Illegale Vogeljagd: Auch in Europa ein Problem

Der Buchfink zählt zu den mengenmässig am stärksten von Wilderei betroffenen Vogelarten. Der Buchfink zählt zu den mengenmässig am stärksten von Wilderei betroffenen Vogelarten.

Immer noch leiden Millionen von Zugvögeln entlang ihrer Flugrouten unter illegaler Jagd. Leimruten und feine Fangnetze werden den Vögeln in den Weg gestellt und beenden ihren Flug und ihr Leben viel zu früh.

Eine neue Studie von BirdLife International widmet sich erneut den illegalen Tötungszahlen von wandernden Vögeln auf dem Weg in ihre Winterquartiere und zurück in ihre Brutgebiete. Allein in der Mittelmeerregion werden jährlich 25 Millionen Vögel illegal gejagt, wie BirdLife im Jahr 2015 dramatisch publik machte. Der neue Bericht beleuchtet nun auch Mittel- und Nordeuropa, sowie die Kaukasusregion, wo Schätzungen von zusätzlich 400‘000 bis 2,1 Millionen getöteten Vögeln ausgehen. Besonders erschreckende sind diese Zahlen in Anbetracht der Tatsache, dass ein Grossteil der betroffenen Länder die Berner Konvention zum Schutz der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten unterzeichnet hat oder sogar als Mitglieder der EU zur Implementierung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien und der Vogelschutzrichtlinie verpflichtet ist. Offensichtlich bedarf es in vielen Staaten an strengeren Umsetzungen dieser Richtlinien.

Welche Regionen sind besonders gefährlich für Zugvögel?

In der Mittelmeerregion finden immer noch die meisten illegalen Tötungen statt, wobei die höchsten Zahlen in Ägypten (5,7 Mio.) und Italien (5,6 Mio.) festzustellen sind. Auch Syrien, der Libanon, Zypern und Griechenland können zu Todesfallen für die Zugvögel werden. In Mittel- und Nordeuropa sowie der Kaukasusregion werden Aserbaidschan (etwa eine halbe Million getöteter Wasservögel), Deutschland (!), Armenien und Bulgarien als Hotspots der Vogelwilderei genannt.

Warum werden die Vögel illegal getötet?

Die Vogeljagd wird in einigen Ländern in Mitteleuropa und dem Kaukasus als Sport gesehen. Vielerorts besuchen Jagd-Touristen ausgerechnet jene Länder, die mit ihren Jagdbestimmungen weniger restriktiv vorgehen und Vogelschutzrichtlinien unzureichend implementieren. Überdies werden viele Vögel in Nordeuropa als Schädlinge für die Landwirtschaft gesehen und deswegen getötet. Sogar Greifvögel stehen auf der Abschussliste, da sie als direkte Konkurrenz des Jägers eingeschätzt werden. Einige Vogelarten werden in bestimmten Ländern als besonders wertvolle Delikatesse gehandelt. In der Kaukasusregion sind Vögel eine zusätzliche Nahrungsmittel- und Einkommensquelle.

Welche Vögel leiden darunter?

Der Haussperling und der Buchfink sind am meisten von der Wilderei betroffen, aber auch die Mönchsgrasmücke und die Wachtel. Besonders dramatisch wirkt sich die Jagd auf Greifvogelarten aus, da sie sich sehr langsam fortpflanzen, und ein Verlust von wenigen Exemplaren schon Auswirkungen auf die gesamte Population hat. Auch vom Aussterben bedrohte Vogelarten werden durch illegale Jagd weiter dezimiert und ihr Überleben erschwert.

Wie kann die illegale Vogeljagd eingedämmt werden?

Schon nach der ersten Veröffentlichung der Zahlen 2015 konnten erste Schritte zum verbesserten Schutz der Vögel bei Regierungen und der EU erreicht werden. Als erneuter Aufschrei gibt der neue Bericht weiteren Anlass zur Bekämpfung der illegalen Vogeljagd, deren Ausmass bis heute grob unterschätzt wurde. Die Verbesserung des internationalen Vogelschutzes soll durch strategische Koordination zwischen den Ländern vorangetrieben werden. Die Mittelmeerländer einigten sich schon auf eine gemeinsame Vorgehensweise, um die illegale Vogelwilderei zu stoppen.

Weiterführende Informationen:
BildLife Bericht Oktober 2017 „The Killing 2.0“
BirdLife Bericht des Jahres 2015 „The Killing“

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