Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde und bis zu zehn Metern weiten Sprüngen setzen Löwen (Pantera leo) ihrer Beute nach. Als einzige soziale Katze jagen und leben sie in Rudeln von vier bis sechs Weibchen, deren Jungtieren und einem oder einer Gruppe von Männchen. Der Löwe wird vielerorts als König der Tiere verehrt. Die Menschen verdrängten die Wildkatze jedoch aus rund 92% ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets.
Verlust des Lebensraums
Das Verbreitungsgebiet des Löwen reichte einst von Nordafrika bis Südwestasien und von Europa über den Mittleren Osten bis Indien. Heute leben die Tiere nur noch in kleinen, verstreuten Territorien. Zwischen 1800 und 1942 wurden die Populationen auf der Arabischen Halbinsel, in der Türkei, Syrien, Iran, Irak, Pakistan, Afghanistan und Zentralasien ausgerottet. Heute sind sie nur noch südlich der Sahara sowie in kleinen Gebieten im Westen Indiens in der Wildnis anzutreffen. Ihre früheren Territorien wurden grösstenteils von der Landwirtschaft eingenommen. Doch nicht nur der Löwe ist von diesem Lebensraumverlust betroffen, auch seine Beutetiere wie Büffel, Gazellen und Zebras werden immer mehr dezimiert und fehlen schliesslich als Nahrung für das Raubtier. Immer öfters fallen so auch Nutztiere der Wildkatze zum Opfer. Aus Angst um ihr Leben und zum Schutz ihres Viehs erschiessen oder vergiften Farmer und Rancher die Löwen.
Verlust der Gesundheit
Ein weiteres Problem, das mit der Übermacht des Menschen kam, sind Krankheiten. Eingeschleppte Erreger haben immer wieder dramatische Folgen für die Löwen. 1994 starb rund ein Drittel der Löwenpopulation in der Serengeti am Virus der Hundestaupe. Ein Jahr darauf konnte nachgewiesen werden, dass Löwen aus Südafrika an Tuberkulose erkranken können, welche von Hausrindern über Büffel auf die Wildkatze übertragen wird. Auch FIV, ein HIV ähnliches Virus, stellt eine Bedrohung für die wildlebenden Grosskatzen dar.
Verlust des Lebens
Südafrika ist nicht nur für Reisende eine beliebte Destination, sondern auch für Jäger. Mehr als 18’000 Jagdtouristen - hauptsächlich aus Europa und der USA - fliegen jährlich in den südlichen Teil des Kontinentes, um mit einer Jagdtrophäe wieder heimzukehren. Je nach Budget können nahezu alle bedrohten Tiere geschossen werden: Leoparden, Elefanten, Nashörner und auch Löwen. Beliebt ist vor allem das sogenannte Canned Hunting, auch Gatterjagd genannt. Dafür werden in rund 350 südafrikanischen Zuchtfarmen Wildkatzen aufgezogen und ab einem Alter von vier Jahren in umzäunten Gehegen ausgesetzt. Dort werden die Tiere zum Abschuss freigegeben, ohne Möglichkeit zu entkommen. Um die Tausend Löwen werden jährlich Opfer dieser grausamen Praxis, Tendenz steigend. In nur sieben Jahren ist die Zahl der Löwen in Gefangenschaft um mehr als 50% angestiegen. Während momentan rund 12’000 der Katzen auf solchen Farmen lebt, so gibt es in Südafrika in der freien Wildbahn nur noch um die 2’000 Tiere. Nicht nur Schädel, Zähne und Fell sind dabei als Jagdtrophäe beliebt. Die Knochen der Löwen sind seit einiger Zeit als Heilmittel der chinesischen Medizin beliebt.
Zwar kündigte im Mai 2021 die südafrikanische Umweltministerin Barbara Creecy an, dass die Zucht und Ausbeutung von Löwen für die Jagd und den Handel beendet werden sollen, jedoch ist ein konkretes Gesetz noch nicht in Sichtweite.
Verlust der Freiheit
Die Jungtiere der Zuchtfarmen werden oftmals an separaten Standorten aufgezogen und dort als Touristenattraktion ausgebeutet: Reisende können sie füttern, streicheln, fotografieren und mit ihnen spazieren gehen. Ahnungslose Ehrenamtliche bezahlen Freiwilligenagenturen sogar viel Geld, um als Volontäre bei der Aufzucht der Raubkatzenbabys mitzuarbeiten. Dass sie dabei eine grausame Jagdindustrie unterstützen, wird den hilfsbereiten Touristen nicht kommuniziert.
Doch noch ein Lichtblick?
Immerhin einen kleinen Lichtblick gibt es – wenn auch nur von geringem Trost. Eine Studie von Zoo Biology stellt fest, dass sich die Lebenserwartung von Raubtieren in Zoos deutlich verbessert hat. Auch die Aufzucht von Jungtieren sei in den letzten Jahren deutlich erfolgreicher gewesen.
Jedoch bedeutet eine höhere Lebenserwartung nicht zwingend eine gute Lebensqualität. Zwar konnten finanzstarke Zoos durch die Ausweitung von Gehegen und das Bauen von Rückzugsorten das Leben ihrer Schützlinge bereits deutlich verbessern, doch noch immer besteht die Diskussion, welche die Haltung von Tieren in Gefangenschaft von Grund auf hinterfragt.
Quellen und weitere Informationen:
WWF: Löwe
Pro Wildlife: Löwenfarmen: Qual für den Tourismus
SWR: Eisbär und Co leben länger und der Nachwuchs hat bessere Chancen
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