Seit 2003 ist im Irak und in Syrien eine dschihadistisch-salafistische Terrororganisation aktiv. Unter dem Namen Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS) verbreitete sie Angst und Schrecken, bis sie am 29. Juni 2014 das Kalifat ausriefen. Der Anführer dieses neuen Islamischen Staates (IS) ist Abu Bakr al-Baghdadi. Als selbsternannter Kalif nimmt er in Anspruch, der Nachfolger des Propheten Mohammed und damit das politische und religiöse Oberhaupt aller Muslime zu sein. Der UN-Weltsicherheitsrat stuft den IS als terroristische Vereinigung ein. Zudem lehnen zahlreiche muslimische Gelehrte das IS-Kalifat ab und haben sich öffentlich davon distanziert. Der IS finanziert sich vermutlich durch Spenden aus der arabischen Halbinsel und dem Erpressen von Lösegeldern, sowie Einnahmen aus dem Kunstraubhandel. Im syrischen Bürgerkrieg kämpft der IS gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad, die Freie Syrische Armee und die kurdische Minderheit. Auch im Irak ist der IS aktiv und hat erst kürzlich die westirakische Provinzhauptstadt Ramadi erobert.
Palmyra – die antike Oasenstadt
Fast zeitgleich zur Offensive auf Ramadi erfolgt der Vormarsch in Syrien auf das UNESCO-Weltkulturerbe von Palmyra. Die antike Oasenstadt Palmyra lag einst an einer bedeutenden Karawanenstrasse. Obwohl sie mitten in der Wüste liegt, bewässern zwei Quellen die Palmengärten der Stadt. In Palmyra können noch heute Ruinen von römischen Tempeln und Thermen bestaunt werden. Die Anbindung an die Seidenstrasse verhalt der Stadt zu enormen Reichtum. Dieser spiegelte sich in monumentalen Bauwerken. Durch den Einmarsch des IS ist jetzt nicht nur das Weltkulturerbe in Gefahr, sondern auch die dort lebenden Waldrappe.
Die Art kann in Syrien aussterben.
Vorsitzender der Society for the Protection of Nature im Libanon
Die Waldrappe erreichen mit den Schwanzfedern eine Körperlänge von 60 bis 75 Zentimetern und haben eine durchschnittliche Lebenserwartung zwischen 15 und 20 Jahren. Die ausgewachsenen Tiere können bis zu 1,5 Kilogramm schwer werden. Das Gefieder ist pechschwarz. Bis im 17. Jahrhundert lebten die Waldrappe auch in Mitteleuropa, doch die Jagd auf die Tiere führte zur Ausrottung in der freien Wildbahn. Die Waldrappe sind auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere aufgeführt. Heute leben noch rund 440 Exemplare in Marokko und eine kleine Population in Palmyra. Die Tiere galten dort bis ins Jahre 2002 als ausgestorben, bis man eine kleine Population in der Nähe von Palmyra entdeckte.
Zurzeit sind die Tiere der syrischen Population gerade in der Brutzeit. Laut einem Bericht wurden drei Vögel in Gefangenschaft gehalten. Ihre Betreuer sind wegen des Kampfs geflohen und liessen die Tiere zurück. Für die Wissenschaftler wäre es nun wichtig zu wissen, wo sich ein ganz bestimmtes Waldrapp-Weibchen aufhält. Denn dieses kennt die Reiseroute vom Brutquartier in Syrien zum Winterquartier in Äthiopien. Für Hinweise zum Aufenthaltsort wurde eine Belohnung von tausend US-Dollar ausgesetzt, berichtet BBC. Ein Vorsitzender der Society for the Protection of Nature im Libanon hält fest: „Die Art kann in Syrien aussterben.“
Seit Jahren versuchen Wissenschaftler, die Waldrappe in Europa wiederanzusiedeln. Den Winter verbringen sie in Italien und fliegen zum Brüten nach Österreich oder Deutschland. Um die Flugroute zu bestimmen, wurden die Zugvögel von den Wissenschaftlern ‘eskortiert‘. Auch in Spanien versuchen Wissenschaftler die Tiere wiederanzusiedeln. Ob diese Wiederansiedlungsversuche gelingen, wird sich zeigen.
Weitere Informationen:
Waldrapp in Palmyra: IS-Einmarsch bedroht seltene Vogelart (spiegel.de)
Wie der IS unsere Identität auslöschen will (welt.de)
Sorgen um Bewohner und Altertümer (nzz.ch)
Kommentare (0) anzeigenausblenden