Der Fisch des Jahres 2020 ist bedroht

Eine spielende Forelle im Flussbett Eine spielende Forelle im Flussbett

Der Schweizerische Fischerei-Verband kürt jedes Jahr den Fisch des Jahres. In diesem Jahr ist es die Forelle. Wer ist sie und was bedroht sie?

 Für eine Person, die nicht leidenschaftlich angelt, ist die Forelle wahrscheinlich ein Fisch wie jeder andere. Fischerinnen differenzieren hier. Die Forelle gilt unter Schweizer Kennern als der beliebteste Fisch – nicht als Speisefisch. Wenn man die Forelle besser kennt, dann liebt man sie auch.

Der Lieblingsfisch von Herr und Frau Schweizer

Die Forelle ist einer der meistverbreiteten Fische in der Schweiz. Sie wird bis zu 100 Zentimeter lang, kann in Ausnahmefälle bis zu 15 kg wiegen und lebt bei guter Gesundheit bis zu 17 Jahren. Vor allem aber hat sie, wie alle ihre Verwandten, niedliche Glubschaugen und Mundwinkel, die leicht nach unten gebogen sind, so dass sie zu jeder Zeit eine staunende Mimik zeigt.

Nicht nur aus ästhetischen Gründen wurde die Forelle zum Fisch des Jahres erkoren; es gibt auch einen tiefergehenden Grund: „Er ist gefährdet, weil die Lebensgrundlage nicht mehr stimmt“, so der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) in seiner Medienmittelung vom 2. Januar 2020. Neben den üblichen Verdächtigen wie Lebensraumverlust, intensiver Wassernutzung für die Stromproduktion, Gewässerverschmutzung, Krankheiten und fischfressenden Vögeln reiht sich auf Platz 4 der Klimawandel ein. Es stellt sich die Frage: „Wie beeinflusst der Klimawandel die Lebensgrundlage der Forelle?“

Extremwettereignisse nehmen zu

Es gilt als gesichert, dass der Klimawandel Extremwetterereignisse begünstigt. Wird vom Klimawandel berichtet, so ist damit meist die Erhöhung der Erdmitteltemperatur gemeint. Diese möchten das IPCC und alle Nationen, die das Pariser-Klimaabkommen ratifizierten, auf unter 2°C, besser noch auf unter 1.5°C beschränken.

Den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Extremwetterereignisse beschreiben die beiden Klimawissenschaftler Tanner und Horn-Phathanothai (2014) wie folgt: „Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit der Stabilisierung der Erdmitteltemperatur bei 2°C sehr gering ist und ein Temperaturanstieg von 4°C  wahrscheinlicher wird. Bei 4°C besteht ein höheres Risiko, die Kipp-Punkte im Klima und in grossen Ökosystemen zu überschreiten. Das Überschreiten dieser Kipp-Punkte wird wahrscheinlich sehr schädliche klimabedingte Auswirkungen auslösen, für die es in der Geschichte der Menschheit wenige Präzedenzfälle gibt.“

Selbst bei einer Beschränkung auf 2°C besteht ein erhöhtes Risiko, dass „schädliche klimabedingte Auswirkungen“ wie der Hitzesommer von 2018 ausgelöst werden. Grundsätzlich gilt: Je höher der Anstieg der Erdmitteltemperatur, desto wahrscheinlicher ist eine Anhäufung von Extremwetterereignissen und Hitzesommern, wie wir sie im Jahr 2003 und 2018 erlebt hatten.

Der Hitzesommer 2018 als Extremwetterereignis

Der Rhein machte während der Sommermonate im 2018 mit Rekordtemperaturen auf sich aufmerksam. Er erreichte Anfangs August vorübergehend eine Temperatur von über 27°C. Das Resultat war ein grosses Fischsterben. Auch Forellen können nur bis zu einem bestimmten Temperaturmaximum überleben. Küttel, Peter und Wüest (2002) ermittelten in einer Studie der EAWAG dieses kritische Temperaturmaximum (CTMax). Das CTmax liegt bei einer erwachsenen Bachforelle zwischen 29 und 30°C, bei einer Seeforelle zwischen 25 und 30°C und bei einer Regenbogenforelle zwischen 23  und 26°C.

Der beliebteste Fisch der Schweiz hat die Kür zum Fisch des Jahres redlich verdient. Es hängt an uns, ob wir die Lebensgrundlage der Forelle erhalten können.


Quellen und weitere Informationen:
Küttel, Stefan; Peter, Armin und Alfred Wüest (2002): Temperaturpräferenzen und –limiten von Fischarten Schweizer Fliessgewässer. Zürich: EAWAG.
Plaga, Corinne (2019): Die Wassertemperatur der Seen und Flüsse sind teilweise extrem hoch – und damit eine tödliche Gefahr für die Fische. Zürich: NZZ.
Tanner, Thomas und Leo Horn-Phathanothai (2014): Climate Change and Development. London: Routledge

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