Auf unserem Planeten leben unzählige Echsenarten. Zum Teil erinnert ihr Aussehen an Dinosaurier oder auch Drachen. Ein interessantes Beispiel ist der Komodowaran, der bis zu drei Metern lang werden kann und streng geschützt ist. Auch wir in der Schweiz treffen Echsen in unserem Alltag an. Die sind allerdings eher klein und niedlich als furchteinflössend. Die vier relevanten Eidechsenarten, die in der Schweiz vorkommen, sind die Mauereidechse (Podarcis muralis), die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata), die Waldeidechse (Zootoca vivipara) und die Zauneidechse (Lacerta agilis), der für dieses Jahr den Titel „Reptil des Jahres“ anerkannt wurde.
Zaunkönigin der Reptilien
Merkmale: Die Zauneidechse wirkt aufgrund ihrer kurzen Beine eher plump oder auch niedlich. Eigentlich ist sie aber kräftig und kann bis zu einer Gesamtlänge von 22 cm heranwachsen. Eine ihrer Besonderheiten ist der überproportionale Kopf. Interessant sind auch die charakteristischen Augenflecken an ihren Flanken. Grundsätzlich hat das Reptil eine braune Färbung mit dunklen und hellen Flecken. Im Frühjahr nehmen die Männchen eine leuchtend grüne Farbe an. Die Zauneidechse ist tagaktiv und verschwindet für den Winterschlaf von August/September bis März/April.
Verbreitung und Lebensraum: Die Lacerta agilis besiedelt weite Teile Europas und Zentralasiens. In der Schweiz lebt sie primär im Mittelland, zwischen Genfer- und Bodensee, aber auch in warmen Teilen des Juras und in den Alpen. Als Lebensraum bevorzugt die Zauneidechse steppenartige und strukturarme Gebiete, wie Magerwiesen oder Eisenbahn- bzw. Strassenböschungen. Allerdings ist sie dabei nicht sehr wählerisch, man trifft das Reptil des Jahres 2020 an den unterschiedlichsten Standorten an. Sie besiedelt insbesondere sogenannte Saumbiotope, da diese geeignete Bedingungen bieten. Ein Saumbiotop ist ein Lebensraum, der aneinandergrenzende Biotope verbindet. Waldlichtungen, Steinbrüche, Hecken, Uferbereiche, Gärten – die Zauneidechse nistet sich da ein, wo sie die wichtigsten Ressourcen findet: Nahrung, sonnige Verstecke, passendes Mikroklima in Bodennähe, Eiablageplätze sowie Winterquartiere.
Nahrungskette: Auf dem Menüplan der Zauneidechse stehen Gliedertiere wie Insekten, Spinnen und insbesondere Heuschrecken oder Raupen. Ihren Durst stillen sie mit dem Ablecken von Obst und Früchten oder auch an Tau- und Regenwasserquellen.
Fürchten müssen sie sich hingegen vor ihren Erzfeinden, dem Turmfalken und der Schlingnatter. Zahlreiche weitere Vögel und Säugetiere gehören zusätzlich zu ihren Fressfeinden. Die Jungtiere müssen gar vor Amphibien oder räuberischen Insekten fliehen.
Gefährdungsstatus
In der Schweiz gilt die Zauneidechse als „gefährdet“. Das Reptil des Jahres wird auch im Anhang der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgelistet. Demnach steht gar ihr Habitat unter Schutz und darf nicht zerstört oder beschädigt werden.
Für heimische Reptilien stellt der Verlust von Lebens- und somit Schutzraum die hauptsächliche Bedrohung dar. Auch das Reptil des Jahres 2020 sieht sich vorwiegend Gefahren ausgesetzt, die mit dem Verschwinden ihres Habitats im Zusammenhang stehen. Dabei spielen Zerstörung, Verkleinerung, aber auch Verinselung eine zentrale Rolle. Durch Aufforstungen verschwinden beispielsweise Saumbiotope und auch die Errichtungen von Wohngebieten oder Neu- bzw. Ausbau von Verkehrswegen schneiden in den natürlichen Raum der Zauneidechse ein. So gehen bestehende Bereiche verloren oder Teilgebiete werden voneinander isoliert. Die Vernetzung der einzelnen Habitatteile wäre für die Zauneidechse aber von zentraler Bedeutung.
Schutz der Botschafterin
Von verschiedenen Seiten wird versucht, den Schutz der Zauneidechse zu gewährleisten. Die Albert Koechlin Stiftung erarbeitet im Rahmen des „Artenförderprojekts Zauneidechse“ Massnahmen, um das Reptil in der Innerschweiz zu fördern. Von den Tätigkeiten der Stiftung profitieren auch zahlreiche weitere Arten.
Die Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz Schweiz (KARCH) empfiehlt folgende Massnahmen, um den Bestand der Zauneidechse zu schützen:
- Einschränkung von Chemieeinsatz sowie maschinellen Eingriffen an Strassenböschungen und Bahndämmen
- Reduktion des Rasenmähens: Möglichst selten, nur im Spätsommer oder im Winterhalbjahr und auf nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen
- Erhalt von Kahlstellen, Sonnenplätzen und Verstecken
- Schutz vor Feinden im Siedlungsgebiet: Katzen von ihrem Lebensraum fernhalten
Auch im privaten Garten können Schutzgebiete für die Zauneidechse geschaffen und betreut werden! An einem Steinhaufen, einem Stück Totholz oder auch einer Sandfläche wird sich das Reptil des Jahres 2020 erfreuen können.
Quellen und weitere Informationen:
Zauneidechse.ch: Artenförderprojekt Zauneidechse
Naturschutzbund Deutschland NABU: Die Zauneidechse
Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz CH: Eidechsen
Albert Koechlin Stiftung: Zauneidechse
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