Trauriges Ende – letzter Nashornbulle seiner Art gestorben

In freier Wildbahn existiert nur noch eine Unterart der Breitmaulnashörner. In freier Wildbahn existiert nur noch eine Unterart der Breitmaulnashörner.

Einst erholte sich die Nashornpopulation. Nun ist mit dem Tod von Sudan, dem letzten männlichen Nördlichen Breitmaulnashorn, ein trauriger Höhepunkt in der Geschichte der Wilderei erreicht.

Heute gibt es noch fünf lebende Nashornarten. Die prächtigen Tiere kommen im afrikanischen sowie im asiatischen Raum vor. Die Kopf-Rumpf-Länge eines ausgewachsenen Tieres kann bis zu 3,8 Metern betragen. Je nach Art schwankt ihr Körpergewicht zwischen 500 Kilo und 3,6 Tonnen. Markantes, namensgebendes Merkmal sind klar ihre Hörner. Zwei der fünf Nashornarten besitzen nur ein Horn, den anderen drei wachsen hingegen zwei Hörner. Wie vielerorts irrtümlich angenommen, besteht das Horn nicht aus Elfenbein. Es besteht aus agglutiniertem Keratin und enthält trotz seiner Härte keine Knochensubstanz. Dennoch wird es vielen Tieren zum Verhängnis, da es in der Chinesischen Medizin als Heilmittel gilt. Man spricht von fiebersenkenden, entgiftenden und krampflösenden Eigenschaften.

Schutz und Wilderei im Laufe der Zeit

80% aller Nashörner leben in Südafrika. Damit ist Südafrika auch das Hauptziel der Wilderei. Bereits früh war das Problem der illegalen Machenschaften bekannt. Mit Schutzmassnahmen in Nationalparks, mehr Security und härteren Strafen gegen geschnappte Wilderer konnte erfolgreich gegen die brutale Tötung der Tiere vorgegangen werden. Zwischen 1990 und 2010 erholten sich die Bestände zunächst.

Mit dem Aufschwung der asiatischen Wirtschaft wendete sich das Blatt allerdings wieder. Die Nachfrage nach Nashorn-Produkten stieg erneut. Auch wenn bis heute keinerlei wissenschaftliche Beweise vorliegen, die die heilenden Fähigkeiten des Horns bestätigen. Bei vielen gelten die Produkte auch als Statussymbole, etwa aus Horn gefertigte Dolchgriffe oder ganz extravagant als Aufputschmittel nach einem Alkoholrausch.

Im Jahr 2015 wurden 1175 Nashörner getötet. Professionelle Wildereibanden organisieren das Töten wie auch das Schmuggeln in die Abnehmerstaaten Vietnam und China. Auf dem Schwarzmarkt bezahlen Kunden mehrere zehntausend Franken für ein Kilo des Hornpulvers. Natürlich spielt dabei Korruption eine grosse Rolle. Obwohl der Handel mit den Produkten sowohl in Afrika als auch in Vietnam und China verboten ist, wird nicht wirklich hart durchgegriffen. Hochrangige Regierungsvertreter, Wildhüter und Tierärzte sollen im Handel involviert sein. Die erzielten Erfolge zum Schutz der Nashörner sind somit massiv bedroht.

Der erhöhte Einsatz von Sicherheitspersonal alleine reicht nicht aus, um die Tiere zu schützen. Die Gebiete, in denen sie leben, sind enorm gross und machen eine totale Überwachung unmöglich. Deshalb greifen Tierschützer zu bizarren Massnahmen. Die Tiere werden narkotisiert und ihre Hörner sorgsam abgenommen. Eine weitere Vorgehensweise besteht im Injizieren von Antiparasitika. Diese sind für die Tiere ungefährlich, bei Einnahme durch den Menschen lösen sie allerdings Übelkeit aus. Somit sind damit behandelte Hörner unbrauchbar für den asiatischen Schwarzmarkt.

Das Ende einer Unterart

Erste Bekanntheit erreichte Sudan durch seinen eigenen Securityservice. Das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn lebte in einem Nationalpark in Kenia. Er wurde 24 Stunden am Tag bewacht. Seine Leibwächter waren mit automatischen Gewehren bewaffnet, um sich gegen Wilderer zu verteidigen. Sudan war ein prächtiges Exemplar, gross und einer der letzten seiner Art. Die nördlichen Breitmaulnashörner sind eine Unterart der Breitmaulnashörner. Seit 2008 gelten sie in der Wildnis als ausgestorben.

Am 19. März verstarb der letzte Bulle. Sudan wurde im Alter von 45 Jahren eingeschläfert. Grund dafür waren altersbedingte Verletzungen. Die Mitarbeiter des Nationalparks wollten ihm so ein langes Leiden ersparen. Nach seinem Ableben gibt es also nur noch zwei Exemplare dieser Nashornart. Die zwei Weibchen, Sudans Tochter und seine Enkelin, leben beide im gleichen Reservat. Nun besteht die einzige Hoffnung zur Erhaltung dieser Unterart in künstlicher Reproduktion. Eizellen der beiden Weibchen sollen mit eingelagerten Spermien befruchtet werden.

Sudan galt als grossartiger Botschafter seiner Art, nun sollte auch sein Tod als trauriger Höhepunkt der menschlichen Gier angesehen werden. Ein wahres Paradoxon, denn jetzt versucht der Mensch künstlich zu retten, was er in der Wildnis noch rücksichtslos abgeschlachtet hat. Oberste Priorität - neben den Schutzmassnahmen in Afrika - sollte nun die Aufklärung und Vermittlung im asiatischen Raum haben. Erst wenn die Nachfrage an Horn und auch Elfenbein sinkt, wird das Geschäft der Wilderei zusammenbrechen. Unser Ziel sollte nicht vorrangig das Schützen weniger noch erhaltener Tiere sein. Vielmehr sollten wir danach streben, den Schutz gar nicht erst notwendig werden zu lassen.

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