Wie sein Name andeutet, erinnert der Bachflohkrebs (lat.: Gammarus fossarum) mit seinem gerundeten Rücken etwas an einen Floh, doch der kleine Flussbewohner ist ein Süsswasserkrebschen. Genau genommen gehört er zu den Flohkrebsen der Familie Gammaridae und ist die häufigste und am weitesten verbreitete Flohkrebsart der Schweiz. Er besiedelt nahezu alle unsere Fliessgewässer bis zu einer Höhenlage von 1300müM. Mit seinem nur 16mm (Weibchen) bis 21mm (Männchen) langen Körper zunächst unscheinbar, wurde er von Pro Natura zum Tier des Jahres 2021 ernannt.
Botschafter für saubere Bäche
Aus gutem Grund, denn die kleinen Krebschen sind wichtige Indikatoren für die Sauberkeit von Gewässern. Sie reagieren empfindlich auf Gewässerverschmutzung durch Pestizide oder schlecht geklärte Abwässer. Wo diese Tierchen in grosser Zahl vorkommen, ist der Bach also gesund. Angesichts der aktuellen Pestizid- und Düngerproblematik hierzulande kommt diesem ‚Ritter in glänzender Rüstung‘ somit eine wichtige Rolle zu. Denn gerade die kleineren Bäche im Landwirtschaftsgebiet sind besonders durch diese Schadstoffe gefährdet.
Kleinstes, aber wichtigstes Glied in der Nahrungskette
Die Flohkrebse sind indessen nicht nur ein wichtiger Indikator für die Gesundheit der Fliessgewässer, sondern tragen auch ihren wesentlichen Teil zu dieser bei. Ihr Überleben ist für das Funktionieren des gesamten Ökosystems entscheidend, denn für viele Tierarten in und an Fliessgewässern sind Bachflohkrebse eine wichtige Nahrungsquelle. In einem gesunden Bach ist der Tisch reich gedeckt, weil dort Bachflohkrebse oft in sehr grosser Zahl vorkommen — unter günstigen Bedingungen tummeln sich hier mehrere Tausend Tierchen pro Quadratmeter. Nähert sich Gefahr, rudern die Tierchen in einer lustigen Seitenlage eilig davon. Bei der Fortbewegung und Orientierung im Wasser helfen ihnen ganze sieben Beinpaare und zwei Antennenpaare.
Der Bachflohkrebs selber ernährt sich überwiegend von Falllaub, aber auch jeder Art organischer Nahrungspartikel, die aus dem Wasser gefiltert werden können. Auch Kannibalismus kommt vor, wobei sie sich teilweise von juvenilen Artgenossen ernähren. Die Krebschen sind wählerisch, oft fressen sie nur die weichen Blattteile und lassen ihre Skelette beiseite.
Der Bachflohkrebs ist ein gutes Beispiel für die Wichtigkeit der Biodiversität. Kein Lebewesen, welcher Grösse und Lebensart auch immer, sollte in seiner Rolle für die Balance in der Natur unterschätzt werden. Ohne diese Kleinstlebewesen würde die ganze nachfolgende Nahrungskette zusammenbrechen, was schliesslich zu einer Abnahme der gesamten Biomasse führen — und in letzter Konsequenz auch unser Nahrungsangebot reduzieren würde.
Quellen und weitere Informationen:
Pro Natura: Bachflohkrebs
Trinkwasserinitiative
Pestizidinitiative
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