Wer einen Ausflug ans Dreiländereck im Rheinknie bei Basel unternimmt, spaziert mit Bestimmtheit an der Wiesenmündung vorbei. Das Schwarzwaldflüsschen mündet bei Kleinhüningen in den Rhein. Dort an der Wiesenmündung zeugen die letzten beiden Fischergalgen von der kleingewerblichen Vergangenheit des einstigen Fischerdorfes, welches schon lange mit der Stadt verwachsen ist. Zu Zeiten, als der Rhein Europas grösster Lachsfluss war und mit schätzungsweise über einer Million Tieren ertragreich befischt wurde, florierte der einzige Gewerbezweig im kleinen Dorf. Denn der Fisch war gut zu verkaufen: An die umliegenden Gaststätten und die Warenhäuser in der Stadt, wo den begüterten Städtern badischer Weisswein zum Fisch kredenzt wurde. Ein Brotfisch für die Armenleute, wie oft beschrieben, war der Lachs also keineswegs.
Mit der fortschreitenden Industrialisierung und den vielen Kraftwerken entlang des Rheins gab es bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts kein Durchkommen mehr für den Lachs. Die Chemie-katastrophe bei Sandoz 1986 (Schweizerhalle) verhalf einem schweizweit erwachten Umwelt-bewusstsein neuen Auftrieb. Daraufhin wurde das Projekt Lachs 2000 ins Leben gerufen, das die Wiederansiedlung der Fische im Rhein bis zur Jahrhundertwende zum Ziel hatte. Rund sechs Millionen Euro wurden damals von der EU und den einzelnen Anrainerstaaten und 250 000 Euro von der reumütigen Sandoz in den Fonds einbezahlt. Der Lachs wurde damit zum Symbol der ökologischen Wiederherstellung des grössten Stroms Westeuropas. Die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) koordinierte die Massnahmen, bis 1993 in Nordrhein-Westfalen die ersten Lachse gefangen wurden. Bis 2000 konnte jedoch keine stabile Population gesichert werden, worauf das Projekt bis 2020 verlängert wurde.
Ein treppenreicher Weg steht bevor
Heute befinden sich vorsichtigen Schätzungen zufolge etwa 7000 Lachse im Rhein und seinen Nebenflüssen. Bis 2020 hofft die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins auf einen Bestand von 21 000 Lachsen. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Wehre zu sogenannten Fischpässen umgestaltet. Zusätzlich werden jährlich Jungfische ausgesetzt, die teilweise von den erwachsenen Rückkehrern abstammen. Das Programm zeigt zaghafte Erfolge, hat in den kommenden fünf Jahren aber noch Steigerungspotenzial.
Für den Schweizerischen Fischereiverband (SFV) liegt der Ball bei den französischen Kraftwerken. Auf französischem Boden stehen acht Kraftwerke, die durchgängig gemacht werden müssten. Doch mit den Bemühungen, die Aufstiege auf beiden Rheinseiten zu sichern, ist es nicht getan.
Der Atlantische Lachs stirbt nach der Laichlegung nicht, sondern kehrt bis zu drei Mal in den Rhein zurück. Die einjährigen Fische kommen bei ihrem Retourweg noch durch die Turbinen, für die älteren bedeuten die Kaplan-Turbinen jedoch einen grausamen Tod durch Häckseln. Das Retourschwimmen der Lachse wird noch viel zu wenig thematisiert und wird entscheidend zu einer steigenden Population beitragen. Zahlreichen Fischerei- und Umweltschutzverbände koordinieren deshalb ein starkes Lobbying für den Lachs. So wurde dieser 2015 auch zum Fisch des Jahres gekürt.
Kommentare (0) anzeigenausblenden