Es kam von Afrika nach Europa und ist seit Ende der 90er-Jahre verantwortlich für ein Massensterben zahlreicher Vögel – das Usutu-Virus. War es ab 2001 erst in Österreich anzutreffen, kam es vier Jahre später auch in die Schweiz und führte 2011 bei einer Epidemie im nördlichen Rheintal zum Tod von knapp 100‘000 Vögeln. Nun ist die Lage vor allem in Deutschland prekär.
Schwieriges Jahr für die Vögel
Laut dem Deutschen Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (kurz BNITM) hängt die rasche Ausbreitung des Usutu-Virus mit den aussergewöhnlich hohen Temperaturen in diesem Sommer zusammen. Das Virus trete nun erstmals auch in Norddeutschland auf; die Regionen Hamburg, Bremen, Niedersachsen sowie Nürnberg seien von der Epidemie betroffen - an den Orten, an denen das Virus zum ersten Mal auftritt, sterben besonders viele Vögel, da diese noch nicht immun sind. Im Laufe der Zeit gibt es deshalb weniger Todesfälle.
Die Viren werden von Stechmücken auf die Vögel übertragen. So ist die Epidemie in der „Mückensaison“ zwischen Mai und September am verheerendsten. Hauptsächlich sind Amseln vom Virus betroffen, weshalb die Usutu-Epidemie auch „Amselsterben“ genannt wird. Die Krankheit wurde aber auch bei anderen Vögeln wie Bartkäuzen oder Meisen verzeichnet. Infizierte Tiere erkennt man sofort – sie machen einen kranken Anschein und haben einen kahlen Kopf. Ausserdem sind sie apathisch und versuchen nicht zu fliehen. Bei kranken Vögeln ist das zentrale Nervensystem gestört; der Tod folgt deshalb meist nach wenigen Tagen. Derzeit ist das Usutu-Virus nicht abzuwenden und es gibt keinen Impfstoff gegen die Krankheit.
Für Menschen ungefährlich
Menschen kann das Virus im Grunde nichts anhaben – dennoch kann es zu einem „Usutu-Fieber“ mit Kopfschmerzen, Fieber und Hautausschlägen oder in seltenen Fällen zu einer Gehirnentzündung kommen. Das Bernhard-Nocht-Institut sieht allerdings keinen Grund zur Sorge und betont, dass Blutspendezentren und wissenschaftliche Institutionen die Lage im Auge behalten. Auch jeder Einzelne kann etwas tun: Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und das BNITM fordern dazu auf, Fälle von kranken Vögeln zu melden und allenfalls tote Tiere einzuschicken. Sie raten diesbezüglich dazu, die toten Vögel zur Sicherheit nur mit Schutzhandschuhen oder mit einer umgekehrten Plastiktüte zu bewegen. Die Institutionen erhoffen sich, durch Untersuchungen mehr über den Virus zu erfahren und allfällige Folgen und Risiken abschätzen zu können.
Quellen und weitere Informationen:
Bericht des Naturschutzbundes Deutschland zum Usutu-Virus
FAQ des Bernhard-Nocht-Institutes für Tropenmedizin
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