In den letzten Wochen haben wir uns in dieser Artikelserie primär mit dem Einfluss von Tourismus auf Mensch und Umwelt auseinandergesetzt. Die Tierwelt darf beim Thema „Sanfter Tourismus“ allerdings nicht in Vergessenheit geraten. Zum perfekten Reiseerlebnis gehört heute oft die Begegnung mit einem exotischen Tier dazu. Problematisch ist das Ganze, weil Tierschutzrechten zu wenig Beachtung geschenkt wird. Die Reisenden freuen sich über ein Selfie, ein Souvenir, eine tolle Erinnerung. Nur Wenigen ist aber bewusst, was hinter dem ganzen Spektakel steckt.
Safari
Wer im Stadtzoo nicht genug Abenteuer findet, kommt schnell mal auf die Idee, sich auf eine Safari zu begeben. Exotische Wildtiere werden von Reiseveranstaltern gekonnt als Lockmittel eingesetzt. Die Zurschaustellung der Tiere verursacht aber schwerwiegendes Leid und gefährdet die Wildtierbestände. Wildtierbeobachtungen können dann sinnvoll sein, wenn die Tiere mit gebührendem Abstand in ihrer natürlichen Umgebung besucht werden. Im besten Fall ist der Fototourismus eine Möglichkeit, Tier- und Artenschutz finanziell zu unterstützen.
Törichte Trophäenjagd
In einer Zeit, in der unsere Artenvielfalt bedroht ist, werden noch immer Jagdreisen veranstaltet. Das Töten von Wildtieren wird als Attraktion angepriesen. Hobby-Jäger – vor allem aus Europa und Nordamerika – blättern eine Menge Geld hin, um exotische Wildtiere erlegen zu dürfen. Im Jahr 2015 tötete ein amerikanischer Grosswildjäger den Löwen Cecil in Simbabwe. Dieser illegale Abschuss wurde von der Öffentlichketi stark verurteilt und das Thema der Grosswildjagd als Touristenattraktion ist seither umstritten. Cecils Tod ist aber kein Einzelfall.
„Ob Namibia, Mosambik oder Tansania: Tausende Grosswildjäger erlegen in diesen und weiteren afrikanischen Ländern immer noch ganz legal Elefanten, Giraffen, Löwen, Leoparden oder Büffel.“
Frank Herrmann in FAIRreisen
In Afrika werden jährlich über 100`000 Wildtiere von Ausländern getötet. Das Geschäft wird mit Jagd-Konzessionen und einem Quotensystem gesteuert. Es sind aber zahlreiche Fälle von korrupten Jagdreiseveranstaltern, Wildhütern und Behörden bekannt: Die Abschussquoten werden nicht eingehalten sondern an die Nachfrage der Touristen angepasst. Zum Teil werden die Tiere auf Farmen gezüchtet, nur damit die Touristen diese dann schiessen können. Der Jagdtourismus wird häufig als Naturschutz-Tourismus angepriesen, weil mit der Jagd Bestände reguliert werden. Tatsächlich gibt es auch diverse Positivbeispiele, wo Jagdtourismus mit Naturschutz und lokaler Entwicklung vereint werden konnte. Die Kombination von Tourismus und Wildtierregulierung ist und bleibt allerdings eine heikle Angelegenheit.
Wahnsinniges Whale Watching
Walbeobachtungen haben in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Die Veranstalter werden mit Milliardenumsätzen und enormen Zuwachsraten überschüttet. Die Tiere werden vom Boot, von Land oder auch vom Flugzeug bzw. Helikopter aus beobachtet. Für die Wale ist die schiere Menge an Besuchern ein Stressfaktor. Diese Tourismusform kann im schlimmsten Fall auch zu Verletzungen oder Verhaltensstörungen bei den Tieren führen. Noch schlimmer wird die Situation in Ländern, in denen Waljagd ausgeübt wird – illegal oder auch legal. Das Walfleisch wird den Touristinnen als Delikatesse aufgetischt. Die Einheimischen– zum Beispiel in Island – verzehren das Fleisch selbst gar nicht mehr.
„In Walprodukten werden Grenzwerte für Quecksilber, PCB oder DDT um das bis zu 5 000-Fache überschritten, berichtet die Umweltorganisation OceanCare.“
Frank Herrmann in FAIRreisen
Erzürnender Elefantenritt
In Asien sind Tourismusangebote, wie Elefantenritte oder ein Besuch von Waisenhäusern für die Dickhäuter, extrem beliebt. Elefanten sind aber Wildtiere; das heisst, sie müssen den Touristen gefügig gemacht werden. Nur durch Anbinden, Schläge und Wasserentzug werden die Elefanten gehorsam. Diese katastrophalen Bedingungen und tierquälerischen Methoden sind nicht vertretbar. Es gibt auch faire Elefanten-Auffangstationen, wo dem Wohl der Tiere oberste Priorität eingeräumt wird. Aus der Ferne und mit einem genügenden Mass an Respekt können die Tiere auf einer Safari beobachtet werden. Intensive Recherchen im Vorfeld eines solchen touristischen Angebots sind ein Muss.
„Je grösser die Nachfrage, desto öfter werden wilde Tiere als Touristen-Attraktion gefangen – meist als Jungtiere.“
Frank Herrmann in FAIRreisen
Mehrere Tierschutzorganisationen haben gemeinsam ein Positionspapier zu Wildtieren im Tourismus veröffentlicht. Der Text beinhaltet folgende Richtlinien:
- Artgemässe Haltung
- Keine Tiershows
- Kein direkter Kontakt mit Tieren
- Keine Wildfänge
- Unseriöse Auffangstationen, Waisenhäuser und Sanctuaries meiden
- In Seriösen Auffangstationen steht das Wohl der geretteten Tiere an oberster Stelle
- Keine Tierquälerei für religiöse oder traditionelle Veranstaltungen
- Kein Tier als Souvenir
- Keine Tierquälerei für exotisches Essen
Quellen und weitere Informationen:
Herrmann Frank, FAIRreisen, ISBN 978-3-86581-808-9
WWF: Trophäenjagd
ProWildlife: Positionspapier Wildtier Tourismus
ProWildlife: Ein Leben in Ketten - Elefantentourismus
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