In der Schweiz haben nur rund ein Viertel der Kühe ihre Hörner. Drei Viertel bei den Kühen, ein Drittel aller Ziegen wurden hingegen ihrer Hörner beraubt. Inzwischen gibt es gezüchtete Rassen, die bereits ohne Hörner zur Welt kommen. Dazu werden vielen Jungtieren kurz nach der Geburt unter Betäubung die Hörner entfernt.
Essenziell für Kommunikation und Orientierung
Die Kopfpracht der Kühe hat viele wichtige Funktionen. Da die Kühe relativ schlecht sehen, helfen die Hörner durch ihre markante Färbung und hervorstehende Position der Kommunikation und Orientierung untereinander. Ausserdem haben die Hörner einen regulierenden Einfluss auf die Körpertemperatur der Tiere. So können Kühe Wärme in die Hörner ableiten. Dies ist auch der Grund, weshalb Kühe in wärmeren Gebieten längere Hörner als Kühe im kühleren Norden haben. Ausserdem nutzen die Kühe die Hörner beim Kampf untereinander, indem sie sich mit ihrer Hilfe gegenseitig stossen. Ohne sie ist der Kampf schwierig und sie rutschen ab. Daneben helfen die Hörner beim Kratzen an sonst unerreichbaren Stellen und bei der Kompensation von Verdauungsgasen. Dies geschieht im Hohlraum innerhalb der hoch sensiblen und mit Nervenhaut umhüllten Hörner. Nebst dem Wegfall dieser verschiedenen Nutzen ist die Entfernung vielfach auch mit langfristigen Schmerzen verbunden.
«Wenn die Kühe wählen könnten, hätten sie Hörner»
Armin Capaul, Bergbauer
Finanzielle Anreize als Lösung
Die Hornkuh-Initiative fordert deshalb, dass die finanzielle Unterstützung mit einem Betrag an Betriebe, die ihren ausgewachsenen Tieren die Hörner nicht entfernen, ausgeweitet wird. Die Höhe des Betrags bestimmen Bundesrat und Parlament. Je nach Umsetzung kostet die Initiative zwischen 10 bis 30 Millionen Franken. Dies würden in anderen Bereichen der Landwirtschaft eingespart.
Initiant der Hornkuh-Initiative ist Armin Capaul. Er will den Tieren eine Stimme geben. Der gerne als „Hornkuh-Rebell“ bezeichnete Armin Capaul ist zur Medien-Ikone avanciert und bringt das Anliegen unter die breite Bevölkerung. Die Berichterstattung findet im grossen Stil und über die Landesgrenzen hinweg statt. Eine ausführliche Reportage kommt vom deutsch-französischen Rundfunkveranstaltenden ARTE:
Angebundene Kühe
Ein Argument der Gegenseite ist der Hinweis auf die Verletzungsgefahr von Tieren gegenseitig oder von Menschen. Da Tiere mit Hörnern auch mehr Platz benötigen, befürchten viele, dass die Landwirtschaftenden dann ihre Tiere anbinden. Dies wäre ihrer Meinung nach ein bedeutender Rückschritt für das Wohlbefinden der Tiere. Nationalrat, Ständerat und Bundesrat sprechen sich allesamt gegen die Initiative aus und empfehlen, ein „Nein“ an der Urne abzugeben.
Tierwohl vor Massenproduktion
Das zu Grunde liegende Problem ist der mangelnde Platz. Schweizer Landwirtschaftende halten zu viele Tiere auf zu wenig Bodenfläche. Dass sie bei Annahme der Initiative mit den Subventionen für Hornkühe ihre Ställe erweitern, bleibt aufgrund der begrenzten Mittel unwahrscheinlich. Dann mutieren solche Massnahmen zur Symptombekämpfung und die oben erwähnten Gegenargumente fallen ins Gewicht. Das Problem der zu hohen Tierbestände müsste an der Wurzel gepackt und mit ausgeglichenen Tierbeständen angegangen werden. Zu grosse Bestände an Tieren haben durch die hohe Güllen- und Mist-Produktion auch gravierende Auswirkungen auf die Umwelt.
Eine Initiative, die Tierbestand und vorhandene Stall-Fläche ins Verhältnis setzt, wäre zielführend. Ob der vorgesehene finanzielle Anreiz der Hornkuh-Initiative die Landwirtschaftenden zum Ausbau ihrer Ställe bewegen wird, ist hingegen fraglich. Der hauptsächliche Schwerpunkt der Hornkuh-Initiative liegt indessen auf dem Tierwohl. Hier könnte die Schweiz mit gutem Beispiel vorangehen und einen Rückgang der Tierbestände mit einem Zuwachs an Tierwohl sicherlich verkraften.
Die Schweizer Stimmbevölkerung hat an der Volksabstimmung vom 25. November 2018 die Möglichkeit, ein richtungsweisendes Votum zu diesem Anliegen abzugeben.
Quellen und weiterführende Informationen
Webseite IG Hornkuh
Der Bundesrat - Das Portal der Schweizer Regierung
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