen Ländern wäre es eine guter erster Anreiz, der Bevölkerung den Nutzen der Tiere anhand des Tourismus aufzuzeigen. Die einzelnen Reservate sollten zudem miteinander verknüpft werden, damit das Erbgut möglichst variabel bleibt. Auch strengere Grenzkontrollen würden zur Entspannung der Lage beitragen. Christof Schenk meint abschliessend: „Statt in den Pufferzonen um die Nationalparks eigene Herden weiden zu lassen, sollte man den Bauern erlauben, die dort lebenden Wildtiere nachhaltig zu nutzen.“

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.