Kükenschreddern verboten – Das Töten geht weiter

Als Konsumenten können wir dem Kükentöten ein Ende bereiten Als Konsumenten können wir dem Kükentöten ein Ende bereiten

Seit dem 01. Januar 2020 ist das Schreddern von Küken in der Schweiz gesetzlich verboten. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch klar, dass sich für männliche Küken wenig ändert. Sie werden weiterhin kurz nach ihrer Geburt getötet.

Küken schreddern – warum?

In der Schweiz werden für die Eierproduktion jährlich rund 2,5 Millionen Hähnchen noch am Tag ihres Schlüpfens getötet und grösstenteils an Wildtiere verfüttert.
Dies ist auf die moderne Zuchtindustrie zurückzuführen, in welcher die Eier- und Fleischzucht getrennt ablaufen. Es gibt einerseits Legehühner, die viele Eier legen, jedoch nicht viel Fleisch ansetzen. Andererseits sind die Fleischhühner für die Mast geeignet, legen dafür wenige Eier. Die männlichen Küken der Legerassen werden als «Abfallprodukt» gesehen – denn sie legen weder Eier, noch geben sie genug Fleisch her.

Ist das Problem nun gelöst?

Das Schreddern der frischgeschlüpften männlichen Küken wurde nun mit dem Beginn dieses Jahres verboten. Ein Schritt in die richtige Richtung ist dieses neue Gesetz zweifellos. Doch wer genauer hinsieht, erkennt, dass sich am Schicksal der männlichen Küken nicht viel geändert hat. Denn die meisten Küken werden in der Schweiz vergast, nicht geschreddert. So wurden bereits vor der neuen Gesetzgebung 97% der Küken an ihrem ersten Lebenstag mit CO2 getötet. Das neue Gesetz erfasst diese Tötungsmethode nicht, und das Töten geht weiter.

Geschlechterbestimmung, Bruderhahn, Zweinutzungshühner

Um dem fortgesetzten Töten ein Ende zu bereiten, sind mehrere Alternativen denkbar. Zum einen haben Wissenschaftler der Technischen Universität in München (TUM) eine Methode entwickelt, die es ermöglicht, das Geschlecht eines Tieres bereits im Ei festzustellen. Die Forscher setzen bei ihrem Verfahren auf Kernspintomographen (MRT), die bereits breit in der Medizin genutzt werden. Sie bestrahlen das kurz bebrütete Ei mit Licht bestimmter Wellenlänge. Die von Blutgefässen reflektierten und transmittierten Strahlen werden dann ausserhalb des Eis analysiert. Die Eier mit männlichen Embryonen könnten dann frühzeitig aussortiert werden, bevor die Küken schlüpfen. Diese Technologie ist aber noch nicht marktreif, und indessen werden weiterhin jährlich Millionen von Küken getötet.

Ein weiterer Ansatz ist das Bruderhahn-Projekt, wonach die männlichen Küken in der Eierzucht nicht getötet, sondern aufgezogen und für die Fleischproduktion genutzt werden. Da die männlichen Tiere eierlegender Zuchthühner jedoch wenig Körpermasse ansetzen und für die Fleischindustrie bei den heutigen Marktpreisen von Hühnerfleisch nicht wirtschaftlich sind, sind solche Projekte nicht weit verbreitet.

Zuletzt besteht die Möglichkeit, dass die Industrie auf Zweinutzungshühner umstellt. Dies sind Arten, bei denen die weiblichen Hühner in der Eierproduktion eingesetzt werden und die männlichen Tiere dennoch genug Fleisch ansetzen, um für die Mast geeignet zu sein. Doch die Hühner dieser Art legen jährlich etwas weniger Eier als die ausschliesslich auf die Eierproduktion gezüchteten Tiere, weshalb sich die Industrie aus wirtschaftlichen Gründen noch dagegen sträubt. In der Schweiz verkauft Coop bereits seit 2014 Eier und Fleisch von Zweinutzungshühnern unter dem Bio Suisse Label. Auch das Projekt Henne & Hahn setzt sich für die Aufzucht männlicher Küken ein.

Keine dieser Alternativen bietet aber grundsätzliche Lösungen für die zahlreichen Probleme der Massentierhaltung - wie Platzmangel, Krankheiten und Verletzungen. Deshalb gilt es weiterhin, Unternehmen mit artgerechter Haltung mit unserem Geld zu unterstützen oder auf Eier-Alternativen umzusteigen.

 


Quellen und weitere Informationen:
BLV: Gesetze und Handbücher zur Geflügelhaltung
TUM: Medienmitteilung
Henne & Hahn
Hatchery Horrors



   
 
 
 

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