Die Dänische Eintagsfliege ist in fast ganz Europa anzutreffen und besitzt keinen Seltenheitsstatus. Man findet sie in der Nähe von Fliessgewässern und Seen, denn in diesen verbringt sie den Grossteil ihres Lebens. Und obwohl man die Dänische Eintagsfliege (Ephemera danica) von Skandinavien bis nach Italien und Spanien findet und sie nicht bedroht ist, ist sie doch zurecht Insekt des Jahres 2021. Denn nicht nur überrascht die Dänische Eintagsfliege mit ihrem Alter, sie häutet sich auch öfter als alle anderen Insekten.
Die Sache mit dem Alter
Wegen ihres Namens könnte man meinen, die Dänische Eintagsfliege lebe nur einen Tag. Dies ist jedoch weit gefehlt. Die Dänische Eintagsfliege verbringt zwischen zwei bis drei Jahren als Larve im Wasser, bevor sie zur ausgewachsenen fliegenden Form schlüpft. Nach dieser Verwandlung lebt die Dänische Eintagsfliege noch zwei bis vier Tage, bevor sie stirbt. Sie überrascht also konträr zu ihrem Namen mit einem - nach den Massstäben von Insekten - langen Leben. Auch evolutionär betrachtet ist die Dänische Eintagsfliege ein alter Hase, denn es gibt sie bereits zwischen 335 bis 333 Millionen Jahren. Sie ist somit älter als die Dinosaurier und sozusagen ein lebendes Fossil.
Die Sache mit den Häutungen
Nicht nur betreffend ihres Alters überrascht die Dänische Eintagsfliege. Sie hält auch in der Anzahl ihrer Häutungen den Rekord unter den Insekten. Alle ausser eine dieser Häutungen finden im Wasser statt. Dort legt die weibliche Eintagsfliege die Eier ab, aus denen nach ein paar Tagen die Larven schlüpfen. Diese leben dann in der sandigen Sohle des Gewässers und graben sich mit ihren Grabbeinen Röhren ins Sediment. Für die Dänische Eintagsfliege sind naturbelassene oder re-naturierte Flüsse ausgesprochen wichtig, denn sie benötigt Gewässer, die reich an Sauerstoff und feinem Sediment sind. Während ihrer Entwicklung von der Larve zum fliegenden Insekt durchläuft die Dänische Eintagsfliege eine primäre Larvenphase, während der sie über die Haut atmet. In einer weiteren Phase entwickelt die Larve dann Kiemen. Insgesamt kann sich die Dänische Eintagsfliege bis zu 30 Mal häuten: Ein Rekord unter den Insekten. Nach ungefähr zwei, manchmal auch drei Jahren im Wasser hat sich die Larve soweit entwickelt, dass sie zwischen Mai und September zu ihrer ersten fliegenden Form schlüpfen kann.
Die doppelte Verwandlung
Eine weitere Besonderheit der Eintagsfliegen ist, dass sie von der Larve nicht direkt zur geschlechtsreifen Form (Imago) schlüpfen, sondern noch eine Sub-Imago bilden. In dieser Form kann die Dänische Eintagsfliege zwar schon fliegen, ist aber noch nicht geschlechtsreif. Sie fliegt nach dem Schlüpfen ans Ufer, wo ihre letzte Häutung stattfindet. Diese „doppelte“ Verwandlung findet nur noch bei den Eintagsfliegen statt und ist somit unter den heutigen Insekten einmalig. Danach verbringt die Dänische Eintagsfliege die restlichen zwei bis vier Tage ihres Lebens damit, sich in der Nähe des Gewässers einen geeigneten Partner für die Fortpflanzung zu suchen. In dieser Phase kann sie nicht mehr fressen, denn ihre Mundwerkzeuge sind in dieser finalen Form verkümmert. Zudem wird der Darm so umfunktioniert, dass er mit Luft befüllt werden kann. Dadurch lässt sich der Körper im Flug besser steuern und das Weibchen nutzt die Luft, um die Eier herauszupressen. Haben sich also eine weibliche und eine männliche Dänische Eintagsfliege gefunden, so paaren sie sich in der Luft und das Weibchen legt danach die Eier in den Fluss. Die Fliegen sterben, und ein neuer Kreislauf beginnt.
Die Sache mit dem Wert
Dänische Eintagsfliegen sind wichtig für viele andere Spezies, die in den Gewässern leben. Eine Dänische Eintagsfliege kann tausende von Eiern legen, und diese Nachkommen dienen in den verschiedenen Stadien der Entwicklung anderen Tieren wie beispielsweise Fischen, Vögeln und anderen Insekten als Nahrung. So sind sie zwar selbst in ihrem Bestand nicht gefährdet, leisten aber ihren wertvollen Beitrag dazu, uns viele bedrohte Arten zu erhalten.
Quellen und weitere Informationen:
MDR: Dänische Eintagsfliege: Insekt des Jahres 2021
Senckenberg Institut: 365 Tage für die Eintagsfliege
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