Als flinker Jäger hat sich das Hermelin (Mustela erminea) auf die Jagd von Schermäusen spezialisiert. Beobachter staunen oft über die akrobatischen Kapriolen, die das zum Tier des Jahres 2018 ernannte Hermelin bei seinen Streifzügen schlägt. Eine wissenschaftliche Erklärung für diese Tanzeinlagen gibt es allerdings nicht.
Dank seiner schlanken Körperform passt das Hermelin ideal durch die unterirdischen Gänge seiner Beutetiere, die beim Tunnelbau ganze Wiesen mit kleinen Erdhaufen übersäen können. Da das einzelgängerische Hermelin wegen seines hohen Energiebedarfs ein bis zwei Mäuse pro Tag frisst, ist es ein willkommener Nützling in der Landwirtschaft.
Im Sommer braun – im Winter weiss
In der Schweiz sind zwei Wieselarten heimisch, die beide der Familie der Marderartigen angehören. Neben des Hermelins kommt auch das weitaus seltenere Mauswiesel (Mustela nivalis) hierzulande vor. Unterscheiden lassen sich die beiden Wiesel anhand der Schwanzspitze: Nur das Hermelin besitzt ganzjährig eine schwarze Schwanzspitze. Wenn im Winter das Hermelin sein braunes Rückenfell gegen einen wärmeren, weissen Pelz eintauscht, bleibt die Schwanzspitze unverändert. Ausgelöst wird der Fellwechsel durch die abnehmende Tageslänge und durch genetische Faktoren.
Die Anpassung der Fellfarbe an die Jahreszeit dient dem Schutz vor Feinden. Obwohl das Hermelin selbst ein Fleischfresser ist, muss es sich vor grösseren Jägern wie Füchsen, Greifvögeln, aber auch Hauskatzen in Acht nehmen.
Wenig nützt die Tarnung gegen den grössten Feind des Hermelins: Der Mensch. Obwohl es in der Schweiz nicht mehr seines Pelzes wegen gejagt wird, sind die Zerstückelung und die Leerräumung der Landschaft verheerend für das Hermelin.
Strukturreiche und gut vernetzte Landschaften
Das etwa Schullineal grosse Hermelin fühlt sich dort wohl, wo die Landschaft möglichst vielfältig ist. Steinhaufen, Wiesenstreifen und Hecken machen einen abwechslungsreichen – und somit Hermelin-freundlichen - Lebensraum aus. In der säuberlich gegliederten Kulturlandschaft sind solche Kleinstrukturen eine Seltenheit. Doch als Landwirt lohnt es sich durchaus, solche Strukturen, die übrigens auch vielen weiteren Arten zu Gute kommen, bewusst anzulegen. Wo das Hermelin genügend Verstecke und Jagdgebiete findet, wird es sich als Mäusefänger in den Dienst der Bauern stellen.
Die vom Hermelin benötigten Landschaftsstrukturen können selbst zwischen intensiv genutzten Wiesen verteilt liegen. Allerdings muss eine gute Vernetzung zwischen den Objekten bestehen, damit das Hermelin sicher zwischen seinen Aufenthaltsorten wechseln kann. Es muss befahrene Verkehrswege gefahrlos über- oder unterqueren können.
Hermelin-Population hängt vom Mäusebestand ab
In sogenannten Mäusejahren, in denen sich Schermäuse besonders stark vermehren, nimmt auch der Hermelinbestand zu, da ein ausreichendes Nahrungsangebot vorhanden ist. Anstatt 4-6 Junge wirft ein Hermelinweibchen in einem Mäusejahr bis zu 14 Jungtiere. Doch die Hermelinpopulation wächst meist nur kurzzeitig und bricht gegen Ende des Mäusejahrs wieder ein.
Das Tier des Jahres 2018 wird zwar nicht als bedroht eingestuft, ist aber gesetzlich geschützt. Wegen der fehlenden Kleinstrukturen und Wanderkorridore ist das Hermelin in gewissen Landstrichen immer seltener geworden. Wildtierbiologen gehen daher von einem Bestandsrückgang aus.
Jeder kann das Hermelin - sowie auch anderen Arten, die auf eine strukturreiche Landschaft angewiesen sind - unterstützen. Wer in seinem Garten Stein- und Asthaufen platziert, schafft so die benötigten Kleinstrukturen, die für das Hermelin überlebenswichtig sind.
Das Hermelin: Tier des Jahres 2018 (Pro Natura)
SRF Beitrag: Andreas Boldt über das Hermelin
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