Noch vor einigen Jahren wurde jeder Pelzträger von der Öffentlichkeit schief angeschaut. Pelz an Kleidungsstücken galt als unethisch und war ein Tabu auf den Strassen. Nun hat sich das Blatt gewendet. Pelz ist von der Mehrheit der Gesellschaft wieder komplett akzeptiert. Gemäss des Internationalen Pelzverbandes ist seit dem Jahr 2010 der Pelzumsatz weltweit um 70 Prozent gestiegen. Dies zeigt sich auch bei einem Spaziergang in der Stadt. Sobald die kältere Jahreszeit anbricht, strotz es nur so von flauschigen Büscheln auf Mützen, Jacken, Westen oder auch einfach ganzjährig als Anhänger an der Tasche. Die Kreativität der Modeschöpfer lässt das tierische Produkt an jedem Kleidungsstück und Accessoire ‘glamourös‘ wirken. Mit der Wiederentdeckung von Pelz begann ein Milliardengeschäft für Pelzfarmer. Millionen Tiere werden jährlich für die Pelzproduktion getötet. Dabei handelt es sich um Nerze, Marderhunde, Füchse, Chinchillas, Kojoten, Hunde, Kaninchen, Katzen und so weiter…
Die unangenehme Wahrheit über Pelz
China gilt als weltweit grösster Hersteller von Pelz, aber auch europäische Länder wie Dänemark und Finnland haben die Nase weit vorn. Die eigentlichen Wildtiere werden über Monate in riesigen Pelzfarmen gehalten. Ihr Leben dort ist alles andere als artgerecht. In langen Bahnen sind die Käfige aneinander gereiht. Die Käfige stehen auf Stelzen oder sind aufgehängt und bestehen bloss aus Gittern, damit die Tiere ihren eigenen Pelz nicht mit Kot oder Urin beschmutzen. Durch die enge Käfighaltung verletzen sie sich oft an den Pfoten. Zudem entwickeln sie Verhaltensstörungen. Meist herrschen auf den Farmen prekäre Hygienebedingungen. Deshalb werden die Tiere regelmässig mit Medikamenten und Wachstumsförderern vollgepumpt. Um das Gelände zu desinfizieren, werden giftige Chemikalien eingesetzt. Diese Stoffe enden schliesslich im Boden und in den Gewässern. Sobald die Tiere ihre Fellreife erreichen, beginnt die Pelzernte. Für die Tötung der Tiere gibt es verschiedene Methoden. Die etwas sanftere Art ist Tötung durch Elektroschock, Vergasung oder Gift. Im schlimmsten Fall werden sie totgeschlagen, in kochendes Wasser geworfen oder am lebendigen Leib gehäutet. Danach muss das Fell mit einer Entfettungsmaschine oder von Hand auf der Hautseite entfettet werden. Der hohe Fettanteil ist ein typisches Merkmal für die schlechte Haltung: Überfütterung und Bewegungsarmut. Nun ist das Gerben dran. Um das Fell der Tiere haltbar und weich zu machen sind etwa 140 Arbeitsschritte notwendig. Dafür werden hunderte von hochgiftigen Chemikalien eingesetzt. Strenge gesetzliche Verordnungen gibt es dafür in vielen Ländern nicht. Die Arbeiter und die Umwelt tragen erhebliche Schäden davon.
Nebst der Pelztierzucht gibt es auch noch den Wildfang. Dafür werden in der Natur Fallen gelegt. Die Tiere tappen in das Fangeisen und bleiben meist mit dem Fuss (damit der Pelz nicht beschädigt wird) hängen. Stunden- oder sogar tagelang kämpfen die Tiere noch um ihr Leben. Dabei geraten nicht nur jene Tiere, die für die Pelzindustrie von Interesse sind, in die Falle. Ein Grossteil sind Fehlfänge, welche nicht zu verwerten sind. Auch vom Aussterben bedrohte Tiere werden davon nicht verschont.
Fair-Labels: Eine Lösung?
Besonders in der heutigen Zeit, in der von einer bewussten Generation gesprochen wird, ist der Pelzerfolg fraglich. Beim Einkaufen landen umweltschonende Produkte im Wagen und auf dem Tisch sind gern mal vegetarische oder vegane Gerichte gesehen. Die modische Moralvorstellung ist jedoch noch nicht so tief verankert, dass verzichtet wird. Lieber wird mit dem neusten Trend mitgegangen, statt als altmodisch zu gelten. Ein Kleidungsstück mit einem Fair-Label beruhigt aber trotzdem unser hintergründiges Gewissen. Doch gibt es überhaupt faire Pelzproduktion? Entgegen den verbreiteten Behauptungen stimmt das Argument, dass Pelz aus einer Restverwertung der Fleischindustrie gewonnen wird, leider nicht.
Mit dem „Origin Assured“ Label wollte der Internationale Pelzverband Transparenz schaffen. Es soll Pelze kennzeichnen, welche aus Ländern mit bestehenden Tierschutzrichtlinien kommen. Das OA-Label verweist somit nur auf die jeweilige nationale Gesetzgebung und es wird nicht überprüft, wie die Tiere in den Farmen gehalten werden. Mit diesem Label wird Seriosität vorgetäuscht und dem Kunden ein falsches Bild vermittelt. Ein weiteres Paradox ist die Schweizer Gesetzgebung. Pelzfarmen sind hierzulande strikt verboten. Der Import von Pelzartikeln ist allerdings erwünscht. Wenigstens ist, ganz im Gegenteil zu vielen anderen Ländern, eine klare Deklaration notwendig. Da muss dann die Herkunft und die Rasse des Tieres genau angegeben werden…
Kunstpelz als Alternative
Wer nicht auf Pelz verzichten möchte, jedoch kein Tierleid mit seinem Kauf unterstützen möchte, kann Kunstpelz kaufen. Dieser kann einfach von Echtpelz unterschieden werden. Wer die Haare etwas beiseite stösst, erkennt, ob die Haare auf einen Kunststoff oder auf Leder haften. Zudem hat echter Pelz eine Unterwolle, diese feinen kleinen Haare spenden den Tieren Wärme. Wer hundertprozentig sicher sein möchte, kann sanft in den Pelz blasen. Echtpelzhaare bewegen sich schon bei einem ganz leichten Windstoss. Kunstpelzträger dürfen jedoch nicht vergessen, dass sie damit trotzdem ein Statement setzen und somit eine laufende Werbetafel für die Pelzmode sind.
Weiterführende Informationen/Quellen
Pelzinfo
Pelz aus Nachhaltiger Zucht
Vier Pfoten
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