Die Tierwelt zeigt eine faszinierende Artenvielfalt. Tiere aus fernen Ländern sind uns in der Regel weniger bekannt. Es sei denn, sie werden zu Sympathieträgern gemacht, wie der Panda, der Tiger oder der Elefant. Andere, weniger auffällige Tiere haben es da viel schwieriger. Dazu gehört das Pangolin; das Schuppentier ist in Südostasien und Zentralafrika zu Hause. Es zählt zu den meist gehandelten gewilderten Tierarten und ist vom Aussterben bedroht.
Ein putziges, zurückhaltendes Lebewesen
Das Pangolin wird auch Tannzapfentier genannt. Diese Bezeichnung ist tatsächlich nicht so abwegig. Auf seinem Rücken trägt es einen Panzer aus 160 bis 290 Schuppen, je nach Art und Grösse. Es ist das einzige Säugetier, das Schuppen hat. Das scheue Tier ist nachts in Savannen, Wäldern und im Buschwald unterwegs und sucht Ameisenhaufen und Termitenhügel heim. Diese eiweissreichen Insekten sind seine Nahrung, die es mit seiner langen schmalen Schnauze und seiner klebrigen Zunge aus den Löchern holt. Zähne braucht es dazu keine. Wenn Gefahr droht, rollt es sich wie ein Igel zusammen und die Schuppen bilden einen gezackten Panzer. Gegen Fressfeinde ist das der perfekte Schutz.
Der schlimmste Jäger ist immer der Mensch
Diese Verteidigungsstrategie versagt, wenn der grösste Feind auftaucht; der Mensch. Die Wilderer brauchen die eingerollten Tiere nur einzupacken. So werden mindestens 100 000 Tiere im Jahr gefangen. Die Dunkelziffer ist aber hoch. Und der Handel boomt, weil viel Geld im Spiel ist.
Die Chinesen und Vietnamesen sind wild auf diese Tiere. Zum einen finden die Schuppen Verwendung in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Zu Pulver zermahlen soll es dieses und jenes Wehwehchen heilen und gar bei Krebs helfen. Doch bestehen die Schuppen “bloss“ aus Keratin, dem gleichen Stoff wie unsere Fingernägel. Zum anderen wird das Fleisch als Delikatesse angeboten. Es gilt als Zeichen des Wohlstandes, wenn Pangolingerichte auf den Tisch kommen.
Die Tierbestände sind in China derart geschrumpft, dass der Nachschub in Afrika gesucht wird. Aber auch in Afrika wird das Tier für den “Eigenbedarf“ genutzt. Nicht im gleichen Ausmass wie in Asien, doch mit der steigenden Nachfrage aus China dezimiert sich die Anzahl Tiere auch hier beträchtlich. Es ist sehr schwierig, den genauen Bestand abzuschätzen, weil das Pangolin sehr scheu ist. Welttierorganisationen schlagen aber schon seit einer Weile immer wieder Alarm, dass die Bestände bedrohlich abnehmen.
Artenschutz hilft nur wenig
Schon im Jahr 2000 erging ein internationales Handelsverbot für Schuppentiere oder deren Körperteile. Seit 2016 steht das Pangolin gemäss dem Washingtoner Artenschutzabkommen unter dem strengst möglichen Schutz. Der Handel blüht dennoch. Auf abenteuerliche Weise wird die Ware über verschlungene Wege nach China und Vietnam geschmuggelt; teilweise auch über Europa. Insbesondere Deutschland und Frankreich sind Transitländer. Nach Auskunft der Schweizer Zollbehörde gab es in der Schweiz bis anhin keine Einfuhren von Pangolin-Schuppen. Kleine Mengen Schuppentierfleisch wurden allerdings schon wiederholt beschlagnahmt. Durch die strengen Kontrollen in Europa sind die Anzahl Fälle gesunken. Es wird vermutet, dass die Händler zunehmend auf die arabische Halbinsel ausweichen. Eine internationale Zusammenarbeit ist immens wichtig, um den Tätern das Handwerk legen zu können.
Vietnam ist vorbildlich
Verschiedene internationale Organisationen bemühen sich fieberhaft darum, das Tier vor dem Aussterben zu bewahren. Vietnam hat den Ernst der Lage erkannt und kämpft nun selbst um die Erhaltung des Schuppentieres. Ein Pangolin-Infozentrum wurde vor drei Jahren eröffnet und ist sehr aktiv. Es leistet wirkungsvolle Arbeit bei der Sensibilisierung der Bevölkerung und bietet auch Bildungsprogramme für Kinder an, die rege genutzt werden. Zudem wurde ein Gesetz verschärft, das illegalen Handel mit Pangolinen mit Gefängnis bestraft. Konfiszierte, noch lebende Tiere werden gesund gepflegt und an einem sicheren Ort wieder ausgewildert.
Solche Projekte geben Grund zur Hoffnung. Intensive Informationsarbeit wird es aber noch lange brauchen, um die Nachfrage dauerhaft zu senken.
„Wir brauchen mehr Aufklärung – über die Wilderei, darüber, dass Verkauf und Erwerb von Schuppentieren illegal ist, und besonders über die medizinischen Mythen.“
Christina Vallianos, WildAid San Francisco
Zu denken gibt, dass selbst auf höchster Ebene zu wenig Wissen vorhanden ist. In diesem Frühjahr hat die Weltgesundheitsorganisation WHO die Krankheitsbilder und die dazugehörigen Heilmittel der Traditionellen Chinesischen Medizin TCM in die internationale Klassifikation der Krankheiten aufgenommen. Ein problematischer Entscheid. Arzneimittel der TCM enthalten teilweise sehr fragwürdige Ingredienzen wie Galleflüssigkeit, die lebenden Bären entnommen wird, Tigerknochen oder eben Pangolin-Schuppen.
Quellen und weitere Informationen:
Artenschutzabkommen
Welttierschutzgesellschaft
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