Die Situation der afrikanischen Geier ist kritisch – die Populationen von acht Spezies sind innerhalb von 30 Jahren um durchschnittlich 62% gesunken. Sieben der elf in Afrika vorkommenden Geierarten sind laut der Weltnaturschutzunion IUCN stark gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht.
Vergiftungen sind das grösste Problem
Für die Bedrohung gibt es verschiedene Gründe. Dennoch ist überall der Mensch im Spiel, ob gewollt oder ungewollt. Zum Teil werden Geier ihres Lebensraumes oder wichtiger Nahrungsquellen beraubt. Auch sterben sie durch Stromschläge, nachdem sie mit Hochspannungsleitungen in Berührung gekommen sind.
Für 29% der Tötungen ist Afrikas „traditionelle Medizin“ verantwortlich – die Körperteile der Geier werden in Handelsnetzen über ganz Afrika gehandelt. So glaubt man beispielsweise in einigen Kulturen, dass man in die Zukunft sehen kann, wenn man mit einem Geierkopf unter dem Kopfkissen schläft. In Westafrika werden einzelnen Körperteilen von Geiern heilende Kräfte zugeschrieben. Dort sind deshalb die Geier ausserhalb von Schutzgebieten beinahe verschwunden.
Am meisten Tiere sterben allerdings an Vergiftungen. Eine Studie kam zum Schluss, dass 61% der gezählten toten Tiere in 26 afrikanischen Ländern vergiftet waren. Teilweise geschehen die Vergiftungen unabsichtlich: Zum Beispiel vergiften Tierbesitzer streunende Hunde, Hyänen, Löwen oder Schakale, um ihre eigenen Tiere zu schützen. Geier vergiften sich dann an den Kadavern der getöteten Tiere.
Weit verhängnisvoller als diese „private“ Praxis ist aber die Wilderei in Ost- und Südafrika. Wilderer wollen verhindern, dass Wildhüter die toten Elefanten oder Nashörner finden. Die Geier würden ihnen den Standort verraten, weil sie über den Kadavern kreisen. So vergiften sie die gejagten Tiere – und die Geier gleich mit. Oftmals sterben dabei bis zu 100 Geier gleichzeitig, da sie sich den Kadaver teilen.
Die essenzielle Funktion der Geier
Geier haben ein schlechtes Image. Oft werden sie als hässlich und gefährlich angesehen oder als schmutzige Aasfresser abgestempelt. In Wahrheit sind sie es, die für Hygiene sorgen: Sie tragen massgeblich dazu bei, dass sich Krankheiten wie Milzbrand, Tollwut oder Tuberkulose nicht weiterverbreiten. Sie verwerten die Kadaver verendeter Wildtiere und sind in der Lage, die für uns gefährlichen bakteriellen Keime zu verdauen. Ohne ihren wichtigen Öko-Service würden die Bakterien in den Boden und in Gewässer gelangen und uns sowie weitere Tiere lebensbedrohlich gefährden.
Tierschutzorganisationen wie BirdLife International oder die IUCN führen zum Schutz dieser bedeutenden Vögel in verschiedenen Ländern Afrikas Aufklärungskampagnen durch. Ausserdem wird versucht, dem Problem der Vergiftungen entgegenzuwirken, indem verschiedene Gifte verboten werden. Für einen effektiven Schutz der Vögel muss aber noch viel getan werden.
Quellen und weitere Informationen:
Schutzprojekte von BirdLife International
Mehr über Afrikas Geier
Bericht des BBC Earth
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