Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom

Die Äsche erreicht eine Körpergrösse von 30 bis 50 cm und ein Körpergewicht um die 1500 Gramm Die Äsche erreicht eine Körpergrösse von 30 bis 50 cm und ein Körpergewicht um die 1500 Gramm

Bereits das 4. Mal wurde letzten Samstag ein nationaler Tag der Fischerei begangen. Dies soll dazu beitragen, dass man sich stärker mit dem frischen Fisch auf dem Tisch auseinandersetzt.

Der Tag der Fischerei hat das Ziel, der Bevölkerung die Fischerei näher zu bringen. Mit Entwicklungen wie dem Klimawandel entstehen für die Fische neue Gefahren. Ihr Lebensraum wird ausserdem gefährdet von Wasserkraftwerken, unerwünschten Pestiziden oder Überfischung. Um die Bevölkerung mit diesen Problemen vertraut zu machen, wurden Anlässe organisiert, an welchen man mehr über die Tätigkeiten des Schweizerischen Fischerei-Verbandes erfahren konnte. Die Fischerinnen und Fischer erhoffen sich, ein positives Bild der Fischerei als Hobby zu vermitteln und auf den Wert unserer Gewässer aufmerksam zu machen.

Frischfisch

2017 haben die Schweizerinnen und Schweizer rund 55`000 t Fisch und Meeresfrüchte konsumiert. Pro Kopf und Jahr sind das 7.6 Kilogramm. Der Durchschnitt in der EU liegt bei über 20 Kilogramm pro Person. Mehr als 90% der Fische, die auf unserem Teller landen, sind Importe aus dem Ausland. Beliebt sind Arten wie der Pangasius, der Thunfisch und der Lachs. Der WWF Schweiz vertritt die Meinung, dass der Konsum dieser Fische aus dem Ausland nicht per se schlecht sei. Bei importierten Fischen weiss man allerdings nie genau über die Fangbedingungen Bescheid.
Das Problem liegt darin, dass Fische oft nicht aus nachhaltiger Produktion stammen. Die Überfischung hat zur Folge, dass viele Fischarten vom Aussterben bedroht sind. Auch Zuchtproduktionen sind problematisch, weil die Fische mit Fischöl und -mehl gefüttert werden. Oft wird sogar mehr (meist wild gefangener) Fisch zum Füttern verwendet, als schliesslich aus der Zucht gewonnen wird. Die Fische sind krankheitsanfälliger, weil sie oft in zu grossen Populationen leben (zum Beispiel in Aquakulturen) und ihren Lebensraum über ihre Ausscheidungen überdüngen. Dies führt zum Einsatz von umweltschädlichen Mitteln wie Pestiziden und Antibiotika. Das ist kein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen.

Schweizer Fisch

Extremsommer 2018: Im letzten Sommer hatten wir sehr hohe Temperaturen. Über mehrere Wochen hatte beispielsweise der Rhein, zwischen Schaffhausen und Rheinfall, eine ungewöhnlich hohe Wassertemperatur. Das hatte verheerende Auswirkungen auf die Schweizer Fische. Als das Wasser während mehreren Tagen 27 Grad erreichte, setzte ein Äschen-Sterben ein. Glücklicherweise war man darauf besser vorbereitet als im „Todessommer“ 2003: Damals starben mehr als doppelt so viele Fische wie in gemässigten Jahren.

Auch Wasserkraftwerke gefährden weiterhin die Fische: Vor allem dem Aal werden die Kraftwerke zum Verhängnis. Der Aal hat früher zu den häufigsten Fischarten der Schweiz gehört. Doch in den letzten 50 Jahren ist der Bestand besorgniserregend zurückgegangen. Der Anguilla anguilla musste in der EU sogar auf die Rote Liste der gefährdeten Arten gesetzt werden. Dieses Schicksal mussten mehrere Fischarten der Schweiz bisher erleiden. Dazu gehört auch der Lachs, der bei uns einst weit verbreitet war. Seit Jahrzehnten ist er in der Schweiz ausgestorben und wird seither in grossen Mengen für unseren Konsum importiert. Im Jahr 2017 waren es 13`414 Tonnen.

Profitieren würden unsere heimischen Fische von einem umfassenderen Gewässerschutz und der Aufwertung der Gewässerlandschaften. Hier befinden sich Naturschutz und Energiewirtschaft in einem Zielkonflikt, wie er sich gerade wieder in der Parlamentarischen Initiative „Ausbau der Wasserkraft zur Stromerzeugung und Stromspeicherung. Anpassung der Umweltverträglichkeitsprüfung“ ausdrückt. Eine unbedachte Annahme dieser Initiative würde zu Lasten des Umweltschutzes gehen, indem sie im Endeffekt die Forderung nach einer Rückführung beeinträchtigter Gewässer in den ursprünglichen Zustand aufgibt. Damit wird der Naturschutz für die Kraftwerke zur reinen Freiwilligkeit erklärt. Nachdem sich die Vereinbarkeit von Nutzung und Schutz unserer Gewässer schon verschiedentlich als praktikabel beweist, wäre das ein empfindlicher Rückschritt in den Bemühungen um einen zukunftsfähigen Gewässerschutz.

Was aber kann die Einzelne tun? Problembewusst einkaufen und überlegt konsumieren!

Fisch sollte als Delikatesse angesehen werden und wenn, dann nur selten auf dem Teller landen. Ansonsten sollte man heimische Fische aus der Schweiz kaufen. Die BIO-, MSC- oder ASC-Label kann man als Richtlinien betrachten, dabei ist allerdings Vorsicht geboten. Zur Sicherheit sollte man den Fischhändler fragen, unter welchen Bedingungen die Fische gefangen wurden.

Quellen und weitere Informationen:
fischereistatistik.ch
Schweizerischer Fischerei-Verband SFV: Tag der Fischerei
WWF Schweiz: Fische und Meeresfrüchte
Hanspeter Guggenbühl: Naturzerstörung durch Wasserkraftwerke soll verewigt werden

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