Japan setzt das Wal-Massaker fort

29 Nov 2017
Ein Zwergwal und ihr einjähriges Kalb werden aufs japanische Walfangschiff „Nisshin Maru“ gezogen. Ein Zwergwal und ihr einjähriges Kalb werden aufs japanische Walfangschiff „Nisshin Maru“ gezogen.

Japan nimmt seine Waljagd in der Antarktis auch dieses Jahr wieder auf. Für angeblich wissenschaftliche Zwecke ist der Abschuss von 330 Zwergwalen geplant. Dieses Jahr werden sie kaum daran gehindert werden.

Obwohl die Internationale Walfangkommission (IWC) den kommerziellen Walfang seit 1986 unterbindet, sind vor wenigen Wochen die Schiffe der japanischen Walfangflotte aus dem Hafen in Shimonoseki ausgelaufen. Sie befinden sich nun auf dem Weg in antarktische Gewässer und wollen dort bis März 2018 wieder 330 Zwergwale töten – zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken. Bereits früher in diesem Jahr kehrten die japanischen Walfänger mit ihrer selbsternannten Fangquote von 177 Walen aus dem Nordwestpazifik zurück.

Wissenschaft und Tradition als Ausrede

Die Japaner rechtfertigen ihren Walfang aufgrund eines juristischen Schlupflochs, welches die Jagd auf Wale zu deren Erforschung erlaubt. Der Wahrheitsgehalt dieser Begründung ist aber äusserst umstritten.

Allein in den antarktischen Gewässern wurden für das angebliche Forschungsprogramm in den letzten 25 Jahren mehr als 10‘000 Grosswale erbeutet. Dennoch ist der wissenschaftliche Nutzen äusserst bescheiden. Der japanische Abgeordnete der IWC ist zwar überzeugt vom Erfolg des Walfangprojekts und behauptet, dass der Walfang zu 666 wissenschaftlichen Publikationen geführt habe. Dem widerspricht der Internationale Gerichtshof deutlich und nennt nur zwei Publikationen, die Japan in namhaften wissenschaftlichen Journals veröffentlicht hat und auf diese Weise auch von aussenstehenden Experten begutachtet werden konnten. Bei allen anderen Publikationen handelt es sich entweder um unveröffentlichte Studien oder Begutachtungsberichte zuhanden der IWC. Ausserdem stammen die Daten für die zwei anerkannten Studien von lediglich neun getöteten Walen. Wie will Japan also die abertausend anderen geschlachteten Wale rechtfertigen?

Um aus diesem klaren Widerspruch herauszukommen, beruft sich Japan neben der Wissenschaft auch auf die Tradition. Walfang wurde in Japan tatsächlich schon im 16. Jahrhundert betrieben. Allerdings wurde dieser traditionelle Walfang stets im kleinen Rahmen und nur von wenigen, isolierten Fischergemeinden von Land aus betrieben. Die Mehrheit des japanischen Volks hatte nie etwas mit Walfang zu tun und war nicht auf Walfleisch als Nahrung angewiesen. Es scheint, als wollen die japanischen Walfänger die Argumente anderer traditioneller Walfangvölkern wie Norwegen oder Island abkupfern, um ihr eigenes Vorhaben zu rechtfertigen.

Obwohl die Zahl der Walfleischkonsumenten verschwindend klein ist, bekennt sich die japanische Regierung dazu, dass das Walfleisch nach den angeblichen wissenschaftlichen Untersuchungen auf dem Teller landet.

Die Wissenschaft sowie auch traditionelle Gründe wiederspiegeln also die wahren Absichten des Walfangs in keiner Weise. Deshalb urteilte der internationale Gerichtshof bereits 2014, dass Japan die Ausnahme des Walfangmoratoriums missbrauche. Daraufhin war das Land gezwungen, die Jagd für ein Jahr einzustellen. Dennoch schicken sie ihre Walfangflotte seit 2015 jährlich wieder los.

Dieses Jahr wird die Walfangflotte auf keinen Widerstand stossen

In vergangenen Jahren leistete die Umweltschutzorganisation Sea Shepherd den Walfängern vehement Widerstand, indem sie die Jagd sabotierte und sich aktiv zwischen Wale und Harpunen positionierte. So konnten zahlreiche Wale vor dem Tod bewahrt werden.  

Das erste Mal seit zwölf Jahren sind die Aktivsten dieses Jahr jedoch gezwungen, im Hafen zu bleiben. Der Einsatz von Militärtechnologie zur Überwachung der Aktivisten-Boote durch die japanische Marine und deren Erlaubnis, auf die Umweltschützer zu schiessen, machen die Störung der Waljagd unmöglich. Dennoch wird die Umweltschutzorganisation nicht tatenlos zusehen: Sie plant den öffentlichen Druck auf die Walfänger zu erhöhen, um so das Ende des Walfangs zu erzwingen.

Glücklicherweise sind die Streiter von Sea Shepherd nicht die einzigen, die sich darum bemühen: Gerade kürzlich hat ein internationales Komitee, das für den Schutz der Tiere einsteht, eine Untersuchung des japanischen Walfangprogramms beschlossen, um Verstösse gegen das Walfangmoratorium erneut aufzudecken.

Walfang zu kommerziellen sowie auch wissenschaftlichen Zwecken hat in der heutigen Gesellschaft keinen Platz mehr. In einer Zeit von DNA- und Remote-Monitoring können wertvolle wissenschaftliche Daten ohne das Töten eines einzigen Wals gewonnen werden.

 

Weiterführende Informationen:
IFAW Bericht über "wissenschaftlichen" Walfang
Wissenschaftliche Publikationen aufgrund des japanischen Walfangprogramms

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.