Eigentlich halten Waschbären wenig vom Waschen: Das Schwenken ihrer Nahrung im Wasser ist nur in Zoos zu beobachten und gilt als Ersatzhandlung für die Nahrungssuche im seichten Wasser. Obwohl die allesfressenden Waschbären in der freien Wildbahn kein solches Verhalten zeigen, hat sich der Name durchgesetzt. Da die nachtaktiven Räuber zur Familie der Kleinbären gehören, sind sie näher mit Mardern als mit echten Bären verwandt.
Die flinken Kletterer verfügen neben eines hervorragenden Tastsinns auch über eine ausgezeichnete Anpassungsfähigkeit. Darum ist es nicht verwunderlich, dass sich die Kleinbären mit ihrem geringelten Schwanz und der schwarzen Gesichtsmaske schnell in neuen Gebieten – wie etwa in Europa - breitmachen.
Einwanderer aus Nordamerika
Heimisch ist der Waschbär in Nordamerika. In den 1930er Jahren entwichen jedoch einige Tiere aus Pelzfarmen in Norddeutschland oder wurden zu Jagdzwecken bewusst freigelassen. Dank ihres schnellen Lernvermögens und ihrer opportunistischen Lebensweise konnten die Waschbären im neuen Lebensraum schnell Fuss fassen.
Deutschland: Der Waschbär ist ein Problembär
Mittlerweile ist die Waschbärenpopulation in Deutschland auf mehrere hunderttausend Tiere angewachsen. Die eingeschleppte Tierart fühlt sich in Städten genauso wohl wie in Wäldern, auf Landwirtschaftsflächen oder sogar Mülldeponien. In manchen Regionen Deutschlands sind die Waschbären zur Plage geworden und sorgen für Probleme.
Da die putzigen Tiere in den Städten gefüttert werden, verlieren sie schnell ihre Scheu und nisten sich in den Dachstöcken von Wohnhäusern ein. Eine tobende Waschbärenfamilie verursacht neben stinkenden Fäkalien auch immense Schäden am Gebäude – zum Missmut der Hausbesitzer, die anfänglich von den niedlichen Tieren vielleicht noch angetan sind.
Die Waschbären sorgen nicht nur in den Städten für Furore: Die ortsfremden Eindringlinge setzen auch die heimischen Tierarten unter Druck, indem sie ihnen den Lebensraum streitig machen. So stellen sie beispielsweise eine Konkurrenz für Jäger wie Füchse dar und nehmen Vögeln ihre Brutplätze weg.
Nur Einzeltiere in der Schweiz
Für die wachsende Waschbärenpopulation in Süddeutschland ist es nur einen Katzensprung über die Grenze in die Schweiz. Bereits 1976 schlich sich der erste Waschbär in den Kanton Schaffhausen. Dennoch haben es die etwa katzengrossen Beutegreifer nicht geschafft, sich so stark auszubreiten wie in unserem nördlichen Nachbarland. Bisher wurden nur Einzeltiere nachgewiesen, die entweder per Zufall gesichtet oder am Strassenrand tot aufgefunden wurden. Der Bestand wird auf nur wenige hundert Tiere geschätzt, und es ist nicht einmal nachgewiesen, ob sich der Waschbär in der Schweiz fortpflanzt. Bei den beobachteten Tieren handelt es sich meist um ausgerissene Zootiere oder um seltene Gäste aus Deutschland.
Unerwünschter Gast
Ein Waschbär-Problem wie in Deutschland besteht in der Schweiz nicht. Wegen der klimatischen und landschaftlichen Ähnlichkeiten ist allerdings nicht auszuschliessen, dass die Waschbären plötzlich überhand nehmen könnten.
Als fremde Art steht der Waschbär hierzulande nicht unter Schutz und darf ganzjährig gejagt werden. Die Eindringlinge stehen unter Beobachtung, um die Bildung einer selbsterhaltenden Population zu verhindern und somit allfälligen Problemen vorzubeugen.
Der Waschbär – Ein Spitzbube mit Zerstörungspotential
Waschbär-Nachweise in der Schweiz
Kommentare (0) anzeigenausblenden