Jeder von uns hat die folgende Situation bestimmt schon einmal erlebt: Wir sitzen gemütlich mit Familie oder Freunden am See und sobald jemand mit dem Brotsäckchen raschelt, stürmen die Enten, Schwäne oder Tauben heran. Es ist dann ja tatsächlich herzig und pädagogisch gewiss nicht zu beanstanden, wenn nun die Kinder die Tiere füttern, und auch die einfache Rentnerin möchte den Tieren nur etwas Gutes tun. Doch nur wenige von uns sind sich dabei der Konsequenzen bewusst.
In einigen Städten ist das Füttern mittlerweile schon verboten. Durch das Füttern verlieren die Tiere die ursprüngliche Scheu vor Menschen. Die Stockente beispielsweise fühlt sich auch an Seen und Teichen in städtischen Parks wohl und passt sich Stück für Stück dem menschlichen Lebensraum an. Derk Ehlert, Wildtierexperte bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in Berlin, meint: „Die natürliche Scheu dem Menschen gegenüber muss erhalten bleiben. Sonst kann es passieren, dass die Tiere bei Unfällen getötet werden, zum Beispiel auf der Straße oder durch Hunde.“
„Die Enten finden in den Parks genügend natürliche Nahrung“, erklärt Ehlert weiter. Die Tiere fressen die Brotstückchen, da dies für sie bequemer ist, als die Nahrung zu suchen. „Brot ist für Enten eher Fast Food“, mutmasst Julian Heiermann, Zoologe beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Gerade für Vögel enthält das Brot zu viel Salz und lässt den Magen aufquellen. Zudem lockt das herumliegende Futter Mitesser wie Ratten und Mäuse an. Werden die Brotstückchen in ein Gewässer geworfen, kann auch dieses Schaden nehmen. Denn das Brot fügt dem Gewässer mehr Nährstoffe hinzu, wodurch mehr Algen wachsen.
Brot ist für Enten eher Fast Food.
Julian Heiermann, Zoologe beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu)
Die Tiere sollten deswegen nur an Land gefüttert werden. Verschimmeltes Brot schadet nicht nur uns Menschen und gehört deswegen in die Mülltonne. Anstelle von Brot sollten sie den Tieren Haferflocken oder Obst verfüttern. Das Futter sollte zudem zerkleinert werden, damit die Tiere es gut verdauen können. Den Tieren sollte nur so viel Nahrung zur Verfügung gestellt werden, wie sie auch fressen und verdauen können.
Gerade in Städten ist das Füttern von Tauben höchst problematisch
Ein Tier, das sich besonders an den Mensch angepasst hat, ist die Stadttaube. Die Nachfahren der Felsentauben finden auf Gebäuden und in Strassenschluchten ideale Brutplätze. An Futter mangelt es den Tieren in der Stadt bestimmt nicht. Gerade dort finden sie reichlich Nahrung in Form von Körnern, Essensresten oder jeglicher Art von Abfällen. Das grosse Angebot an Nahrung ermöglicht eine Fortpflanzung das ganze Jahr über. Die Stadttauben können zwei bis acht Mal jährlich je zwei Junge aufziehen. Die hohen Bestandszahlen sind nicht nur eine Belastung für den Menschen, sondern auch für die Tiere selbst. Bei ihnen nimmt der Stress zu, Krankheiten und Parasiten treten häufiger auf und die Jungensterblichkeit steigt auf bis zu 90 Prozent im ersten Lebensjahr. Für die Bewohner steigen der Lärmpegel und die Geruchsbelastung. Der Taubendreck an Gebäuden verunstaltet und beschädigt die Gebäude und Denkmäler und die Reinigung ist mit enormen Kosten verbunden.
Weitere Informationen:
Hört endlich auf, die Enten zu füttern! (welt.de)
Darf man Enten füttern? (lbv.de)
Bitte nicht füttern... – Wie Mensch und Stadttaube besser miteinander auskommen (nabu.de)
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