Kampf dem Stadtgrau

03 Jul 2017
Kampf dem Stadtgrau

Die Innenverdichtung von Siedlungen verhindert die Einzonung weiterer Grünflächen am Stadtrand. Dadurch sind aber grüne Nischen in der Stadt bedroht.

Die Bedeutung von der Natur in der Siedlung wird oft unterschätzt. Meist wird bei Planungen, Altbausanierungen und Neubauten in Baulücken die Umgebung zu wenig einbezogen. Dies hat fatale Folgen. Denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass viele Tier- und Pflanzenarten, die in der landwirtschaftlich intensiv genutzten Landschaft keinen Lebensraum mehr haben, in der Stadt Nischen zum (Über-)Leben finden. In jeder noch so grauen Siedlung gibt es Tiere und Pflanzen. Die Artenvielfalt in der Stadt kann inzwischen höher sein als im umliegenden Agrarland; vorausgesetzt, es gibt genügend wertvolle Grünräume im Siedlungsgebiet.

Städtebau und Natur sind keine Gegensätze

Auf Grund solcher Erkenntnisse untersuchten Dr. Thomas E. Hauck (Universität Kassel) und Prof. Wolfgang W. Weisser von der Technischen Universität München (TUM) in einem Forschungsprojekt, wie sich städtebauliche Anforderungen mit den Bedingungen für Tierlebensräume verbinden lassen. Daraus entstand das Konzept Animal Aided Design (AAD). Erklärte Ziele sind die Wissensvermittlung und Sensibilisierung von Architekten und Planern sowie die Stärkung eines neuen Bewusstseins für die wertvollen Nischen in Siedlungen.

Im Zentrum dieses Ansatzes stehen Tierbedürfnisse. Berücksichtigt wird dabei der gesamte Lebenszyklus einer Art, das heisst von der Geburt bis zur Fortpflanzung. Jede Lebensphase stellt bestimmte Anforderungen. Gewählt wird eine Tierart, die bereits im Planungsgebiet vorkommt oder sich für eine Neuansiedlung eignet.

Am Beispiel des Rotkehlchens lässt sich die Arbeitsweise des AAD gut aufzeigen:
Rotkehlchen sind Bodenbrüter, sie bauen deshalb ihre Nester beispielsweise in der Krautschicht von deckenden Gebüschen. Sie ernähren sich von Beeren und Würmern und brauchen für die Körperpflege flache, weite Badestellen an Orten, wohin sie bei Gefahr gut fliehen können. Zum Singen benötigen sie eine Singwarte. Zum Schlafen bevorzugen sie geschützte Bereiche in dichtem Gebüsch oder auch an und in Gebäuden. Aus all diesen Angaben ergeben sich die Anforderungen an einen passenden Lebensraum für den kleinen Singvogel. Sie dienen als Inspiration und Orientierung für die Gestaltung eines städtischen Freiraums.

Auch die Menschen profitieren

Das Beispiel zeigt auf, dass die Gestaltung eines Raums mit solchen Vorgaben auch die Attraktivität und Lebensqualität für Stadtbewohner erhöht. Es ermöglicht zudem Naturerlebnisse vor der Haustür. Weiter hat die Begrünung einen positiven Einfluss auf das Stadtklima. Durch die Anwendung dieses Ansatzes können unter Umständen auch teure Umsiedlungen von Tierpopulationen umgangen werden.

Es bestehen ausgearbeitete Projekte für Stadtteile in London, München und Berlin. Bis jetzt konnten sie jedoch noch nicht realisiert werden.

 

 

 

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