Die flugunfähigen und nachtaktiven Kiwis sind so etwas wie ein Nationalsymbol der Neuseeländer. Neben der bekannten Frucht bezeichnen sich die Einwohner Neuseelands sogar selbst als „Kiwis“. Alle fünf nur in Neuseeland vorkommenden Kiwi Arten werden als gefährdet eingestuft - bis vor kurzem. Aufwändige Massnahmen zu Erhaltung der Kiwis haben Früchte getragen, sodass beim diesjährigen Update der Roten Liste zwei Kiwiarten zurückgestuft werden konnten.
Erfolg für den Nördlichen Streifenkiwi und den Rowi
Der Gefährdungsstatus des Rowis (Apteryx rowi) und des Nördlichen Streifenkiwis (Apteryx mantelli) hat sich nach neuesten Einschätzungen der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) von „stark gefährdet“ auf „gefährdet“ verbessert. Die Populationsgrössen der beiden Arten haben sich in den letzten Jahren gut erholt und gelten nun wieder als stabil. Vom Nördlichen Streifenkiwi streifen nun wieder rund 18‘000 Exemplare durch die Farnwälder der Nordinsel, und in gewissen Gebieten wächst die Population um jährlich bis zu 2 Prozent. Beim Rowi, der auch als Okarito Kiwi bekannt ist, ist der Bestand seit 1995 von 160 Individuen auf mehr als 400 gewachsen.
Eingeschleppte Fressfeinde hätten die Kiwis beinahe ausgelöscht
Wie so oft bei wehrlosen Vögeln auf isolierten Inseln haben eingeschleppte Arten den beinahe blinden Kiwis das Leben schwer gemacht. Mit der Ankunft der europäischen Siedler kamen auch Wiesel, Frettchen, Katzen und Hunde auf die bisher raubtierfreien Inseln. Diese Räuber haben es insbesondere auf die Eier und die frisch geschlüpften Jungtiere abgesehen. Freilaufende Hunde stellen sogar für erwachsene Kiwis eine tödliche Gefahr dar. Wöchentlich werden bis zu 21 Kiwis durch Räuber getötet, die in Neuseeland eigentlich nichts zu suchen haben.
Eingeschleppte Ratten machen ihnen zudem die Nahrung streitig. Mit ihrem sensationellen Geruchsinn spüren die omnivoren Kiwis zum Beispiel Würmer und Samen auf, die auch bei den Nagetieren sehr beliebt sind.
Langjährige Bemühungen um die Kiwis zu retten
Die positiven Bestandsentwicklungen der zwei Kiwiarten sind dem mehr als 30-jährigen Einsatz von Naturschützern, Politikern, Maoris und lokalen Gemeinschaften zu verdanken. Neben grossräumiger Bekämpfung der eingeschleppten Räuber wurden unzählige Jungtiere im geschützten Rahmen grossgezogen. Dafür wurden wilde Kiwi-Eier eingesammelt und ausgebrütet. Die geschlüpften Jungtiere werden aufgezogen, bis sie die zum Auswildern ideale Grösse erreicht haben, sodass sie einigermassen sicher vor Wieseln und Mardern sind. Dieses Aufzuchtprogramm hat die Überlebensrate der Jungvögel von 5 Prozent auf 60 Prozent gesteigert.
Hinzu kamen genetische Untersuchungen der verbleibenden Kiwipopulationen, Öffentlichkeitsarbeit, Monitoring und Auswertungen der Lebensraumansprüche, um das langfristige Überleben der Kiwis zu sichern.
Nicht zuletzt darf man das Engagement von diversen Gemeinden zur Erhaltung der Kiwis nicht unterschätzen, die es ermöglicht haben, Schutzgebiete in ihrer Umgebung und zum Teil auch auf privatem Land einzurichten.
Das Kiwi-Projekt ist noch nicht zu Ende
Der erzielte Erfolg ist kein Grund zum Innehalten, denn noch immer sind drei der fünf Kiwiarten vom Aussterben bedroht. Der nächste Schritt im „Kiwi Recovery Plan“ zielt auf den Aufbau der gesamten Kiwipopulation von 70‘000 auf 100‘000 Individuen bis 2030 ab. Ohne fortlaufendes Management der Kiwipopulationen würden auch die Bestände der geretteten Kiwiarten bald wieder schrumpfen.
Nach wie vor stellen Hunde eine der grössten Gefahren für die Kiwis dar. Es wird geschätzt, dass die Lebenserwartung des Nördlichen Streifenkiwis aufgrund von wildernden Hunden von 30-40 Jahren auf gerade einmal 13 Jahre gesunken ist. Da Kiwis sich nur sehr langsam fortpflanzen, kann ein früher Tod verheerend für den Fortbestand der Population sein. Deshalb muss die Bedrohung durch Hunde möglichst rasch reduziert werden.
Die neuseeländische Regierung hat bereits drastische Massnahmen angekündigt: Bis 2050 sollen alle eingeschleppten Räuber ausgerottet werden, damit das mehr als 250’000 km2 Land wieder wie ursprünglich räuberfrei sein wird. Von diesem von vielen Ökologen als unmöglich bezeichneten Vorhaben würden bei einer erfolgreichen Durchführung nicht nur die neuseeländischen Kiwis, sondern die gesamte heimische Flora und Fauna profitieren.
BirdLife International Bericht über das Update der Einstufung der Kiwis auf der Roten Liste
New Zealand Department of Conservation: So wird dem Kiwi geholfen
Kommentare (0) anzeigenausblenden