Die Antwort lautet Tier-Telemetrie oder auch Biologging. Die neuesten technologischen Entwicklungen von Miniatur-Sensoren bringen nicht nur Fortschritte in der Unterhaltungselektronik, wie zum Beispiel tragbare Fitness-Tracker, die neben dem Standort auch gleich Herzfrequenz und Art der Aktivität aufzeichnen. Auch die wissenschaftliche Forschung der Tierökologie und Verhaltensbiologie profitiert davon. Wissenschaftler können durch innovative Technologien die Tierwelt aus der Ferne beobachten und geben Aufschluss über ihr natürliches Verhalten. Neben Interaktionen mit anderen Tieren können sogar Daten über die Physiologie und das Verhalten einzelner Tiere, sowie die klimatischen Bedingungen ihrer Umgebung festgehalten werden.
Migrationsverhalten
In der Erforschung der wandernden Tierarten können sogenannte Geolokatoren oder GPS-Sender neue Erkenntnisse über Flugrouten und Wanderungen geben. Die Küstenseeschwalbe konnte so den Weltrekord der längsten erfassten Tierwanderung aufstellen, indem sie auf ihrer Reise zwischen dem Sommerquartier in den Niederlanden und dem Winterquartier in der Antarktis etwa 90‘000 Kilometer zurücklegte. Auch die Sommerwanderungen der Wapitihirsche im Yellowstone Nationalpark werden mittels GPS-Sendern überwacht. Dadurch stellte man fest, dass der Aktionsradius der Herden weitaus grösser ist als das durch den Nationalpark geschützte Gebiet und somit auch Handlungen ausserhalb dieser Zonen negativen Einfluss auf die Hirschpopulationen haben.
Enorme Menge an Daten
Die Entwicklungen in der digitalen Welt geben der Wissenschaft der Zukunft vielfältige Möglichkeiten. Während sich Forscher früher mit etwa einem Standort pro Tag zufrieden geben mussten, können nun alle paar Sekunden Daten direkt übertragen werden. Neben den unterschiedlichsten Fragestellungen, die die Wissenschaftler zu beantworten hoffen, birgt die Entwicklung aber auch ein neues Problem: Unzählige unabhängige Sensoren und Geräte häufen ungeheure Mengen an Daten an. Dafür gibt es eine zentrale Datenbank für Bewegungsdaten der wandernden Arten, die von Wissenschaftlern der ganzen Welt genutzt werden kann. Diese Rohdaten finden Einsatz in verschiedensten Forschungseinrichtungen und geben neue Erkenntnisse zur Ökologie diverser Arten. Daraus folgend können optimierte Schutzkonzepte für bedrohte Arten erarbeitet werden. Auch hinsichtlich Reaktionen der Tiere auf Veränderungen durch den Klimawandel oder Naturkatastrophen können diese Datenmengen neues Verständnis liefern.
Wenn die technische Innovation so rasant weiterläuft wie bisher, können schon in naher Zukunft noch kleinere und leichtere Sensoren entwickelt werden, um Kleinstlebewesen wie Fledermäuse oder Insekten damit auszustatten. Forscher meinen, das goldene Zeitalter der Tier-Telemetrie habe gerade erst begonnen.
Weiterführende Informationen:
Neue Bucherscheinung "Die Wege der Tiere"
Studie "Das Goldene Zeitalter des Biologging"
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