60% aller Tierarten sind Insekten. Sie stellen damit die artenreichste Klasse des Tierreichs dar. Ihr Verschwinden hat somit einen bedeutenden Einfluss auf das Überleben anderer Arten – wie beispielsweise der des Menschen. Nicht nur die Anzahl Populationen ist in den letzten Jahren immer weiter gesunken, auch die Zahl der Arten nimmt ab: Mindestens 163 Insektenarten gelten in der Schweiz als ausgestorben und weitere 40% werden als gefährdet eingestuft.
Der Mensch als Schädling
Insekten übernehmen viele wichtige Funktionen in unseren Ökosystemen. Sie bestäuben die Blüten, sind Nahrung für viele Tiere oder bauen organisches Material in wiederverwertbare Rohstoffe ab. Ausserdem können sie in der Landwirtschaft als Nützlinge eingesetzt werden.
Das fortschreitende Insektensterben hat daher verheerende Auswirkungen auf unsere Zukunft. Ursachen für ihr Verschwinden gibt es viele, Hauptgrund ist und bleibt jedoch der Mensch.
Intensive Landwirtschaft: In der Schweiz werden jährlich um die 2000 Tonnen Pestizide, davon rund 300 Tonnen Insektizide verwendet. Durch den Einsatz dieser Chemikalien werden jedoch nicht nur Schädlinge vernichtet, sondern auch die meisten anderen Insekten, welche damit in Kontakt kommen.
Verlust der Lebensräume: Durch Monokulturen, den Rückgang von Trockenwiesen, die Zersiedelung sowie die Entwässerung von Feuchtgebieten werden die natürlichen Lebensräume von Insekten zerstört. Besonders im Mittelland, wo die Fläche mit 16% am dichtesten besiedelt ist und Flüsse und Bäche oftmals kanalisiert sind, ist der Verlust des Lebensraumes besonders schwerwiegend.
Lichtverschmutzung: 50% aller Insektenarten sind nachtaktiv. Die Lichtverschmutzung durch beleuchtete Strassen und Quartiere, grelle Reklamen oder Gartenbeleuchtungen haben negative Auswirkungen auf die Überlebenschancen von Insekten. Vor allem Fluginsekten werden von künstlichen Lichtquellen angezogen und sterben an Erschöpfung oder als leichte Beute von Vögeln und Fledermäusen. Die Schweiz ist besonders betroffen von der Lichtverschmutzung. Auch wenn in den Alpen der Sternenhimmel deutlich besser zu sehen ist, so gibt es keinen einzigen Ort mehr, wo in der Nacht noch natürliche Dunkelheit herrscht.
Die Folgen des Insektensterbens sind noch nicht in allen Gebieten der Welt gleich spürbar. Während auf chinesischen Obstplantagen bereits von Hand bestäubt wird, so dominieren in der Schweiz die Schädlinge immer mehr über die einheimischen Nützlinge.
Vorurteile statt Schutz
Das Insektensterben ist kein neues Thema. Vor knapp einem Jahr stimmte der Bund der Motion zu, konkrete Massnahmen zu ergreifen und dem Insektensterben entgegenzuwirken. Auch Deutschland führte in diesem Sommer ein ähnliches Insektenschutzgesetz ein. Trotzdem stellt sich gemäss einer Studie der Goethe-Universität in Frankfurt die Sensibilisierung der vor allem jüngeren und weniger gebildeten Bevölkerung als schwierig heraus. Während die älteren Menschen bemerken, dass heute rund 80% weniger Insekten in der Luft herumschwirren als während ihrer Kindheit, so haben die Jungen keinen Vergleichswert. Problematisch sind ausserdem der Ekeleffekt sowie die Ängste und Phobien, welche viele Insekten hervorrufen. Wichtig ist daher, bereits bei Kindern einen emotionalen Bezug zur Natur und deren Bewohnern herzustellen. Auch wenn ein effektiver Schutz nur in Zusammenarbeit mit dem Agrarsektor und der Industrie Erfolg haben kann, so können auch Privatpersonen ihren Teil dazu beitragen.
Insektenschutz Zuhause
- Blühende, einheimische Pflanzen rund ums Haus pflanzen.
- Beim Mähen einige wilde Flächen stehen lassen.
- Auf Unkraut- und Insektenvernichtungsmittel verzichten.
- Nachbarn sensibilisieren.
- Öko-Produkte kaufen.
- Kein künstliches Licht im Garten oder auf der Veranda brennen lassen.
Quellen und weitere Informationen:
Pro Natura: Kampagne «Gemeinsam gegen das Insektensterben»
UVEK: Das Insektensterben stoppen – eine Auslegeordnung zuhanden der UREK-N
Goethe Universität: Insektensterben: Naturerlebnis wird für künftige Generationen ärmer
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