In zahlreichen Ländern gilt ein Wildtierverbot in den Zirkussen. Einen Schritt weiter gehen Kroatien, Malta, Zypern, Bolivien und Honduras, in diesen Ländern gilt ein generelles Verbot aller Tierarten. In Anbetracht dieser strengen Gesetzgebungen ist es besonders fragwürdig, dass in der Schweiz jegliche Tierarten für Zirkusvorführungen gehalten werden dürfen. Natürlich nicht ganz ohne gesetzliche Vorlagen. So ist es untersagt, Tieren Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen. Für die Haltung von Tieren werden Mindestgrössen der Gehege vorgegeben. Zirkusbetriebe profitieren allerdings von gewissen Sonderregelungen, welche die Tierhaltung auf kleiner Fläche ermöglichen.
Reine Tierquälerei?
„Kein Applaus für Tierquälerei“, mit diesem Slogan werben Tierschützer gegen die Haltung von Tieren in Zirkussen. Die grossartige Unterhaltung legitimiert, dass Tiere unzählige Male von Gastspielort zu Gastspielort transportiert und unter grellem Scheinwerferlicht und lauter Musik vorgeführt werden. Artspezifisches Verhalten wie Laufen, Schwimmen, Klettern oder Jagen kann in der Zirkustierhaltung nicht ausgelebt werden. Damit sich Tiere an den arbeitsreichen Alltag gewöhnen, müssen sie bereits als Jungtiere den Müttern entzogen werden. Danach werden sie einem strengen Training unterzogen. Diese Dressuren sind körperlich belastend und nicht nach ihrem natürlichen Verhalten ausgerichtet.
Zirkusdirektoren betrachten die Trainingseinheiten aus einem ganz anderen Licht. Es biete den Tieren Beschäftigung und sei zudem eine Herausforderung. Verhaltenspsychologe Immanuel Birmelin sieht das Verhältnis zwischen Dompteur und Wildtier als Höhepunkt der Mensch-Tierkommunikation. Zirkusleute seien grosse Tierfreunde und Tierkenner, keiner davon wolle einem Tier etwas Schlechtes antun. Es mag nun sein, dass die Raubtierdompteure ihre Tiere wirklich lieben, doch reicht dies für einen artgerechten Umgang? Oder gibt es diesen überhaupt - insbesondere mit Wildtieren? Ausbrüche und Unfälle in den Manegen zeigen, dass diese Beziehung eben nicht immer so vertraut ist, wie sie Birmelin beschreibt. Als Folge von Langweile und Platzmangel sind bei vielen Zirkustieren Verhaltensstörungen erkennbar. Typische Beispiele dafür sind Hin- und Herlaufen und das Schaukeln des Kopfes.
Eine Freude für das Publikum
Die Tierhaltung im Zirkus hat lange Tradition. Für viele Besucher ist der majestätische Löwe, der durch den Reifen springt der Höhepunkt der Vorführung. So möchte auch Zirkusdirektor Fredy Knie nicht auf Wildtiere verzichtet. Schuldgefühle treffen ihn dabei keine. Der Zirkus Knie bemühe sich darum, den Tieren einen möglichst artgerechten Alltag zu bieten. Zudem ist er der Meinung, dass Zirkus zur Sensibilisierung beiträgt. Die Leute lernen die Tiere im Zirkus kennen und lieben, nur so werde das Interesse geweckt, diese auch zu schützen. Dabei muss jedoch vermutet werden, dass ein höchst fragwürdiges Bild vermittelt wird: Vom Tier als gehorsamem Diener, als dekorative Attraktion, als Spielzeug. Zudem sind für ein atemberaubendes Programm keine Tiere notwendig. Seiltanz, Akrobatik, Musik und lustige Clowns gelten als ebenso beeindruckend.
Weiterführende Informationen/Quellen
Vier Pfoten
Interview mit Immanuel Birmelin
Wildtierverordnung
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