Der Eurasische Fischotter hat eine harte Zeit hinter sich. Noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts umfasste die Schweizer Population mehr als 1000 Tiere. Doch dann ging es bergab für den herzigen Otter, bis 1989 das letzte bekannte Ter in der Schweiz verstarb. Innert eines Jahrhunderts wurde der ganze Bestand ausgerottet.
Einer der Hauptgründe für sein Verschwinden dürfte die Gewässerverschmutzung durch Gifte wie PCB (Polychlorierte Biphenyle) gewesen sein. Das Gift, das durch die Nahrung aufgenommen wird, verhinderte, dass sich die Otter erfolgreich fortpflanzen konnten. Zudem hat die gezielte Jagd auf den Fischotter, der als Fischräuber verpönt war, die Bestände vor allem Ende des 19. Jahrhunderts bis anfangs 20. Jahrhundert stark dezimiert.
Ein weiterer Faktor für die Ausrottung war der kontinuierliche Lebensraumverlust. Uferverbauungen, Wasserkraftwerke und Siedlungen, die bis in die Nähe der Gewässer gebaut wurden, zerstörten die einst naturbelassenen Bachläufe.
Der Fischotter erobert die Schweiz zurück
Seit dem Verschwinden des Otters hat sich glücklicherweise einiges getan: Die Wasserqualität hat sich verbessert und es fanden zum Teil Renaturierungen von Fliessgewässern statt. All diese Bemühungen wurden belohnt, als 2009 in Reichenau am Hinterrhein der erste gesicherte Nachweis eines Fischotters in der Schweiz erbracht werden konnte. Seither wurden fast jährlich weitere Anzeichen von Fischottern aufgespürt. So wurde die Präsenz dieser Marderart entlang des Rheins, der Aare, der Rhone und des Ticinos nachgewiesen. Solche Nachweise erfolgen üblicherweise anhand von Fotofallen, Kot, Todfunden oder genetischen Analysen. Unter den kurioseren Belegen sind auch Videoaufnahmen eines Fischotters, der sich im Fischaufstiegsbecken des Kraftwerks Reichenau tummelt. Der Fischotter ist also auf natürliche Weise wieder in die Schweiz eingewandert.
Es gab bereits Nachwuchs
Besonders erfreuliche Nachrichten gibt es aus dem Kanton Bern: In der Region hatten die Fischotter seit 2015 bereits vier Mal erfolgreich Nachwuchs. Auch 2017 wurden wieder Weibchen mit Jungtieren gesichtet.
Ein Highlight in diesem Jahr war auch der erstmalige Fotofallen-Nachweis eines Fischotters am Inn im Engadin. Die Fischotterpopulation im nahen Tirol ist stetig am Wachsen, sodass in Zukunft vermehrt Tiere den Sprung über die Grenze ins Engadin schaffen dürften.
Schwierigkeiten vorzeitig aus dem Weg räumen
So erfreulich die Rückkehr des Fischotters sein mag, gibt es wie bei anderen Räubern einige Herausforderungen zu bewältigen. Sein Appetit auf Fische könnte zu Interessenskonflikten mit Fischzüchtern führen und vermehrt Druck auf gefährdete Fisch- und Krebsarten ausüben, da er etwa 1 kg Fisch pro Tag verspeist. Darum hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) vor, die Rückkehr mit einer nationalen Fischottergruppe zu begleiten.
Der Fischotter ist also definitiv drauf und dran, seine alte Heimat wiederzuentdecken. Er gilt eigentlich als recht flexibler und anpassungsfähiger Räuber, der in Österreich sogar beim Jagen in Staubecken beobachtet wurde.
Dennoch ist er auf fischreiche Bäche ohne Verbauungen angewiesen, damit er sich auch längerfristig wieder in der Schweiz wohlfühlt.
Fischotterstiftung Pro Lutra
Medienmitteilung über Fischotternachweise im Oktober 2017
Kommentare (0) anzeigenausblenden