Es gibt weltweit acht verschiedene Zugrouten, die von unterschiedlichsten Vögeln genutzt werden, um von ihren Brutstätten in ihre Überwinterungsgebiete zu gelangen. Doch die Lebensräume entlang ihrer Flugrouten verändern sich oder verschwinden durch den menschlichen Einfluss zunehmend. Seit 2006 macht der Weltzugvogeltag darauf aufmerksam, der vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) ins Leben gerufen wurde. An diesem Aktions- und Gedenktag sollen verschiedene Wege aufgezeigt werden, um diese verbliebenen Räume zukünftig erfolgreich zu schützen - über Ländergrenzen hinaus.
Der Lebensraum wir knapp
Geeignete Lebensräume wie die Wintergebiete, die Brut- und Nistplätze, aber auch die Zwischenstationen entlang der Vogelzugroute, um sich auszuruhen und Nahrung zu finden, sind für die Vögel überlebenswichtig. Durch mehr und mehr Infrastruktur zerstört der Mensch mehr und mehr von den natürlichen Lebensräumen. Die Zerstücklung hat einen negativen Effekt auf ganze Populationen. Eine problematische Rolle spielt dabei auch die konventionelle Landwirtschaft. Nicht nur Nahrungsangebot und Rückzugsraum gehen verloren, auch die Pestizide können den Vögeln enorm schaden. Zudem können Kollisionen mit menschlichen Objekten – wie Glasfenstern oder anderen reflektierenden Gegenständen - die Tiere verletzen oder töten. Nicht zuletzt der Klimawandel hat einen negativen Einfluss auf die Populationen der Zugvögel weltweit.
Internationale Abkommen
Zugvögel brauchen ein intaktes Netzwerk von Habitaten entlang ihrer Route. Oftmals müssen wenig einladende Gebiete, wie Wüsten oder die offene See, überquert werden. Dies ist ohne Nahrung und ausreichend Energie nicht möglich. Internationale Übereinkommen zur Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten (Convention on Migratory Species, CMS) und das Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen wandernden Wasservögel (AEWA) sind essentiell, um die Vögel auf ihrer internationalen Reise zu schützen. Über Staatsgrenzen hinaus reichende Korridore mit zusammenhängenden Habitaten wären eine grosse Erleichterung für alle wandernden Tiere.
Vogelzug in Europa
Bei den sogenannten Kurzstreckenziehern handelt es sich um Arten, die in ähnlichen Klimazonen brüten sowie überwintern. In Europa ist dieses Winterquartier für viele Arten das südliche Europa und der Mittelmeerraum. Gewöhnlich brechen die Kurzstreckenzieher im Herbst später nach Süden auf und kehren im Frühling früher zurück als die Langstreckenzieher. Hier fliegen die meisten der europäischen Arten in die Tropen Afrikas südlich der Sahara. Einige Arten aus Osteuropa ziehen Richtung Asien in die dortige subtropische und tropische Zone. Sie überwintern also in einer gänzlich anderen Klimazone, als sie brüten. Unter dem Begriff Teilzieher werden von Ornithologen ganz verschiedene Erscheinungen zusammengefasst. Diese umfassen mitteleuropäische Populationen, die zu einem Teilen als Standvögel in ihrem Brutgebiet verbleiben, während andere Teile des Bestands jahreszeitlich den Standort wechseln. Auch kommt es bei einigen Arten vor, dass die ausgewachsenen Tiere im Brutgebiet überwintern, während die Jungvögel meist nach Süden ziehen – oder bei denen die Männchen zurückbleiben, während die Weibchen umziehen. Dazu gibt es verschiedene Arten, die je nach den vorherrschenden Überwinterungsbedingungen wegziehen oder vor Ort verbleiben.
Eine besondere Flugtechnik nutzen grössere Arten wie Greifvögel oder Störche. Sie können mit ihrem breiten Gefieder Aufwinde nutzen und dann weite Strecken segelnd ohne Energieaufwand zurücklegen. Sie gehören zusammen mit den Albatrossen und Möwen – die diese Technik über dem Meer anwenden - zu den Segelfliegern.
Die Rückkehr der Zugvögel in die Schweiz
- Ende Februar: Kiebitz, Ringeltaube, Misteldrossel, Star
- Anfang März: Feldlerche, Singdrossel, Bachstelze, Rohrammer
- Mitte März: Weissstorch, Schwarzmilan, Hausrotschwanz, Zilpzalp
- Ende März: Alpensegler, Mönchsgrasmücke, Heckenbraunelle, Stieglitz
- Anfang April: Wiedehopf, Rauchschwalbe, Baumpieper, Girlitz
- Mitte April: Kuckuck, Wendehals, Mehlschwalbe, Gartenrotschwanz
- Ende April: Mauersegler, Nachtigall, Teichrohrsänger, Trauerschnäpper
- Anfang Mai: Pirol, Braunkehlchen, Gartengrasmücke, Grauschnäpper
- Mitte Mai: Wachtel, Sumpfrohrsänger, Neuntöter, Karmingimpel
Diese Angaben gelten für das Mittelland. In milden Gegenden wie dem Tessin, dem Genfersee oder Basel treffen die Zugvögel etwas früher, in der voralpinen Zone entsprechend später ein.
Machen Sie mit bei der schweizweiten Vogelzählung!
Vom 6.- 10.Mai ist wieder die “Stunde der Gartenvögel”. Beobachten und zählen Sie eine Stunde lang die Vögel, die sie vom Balkon aus, im Garten oder im Park sehen oder hören. Wer weiss, vielleicht entdecken Sie ja auch einen Zugvogel? Die Aktion von BirdLife Schweiz hat zum Ziel, herauszufinden, welche Art dieses Jahr am häufigsten ist und wie sich die Artenzusammensetzung im Lauf der Jahre verändert. Mit etwas Glück können Sie bei der unter allen Teilnehmern abgehaltenen Verlosung tolle Sachpreise gewinnen.
Mithilfe von Bestimmungshilfen, die man kostenlos herunterladen kann, und verschiedenen Vogelporträts kann jeder - vom Laien bis zum Hobby-Ornithologen - an der Aktion teilnehmen. Eine wunderbare Gelegenheit, dem Home-Office- und Sofa-Koller eine Weile zu entschlüpfen!
Quellen und weitere Informationen:
World Migratory Bird Day
Vogelwarte Sempach: Zugvögel der Schweiz
UN-Environment: Fact Sheet
CMS: Migratory animals connect the planet
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