Flug- bzw. Gleithörnchen sind in Südkorea als Haustier sehr beliebt. Obwohl die Tiere auch dort beheimatet sind, wurden im vergangenen Oktober im US-Bundesstaat Florida sieben tatverdächtige Schmuggler festgenommen, die in diesem Bundesstaat unter Artenschutz stehende Südliche Gleithörnchen (Glaucomys volans) illegal nach der fernöstlichen Halbinsel verkauft haben sollen.
Tausende Flughörnchen geschmuggelt
Laut der Wildtierbehörde FWC (Florida Fish & Wildlife Conservation Commission) gehören die Tatverdächtigen einem Ring an, der in weniger als drei Jahren 3’600 Gleithörnchen in über 10’000 Fallen einfing. Wilderer verkauften die Tiere an einen Wildtierhändler, der sie über sein lizenziertes Geschäft als „in Gefangenschaft gezüchtet“ ausgab und mehrheitlich an südkoreanische Kunden weiterverkaufte. Der Gesamtwert des Schmuggel-Geschäfts wird mit einer Höhe von mehr als einer Million Dollar beziffert. Die Festgenommenen werden unter anderem des organisierten Verbrechens und der Geldwäsche bezichtigt und müssen teilweise mit Freiheitsstrafen von bis zu 30 Jahren rechnen.
Die Behörden wurden im Januar 2019 von einem besorgten Bürger auf den Fallenfang aufmerksam gemacht. Während einer 19-monatigen Untersuchung fanden die Ermittler heraus, dass die Verdächtigen aus Florida auch unter Artenschutz stehende Süsswasserschildkröten und Alligatoren mit ähnlichen Mitteln gefangen und gehandelt hatten. Die Untersuchungskommission vermuten, dass der illegale Handel noch viel weiter reicht als bisher aufgedeckt. Es wird deshalb mit weiteren Festnahmen gerechnet.
Gefahren des Tierhandels
Der Handel mit wilden Tieren ist ein Milliardengeschäft. Exoten werden als Haustiere gehalten, als Lebensmittel verzehrt oder zur Verwertung in ‚Medikamenten‘ getötet. Nicht nur Artenschützer kritisieren diesen oft illegalen Handel. Er stellt auch eine Gefahr für den Menschen dar. Aids, Ebola, Mers, Affenpocken, Vogelgrippe, Tollwut, Milzbrand, Zika und nun auch das Coronavirus — fast alle Infektionskrankheiten, die die Welt in den vergangenen Jahren in Atem gehalten haben, sind sogenannte Zoonosen: Also mutierte Tierseuchenerreger, die auf den Menschen übergesprungen sind. Der Wildtierhandel stellt derweil nicht nur ein Infektionsrisiko für Menschen dar, sondern auch für die heimische Tierwelt.
Flughörnchen sind keine Schmusetiere
In Südkorea und anderen Teilen Ostasiens sind niedliche, exotische Tiere wie Flughörnchen beliebt und werden teilweise in Cafés gehalten, wo die Gäste mit den putzigen Tieren spielen können. Doch die nachtaktiven, energischen Nagetiere sind keineswegs die zahmen Haustiere, die sich einige Kunden wohl erhoffen. Mit ihren scharfen Zähnen zernagen sie Nüsse und Eicheln — sie haben also einen starken Biss, den sie auch gegen ihre Besitzer oder andere Haustiere einsetzen, wenn sie sich erschrecken oder fürchten. Zudem sind sie Überträger einer seltenen bakteriellen Erkrankung — des sylvatischen epidemischen Fleckfiebers. Es verursacht Gliederschmerzen, Fieber, Erbrechen und andere grippeähnliche Symptome. Solche Risiken sind besonders hoch bei illegal gefangenen Wildtieren, denn sie werden ohne jede veterinärmedizinische Kontrolle an Kunden geliefert.
Südliche Gleithörnchen sind im Osten der USA und im Südosten Kanadas weit verbreitet. Obwohl die Wilderei allein das Überleben der Art nicht bedroht, könnte ein grossflächiger Rückgang der Population die Ökosysteme stören. Die Tiere helfen bei der Erneuerung der Wälder, indem sie Samen durch ihren Kot verteilen, und sie sind Beute für Raubtiere wie Eulen und Waschbären.
Quellen und weitere Informationen:
FWC (19.10.2020): Medienmitteilung
Chapman et al. (2009): Cluster of Sylvatic Epidemic Typhus Cases Associated with Flying Squirrels, 2004–2006
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