Das Egli ist ein typischer Schweizer Süsswasserfisch, der oft auf den Tellern der Fischliebhaber landet. Doch die meisten Konsumenten kennen das Egli nur in Form eines Filets. Der SFV möchte den einheimischen Fisch deshalb mit der Ernennung zum Fisch des Jahres 2019 genauer vorstellen. Der Fischereiverband plädiert ausserdem für den Verzehr des Speisefisches aus inländischen Gewässern. Dafür sei es wichtig, die Schweizer Gewässer als Lebensraum des Egli zu erhalten und zu schützen.
Der stachelige Ritter
Mit seinen dunklen Querstreifen auf dem grau-grünen Fischkörper fällt das Egli auf. Besonders markant sind auch seine orange-roten Bauch- und Schwanzflossen. Zur Abwehr von Fressfeinden besitzt das Egli Dornen auf den Kiemendeckeln sowie stachelige Flossen. Die beiden Rückenflossen kann es bewusst auffächern. Das hat ihm auch den Übernahmen „Stachelritter“ eingebracht.
Der Fisch wird durchschnittlich 20 bis 40 Zentimeter lang und acht bis zehn Jahre alt.
Weit verbreitet
Egli ist die Schweizer Bezeichnung für den Flussbarsch (Perca Fluviatilis). In der Nordwestschweiz wird der Fisch auch Kretzer genannt. Der Flussbarsch gehört zur Familie der Echten Barsche (Percidae) innerhalb der Ordnung der Barschartigen (Perciformes). Diese Familie umfasst 220 Arten, wovon 14 in Eurasien leben – u.a. der Kaulbarsch, der Zander und der Streber.
Der Flussbarsch ist sehr anpassungsfähig: Er kommt sowohl in gemässigten Klimazonen als auch in arktischen Gewässern zurecht. Durch Verschleppungen der Engländer zu Kolonialzeiten gelangte er gar nach Südafrika, Australien und Neuseeland. Dort allerdings verbreitete sich der Flussbarsch schnell und wurde zum Problem: Als Raubfisch gefährdet er einheimische Fischbestände und verbreitet ausserdem das australische EHN-Virus (Epizootic Haematopoietic Necrosis). In der Schweiz lebt das Egli in allen Seen des Mittellandes und der Voralpen. In Flüssen mag es Standorte, wo die Strömung nicht zu stark ist. Im Dickicht von Wasserpflanzen, Schilf, unter versunkenen Bäumen oder bei Stegen, Pfahlen und unter Booten sucht das Egli jeweils vor Fressfeinden Unterschlupf.
Sind unsere Gewässer zu sauber?
Egli sind in ihrer Nahrungssuche wenig wählerisch: Sie ernähren sich überwiegend von Fischen und Krebsen, aber auch von Neozoen wie Grundeln, Süsswassergarnelen und Flohkrebsen. Die Barschlarven ernähren sich zuerst von Plankton, danach kommen Insekten- und Fischlarven, Kleinkrebse und Würmer dazu. Wenn sie grösser sind, beginnen sie auch, Jungfische zu fressen – nicht selten kleinere Fische ihrer eigenen Art.
Obwohl Egli nicht gefährdet sind, werden in den Schweizer Gewässern immer weniger Fische geangelt. Gemäss vieler Berufsfischer ist ein Grund dafür die zunehmende Sauberkeit unserer Flüsse und Seen: Die Kläranlagen würden fast schon zu viel Phosphat aus den Abwässern filtern, sodass weniger Plankton produziert wird. Dadurch fehle den Egli-Larven und vielen weiteren Fischen Nahrung. Ein Problem dieser Argumentation ist, dass die Vergleichswerte aus Zeiten der Gewässerverschmutzung stammen.
Egli aus der Zucht
Doch die Nachfrage nach Speisefisch ist gestiegen. Jährlich werden von Berufsfischern 250 Tonnen Egli gefangen, von Hobbyfischern 100 Tonnen. Das deckt jedoch den Fischbedarf nicht: Mehr als zehnmal mehr Egli wird in der Schweiz konsumiert. Deshalb muss der Fisch von Nord- und Osteuropa importiert oder in Aquakulturen gezüchtet werden. Es gibt zwei Zuchtbetriebe in der Schweiz: Der eine befindet sich in Raron (VS), der andere im bernischen Frutigen. Beide nutzen das warme Wasser aus dem Lötschbergtunnel. Ausserdem ist bei der Migros eine grosse Eglizucht in Birsfelden geplant.
Aquafarming hat positive und negative Seiten: Einerseits wird man mit Aquakulturen in der Schweiz den Bedürfnissen der Konsumenten gerecht. In dem geschlossenen System kann ein Grossteil des Wassers wiederverwendet werden und Restfilterstoffe aus dem Fischbecken können als Dünger dienen. Ausserdem wird argumentiert, dass die langen Transportwege aus den Importländern wegfallen – mit einer folglich besseren Ökobilanz. Zudem kann in der Schweiz das Tierwohl sichergestellt werden, während Importware teilweise aus unseriösen Quellen stammt. Die Fischzucht ist aber auch umstritten: Das oft als Futtermittel eingesetzte Fischmehl wird aus Meeresfischen hergestellt. Dadurch wird die Überfischung der Meere gefördert, denn laut dem WWF werden 3,5 Kilogramm Wildfisch benötigt, um ein Kilogramm Egli aus Fischzucht herzustellen.
Wer mit gutem Gewissen Egli einkaufen will, bezieht seinen Fisch beim Fischer aus der Region. Zahlreiche Restaurants an den Schweizer Seen bieten ausserdem delikate Fischmenus mit lokalem Egli an.
Quellen und weitere Informationen:
Schweizerischer Fischereiverband SFV-FSP: Fisch des Jahres 2019
Webseite des australischen Bundesstaates New South Wales: Die Gefährdung des Flussbarsch (redfin perch), englisch
Zeitung Südostschweiz: Fischerei-Experten schlagen Alarm
SRF Espresso: Wie nachhaltig sind neue Schweizer Fischzuchten?
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