So hoch war die Beteiligung der schweizweiten Vogelbeobachtung noch nie: 7072 Auszählungen gingen im Jahr 2020 bei BirdLife Schweiz ein. Jeweils eine Stunde beobachteten und zählten Vogelkenner und Hobbyornithologinnen die Vögel im Garten oder vom Balkon aus. Insgesamt meldeten die Teilnehmer 220’733 Vögel aus 177 Arten. Auch das ist ein positiver Rekord, denn in der Schweiz wurden in allen Lebensräumen bisher 420 Vogelarten nachgewiesen. Rund 180 davon zählen zu den regelmässigen Brutvögeln.
Die jährliche Vogelbeobachtung ist ein schönes Beispiel für die Zusammenarbeit von Privatpersonen, Schulklassen, Familien, Politikern, Prominenten und Wissenschaftlern zum Wohle des Tierschutzes! Doch nach dem Zählen sollte nun das Handeln folgen! Denn die Auswertung zeigt deutlich: Je mehr naturnahe Elemente im Garten vorhanden sind, desto grösser ist die Artenvielfalt! Durchschnittlich finden sich in Schweizer Garten mit mehr als fünf naturnahen Elementen 11,6 Arten ein. In strukturarmen Gärten mit zwei naturnahen Elementen reduziert sich die Zahl auf nur noch 7,1 Arten. Wertet man sein heimisches Grün durch einfache Massnahmen auf, schafft man leicht ein Vogelparadies, dass für viele Arten attraktiv ist! Das Anlegen von Blumenwiesen und Asthaufen oder das Pflanzen von einheimischen Sträuchern und Hecken ist also ein wichtiger Beitrag zum Schutz und Erhaltung der lokalen Biodiversität!
Platz 1 der häufigsten Vögel teilen sich dieses Jahr die Amsel und der Haussperling: In 79% der Gärten wurden sie jeweils gesichtet. Jedoch ging die Zahl der Amseln zurück: 2019 wurden pro Garten 3,2 durchschnittlich Tiere beobachtet, 2020 waren es nur noch 2,2. Der Rückgang könnte mit dem beobachteten Amselsterben zusammenhängen. Der Hausperling hingegeben ist mit 41.259 Tieren gleichzeitig auch die Art mit den meisten gezählten Individuen. Platz 3 geht an die Kohlmeise, die in 65% der Gärten gesehen wurde. Typische Gartenvögel wie Stieglitz, Grünfink und Girlitz kommen seltener vor: Sie konnten nur in 20% bzw. 19% im Falle des Stieglitz und des Grünfinks, der Girlitz gar nur in 7% der Gärten entdeckt werden. Unter den Raubvögeln schwingt weiterhin der Rotmilan obenaus. Er konnte von einem Drittel der Gärten aus beobachtet werden und damit deutlich öfter als der Mäusebussard (17%) oder der Turmfalke (10%).
Auch in Deutschland gab es einen Teilnehmerrekord bei die Zählaktion, die von der NABU organisiert und ausgewertet wird. Die Vogelbeobachter entdeckten dort innerhalb der Stunde der Gartenvögel durchschnittlich 30 Individuen aus 11 verschiedenen Arten. Insgesamt wurden 223 verschiedene Vogelarten gemeldet. Die häufigste Art beim Nachbarn ist ebenfalls die Amsel, die in 94% der deutschen Gärten gesichtet wurde. Auch der Hausperling hüpft hier am häufigsten umher: mit durchschnittlich 5,3 Individuen pro Garten besitzt er die grösste Population, gefolgt von Amsel, Kohlmeise und Star. Auf dem fünften Platz liegt der Feldsperling, der in einem Drittel der Gärten beobachtet wurde und damit deutlich öfter als in der Schweiz (10%). Besorgniserregend ist der Rückgang der Blaumeisen, die bundesweit zu 20% weniger oft gemeldet wurden. Dies ist mit Abstand der niedrigste Wert seit Beginn der Zählungen vor 15 Jahren. Zumindest zum Teil kann der beobachtete Rückgang mit dem Blaumeisensterben durch das Bakterium Suttonella ornithocola erklärt werden. Noch ausstehende Laborergebnisse werden klären, ob davon auch Rotkehlchen und Goldammer betroffen sind. Die Vogelexperten hoffen nun auf hohe Bruterfolge, um die epidemiebedingten Verluste bei der Blaumeise auszugleichen zu können. Auch der seit Jahren konstante Rückgang von Star, Grünfink und Zaunkönig setzt sich fort. Zu den Gewinner gehören Ringel- und Türkentaube, sowie Eichelhäher und Buntspecht.
Quellen und weitere Informationen:
BirdLife Schweiz: Auswertung der Gartenvogelzählung 2020
NABU: Auswertung der deutschen Zählung
BirdLife Schweiz: Vogelsang zum Lernen
NABU: App zur Vogelbestimmung
Vogelwarte Sempach: Häufige Gartenvögel
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