Norwegen geriet vergangene Woche wegen dessen Walfischfangs ins Schlaglicht der Weltöffentlichkeit. Der Bericht “Frozen in Time“ (publiziert von Animal Welfare Institute, Oceancare und Pro Wildlife) kritisierte, dass das ‘moderne‘ Norwegen am Walfang festhält und das Moratorium zum Grosswalfang unterläuft. In den letzten zwei Jahren wurden so knapp 1‘400 Wale getötet – das sind mehr als die japanischen und isländischen Fänge zusammen.
Geschichte des Walfangs
Der Walfang reicht weit zurück in der Geschichte des Menschen. Felsbilder aus Südkorea zeigen, dass Walfang bereits vor der christlichen Zeitrechnung existierte. Während zuerst vor allem küstennahe Walbestände dezimiert wurden, entdeckten Seefahrer im 14. und 15. Jahrhundert grössere Bestände fernab der Küstenregion. Mit der Entwicklung dampfbetriebener Walfangschiffe sowie der Erfindung der Sprengstoffharpune, erhielt der Walfang in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts massiven Aufwind. Nebst dem Fleisch war vor allem der aus der Speckschicht gewonnene Waltran von Bedeutung. Er diente als Brennstoff für Lampen, als Schmiermittel oder als Reinigungsmittel für Wollkleidung. Später wurden daraus auch Margarine, Kunstharz und Seife hergestellt. Schliesslich erlangte das aus dem Tran entwickelte Nitroglycerin im 1. Weltkrieg eine entscheidende Bedeutung als Grundsubstanz für Sprengstoffe. In der ‘Hochsaison‘ des Walfangs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden fast alle Teile des Wals genutzt: Aus den Walknochen wurde Leim und Gelatine hergestellt, den Walrat (eine Flüssigkeit im Kopf von Pottwalen) verwendete man für Salben und die Ambra (eine unverdaute Masse im Darm) wurde für Parfüms verwendet.
Aufgrund des massiven Rückgangs der Walbestände wurde bereits 1948 die Internationale Walfang-Kommission (IWC) gegründet – um Quoten zu definieren, die den Walbestand nicht gänzlich ruinieren.
Das Intervenieren der Weltöffentlichkeit (insbesondere auch von Umweltschutzbewegungen) und die sinkende Rentabilität des Walfangs (chemische und pflanzliche Ersatzstoffe sind günstiger produzierbar) führten schliesslich dazu, dass 1986 ein Moratorium für die Grosswaljagd beschlossen wurde.
Walfang heute
Trotz des Moratoriums wurde der Walfang nicht komplett eingestellt. Eine Ausnahmeregelung wurde den Urvölkern (Inuit) in Gröndland und Kanada zugestanden, welche den Walfang in kleinem Rahmen und ausschliesslich für den Eigenbedarf betreiben.
Des Weiteren bleiben Kleinwale von diesem Gesetz ausgeschlossen, und für “wissenschaftliche Zwecke“ darf weiterhin gejagt werden. Die Umgehung des Moratoriums unter dem Vorwand wissenschaftlicher Fragestellungen wird vor allem durch Japan betrieben. Norwegen hat Einspruch gegen das Moratorium erhoben und sieht sich daher nicht gezwungen, die Jagd einzustellen.
Der obengenannte Bericht der Umweltorganisationen kritisiert allen voran, dass die Produkte des Walfangs sowohl in Norwegen wie zunehmend auch in Japan gar nicht gefragt sind, sondern die Nachfrage künstlich generiert wird. Weniger als 5% der Norweger gaben 2011 an, regelmässig Walfleisch zu essen. Rund 114‘000 kg Walfleisch wurden 2014 an Tiere verfüttert. Auch der Waltran findet keinen Absatz beim norwegischen Konsumenten. Die Organisationen werfen der norwegischen Regierung vor, Forschungsprojekte zu fördern, welche die Verwendung von Waltran in Pharmazeutika oder als Nahrungsergänzung prüfen soll. In den letzten Jahren wurde somit der Export in Länder wie Japan, Island oder den Färöer-Inseln stark ausgebaut.
Während Japan vor dem internationalen Gerichtshof einen Prozess verlor, welcher den kommerziellen Nutzen der “wissenschaftlichen Walforschung“ anprangerte und das Land seither Sanktionen unterliegt, jagt Norwegen ungeachtet der Weltöffentlichkeit als grösster Walfänger auf dem Globus weiter!
Weiterführende Informationen/Quellen:
"Frozen in Time", Bericht
Welt der Wale, WWF
International Whaling-Comission, IWC
Ausstellung "Wal & Fisch" im Naturhistorischen Museum, Basel
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