Das Fell des Bibers ist mit bis zu 20'000 Haaren pro Quadratzentimeter sehr dicht und schützt ihn vor Nässe und Unterkühlung. Seines hochbegehrten Pelzes und Fleisches wegen wurde der Biber gejagt und vor knapp 200 Jahren in der Schweiz ausgerottet. Dank erfolgreicher Wiederansiedlung entdeckt man ihn heute an zahlreichen Gewässern des schweizerischen Mittellandes. Er lebt in Flussauen mit Seitenarmen und an Fliessgewässern mit bewaldeten, unverbauten Ufern. Der Biber besitzt nur an den Hinterpfoten Schwimmhäute zwischen den Zehen und ist im Gegensatz zum fischfressenden Otter kein Raubtier, sondern ein reiner Pflanzenfresser. Als grösstes Nagetier Europas bewegt er infolge gefällter Bäume und umgeleiteter Bäche die menschlichen Gemüter und sorgt mancherorts für Konflikte.
Der Biber bringt Dynamik in Lebensräume
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) betont in einem Merkblatt über den Biber als Partner bei Gewässerrevitalisierungen die natürlichen Bedürfnisse des Bibers: „Damit sich ein Bach für ihn als Lebensraum eignet, sollte er gemächlich fliessen und auch bei geringer Wasserführung mindestens einen halben Meter tief sein, sodass er bequem schwimmen, Gehölze als Baumaterial oder als Nahrungsvorrat für den Winter transportieren, bei Gefahr untertauchen und am Ufer einen Bau graben kann, dessen Eingang stets unter Wasser liegt." Dank dem Damm ist der Wasserstand im Staubereich reguliert, der Eingang des Biberbaus bleibt konstant unter Wasser und die Fliessgeschwindigkeit ist reduziert.
Mit einem Gewicht von 20-25 kg ist der Biber der grösste Nager Europas.
Mit dem Biber leben, AGRIDEA 2011
Gibt man dem Biber genügend Platz, sorgt er mit seiner Bautätigkeit für eine natürliche Dynamik des Gerinneverlaufs. Damit erschafft er neue, strukturreiche Uferabschnitte die einer breiten Artengemeinschaft Platz bietet. Er erhöht das Angebot und die Vielfalt an Lebensräumen, wovon andere Tiere, wie Fische, Amphibien, Reptilien, Wasservögel, Insekten und nicht zuletzt Fledermäuse, profitieren. Genau diese ökologische Lebensraumaufwertung ist das Ziel von Gewässerrevitalisierungen. Bis gegen Ende dieses Jahrhunderts sollen in der Schweiz 4000 Kilometer Gewässerläufe revitalisiert werden. Durch das Graben von Kanälen zwischen Kleingewässern, von Erdhöhlen in Uferböschungen und dem Bau von Dämmen leistet der Biber in seiner Schlüsselfunktion einen entscheidenden Beitrag für die Gewässeraufwertung. Die kostspielige und aufwändige Neugestaltung des Bachbettes mithilfe von Wasserbauern erübrigt sich.
Mehr Uferraum für Fliessgewässer entschärft Konflikte
Mit seinem Merkblatt informiert das BAFU, wie die wasserbauliche Tätigkeit des Bibers zur ökologischen Aufwertung von Gewässerlebensräumen genutzt und Konflikte mit dem Nager vermieden werden können. Konflikte zwischen Biber und Mensch ergeben sich vor allem dort, wo das Umland durch Landwirtschaft oder Infrastruktur bis zur Uferkante genutzt wird. Zum Beispiel kann eine Aufstauung den Grundwasserspiegel erhöhen und infolge Vernässung Schäden am angrenzenden Kulturland verursachen. Ausserdem benötigen Biber als Winternahrung zwingend ein ausreichendes, ufernahes Angebot an Rinden und Knospen einheimischer Sträucher und Weichhölzer wie Weiden oder Pappeln. Fehlt diese Nahrungsgrundlage besiedeln sie benachbarte Gewässerabschnitte, wo sie neue Baue errichten, die wiederum Konflikte verursachen können. Technische Massnahmen wie die Vergitterung von Böschungen behindern die Grabtätigkeit der Biber und gewährleisten so die Stabilität der Uferwege. Die nachhaltigste Lösung ist ganz klar eine verbreitete Gerinnesohle und damit eine Erweiterung des Gewässerraumes. Auf diese Weise wird nicht nur dem Biber für seine Bedürfnisse Platz eingeräumt, sondern es werden naturnahe Pufferzonen geschaffen, die nicht zuletzt einen langfristigen, effizienten Hochwasserschutz unterstützen.
Weitere Informationen:
Biberfachstelle (cscf.ch)
Pro Natura "Hallo Biber!" (hallobiber.ch)
Biber als Partner bei Gewässerrevitalisierungen (bafu.ch)
Kommentare (0) anzeigenausblenden