Wie die Nacht verloren ging…

In Hong Kong wird aus der Nacht Tag gemacht. In Hong Kong wird aus der Nacht Tag gemacht.

Zwischen 1993 und 2013 haben die Lichtemissionen um 70 Prozent zugenommen. Diese schnelle Veränderung kann für so manche Tiere gefährlich werden.

Wann haben Sie das letzte Mal bei einem nächtlichen Bummel durch die Stadt in einen mit Sternen bestückten Himmel geschaut? Wahrscheinlich noch nie, oder es ist Jahre her. Um ein solches Naturspektakel zu erleben, muss heutzutage schon etwas weiter gegangen werden. Erst weit weg von all dem Trubel, den Hochhäusern und den Autos, auf dem Land oder in den Bergen lassen sich die selbstleuchtenden Himmelskörper noch beobachten. Denn durch künstliche Beleuchtung wird der Himmel aufgehellt und schwächere Sterne mit einer geringeren Leuchtkraft sind für uns nicht mehr sichtbar.

Auswirkung auf die Tiere

Nicht nur für uns ist das Phänomen der zunehmenden Lichtverschmutzung wahrzunehmen. Vor allem Tiere werden durch die immer heller werdende Nacht in ihrem natürlichen Verhalten gestört. Die meisten Zugvögel nutzen den Tag, um Energie zu tanken, und fliegen in der Nacht. Üblicherweise lassen sie sich durch das Licht der Sterne und des Mondes lenken. Durch beleuchtete Strassen, Leuchttürme und Hochhäuser verlieren sie die Orientierung und kreisen irrtümlich über Städten oder rund um die Laternen. Dadurch verlieren sie viel Energie, die sie eigentlich für den Weiterflug benötigen. Für viele bedeutet dies den Tod durch Erschöpfung. Andere werden durch den Lichtschein geblendet und übersehen so gefährliche Hindernisse.

Aus ähnlichen Gründen verwandeln sich die Laternen und Lampen im Sommer in Massengräber für Insekten. Zudem verbrennen sie sich, wenn sie zu nahe ans Licht fliegen. Allerdings sind nicht alle Insekten davon betroffen. Es gibt auch solche, welche das Licht nur aus der Ferne wahrnehmen und gar nicht erst hineingeraten, weil sie davon ausgehen, dass nun Tag ist. Diese künstliche Tagesbedingung führt dazu, dass sie in unmittelbarer Nähe zum Licht verharren, um auf die Nacht zu warten.

Unter Orientierungsverlust leiden auch junge Schildkröten. Weibliche Schildkröten graben ein Nest in den Sand und legen darin ihre Eier, danach verwischen sie jegliche Spur, damit kein Raubtier an ihre Schützlinge kommt. Sie kehren sofort ins Meer zurück und hinterlassen die Nester ungeschützt. Schlüpft das Jungtier, so begibt es sich erst aus dem Nest, wenn die Sonne untergegangen und der Sand abgekühlt ist. Ihre Nester liegen im Schatten der Dünnen, von welchen sie sich Richtung Meer bewegen. Das Spiegelbild des Mondlichts und der Sterne dient den Schildkröten als Wegweiser. Durch hellbeleuchtete Strandhotels und –häuser geraten sie in die falsche Richtung, was sie verschiedenen Gefahren aussetzt: Sie bleiben in der Dünenvegetation hängen, vertrocknen in der Sonne, sie werden von einem Feind gefressen oder von einem Auto überfahren.

Die Bedeutung des Lichtes für unsere Gesellschaft

Mit der Erfindung des künstlichen Lichtes war eine Revolution geschaffen. Wer Licht besass, hatte Reichtum. Die Nacht konnte zum Tag gemacht werden, was uns neue Möglichkeiten eröffnete. Niemand sah sich mehr gezwungen, bei Sonnenuntergang schlafen zu gehen. Das steigerte die Produktivität stark, denn plötzlich konnten längere Schichten und Nachtarbeit geleistet werden. Heutzutage gibt es klare Vorschriften für Nachtarbeit, jedoch wäre ohne Licht unsere 24/7-Gesellschaft nicht möglich. Wer rechnet, kommt mit höchster Wahrscheinlichkeit zum Schluss, dass künstliches Licht eine gute Sache ist. Jedoch bringt jede Erfindung, welche sich vom natürlichen Verhalten wegbewegt, eine grosse Verantwortung gegenüber der Natur mit sich.

 

Weiterführende Informationen/Quellen
GEO

 

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