Die Vielfalt im Spinnenreich ist riesig. Über 46’000 Arten sind weltweit bereits bekannt. Forschende schätzen jedoch, dass es um die 120'000 verschiedene Arten geben muss. Die Krabbler können von millimeterklein bis zu fünfzehn Zentimeter lang, von schwarz und braun über knallbunt und von harmlos bis tödlich giftig sein. Sie bewohnen Wälder, Wiesen, Gebirge, Wüsten, Küsten, Gletscher und sogar das Süsswasser. Insgesamt machen sie 2,2% der Artenfülle unseres Planeten aus – mehr als das Siebenfach der Säugetiere. Da Spinnen nahezu jeden Lebensraum besiedeln – und das in grosser Anzahl – stellen sie eine Schlüsselkomponente des Ökosystems dar: Als Nützlinge in der Landwirtschaft sowie als Regulatoren der Bodengemeinschaft, der Insektenpopulationen und somit unserer gesamten Ökosysteme.
Ein Lebenslauf
Bereits vor rund 410 Millionen Jahren krabbelten die ersten Spinnentiere umher und jagten ihre Beute. Die ersten echten Spinnen entwickelten sich vor etwa 315 Millionen Jahren – über ihre Entstehung ist bis heute aber wenig bekannt.
Spinnen zählen nicht zu den Insekten. Sie gehören aber, wie die Sechsbeiner auch, zum Stamm der Gliederfüsser - Tiere, die ein Aussenskelett und gegliederte Beine besitzen. Im Gegensatz zu Insekten haben Spinnen jedoch keine Fühler oder Flügel, verfügen dafür über acht behaarte Beine und in der Regel vier Augenpaare. In der Fachsprache werden die Spinnen, die wir uns üblicherweise unter diesem Begriff vorstellen, Webspinnen (Aranee) genannt. Wie Skorpione, Pseudoskorpione, Milben – beispielsweise Zecken - und Weberknechte gehören sie zu den Spinnentieren. Webspinnen können wiederum in drei Gruppen unterteilt werden: Gliederspinnen (Mesothelae), Vogelspinnenartige (Mygalomorphae) und Echte Webspinnen (Araneomorphae).
Giftig, aber ungefährlich?
In unserem Kultkurkreis haben Spinnen oft einen schlechten Ruf. Durch ihr furchteinflössendes Aussehen und ihre giftigen Mundwerkzeuge werden sie fälschlicherweise häufig als gefährlich und «grusig» betitelt. Obwohl nahezu alle Spinnenarten über ein Paar Giftdrüsen verfügen, ist der toxische Wirkstoff selten schädlich für Menschen: Die Gifte sind auf ihre Beutetiere zugeschneidert. Nur wenige Dutzend Spinnen sind tatsächlich für den Menschen gefährlich. Jährlich werden aber nicht einmal zehn Todesfälle auf sie zurückgeführt. Mit über 6000 Todesfällen pro Jahr sind Skorpione, gefolgt von Wespen und Bienen mit mehr als 1200 Fällen, deutlich die gefährlicheren Gliederfüsser.
Sogar hilfreich!
Auf alle bekannten Spinnenarten hochgerechnet, konnten bis heute bereits mehrere Millionen Wirkstoffe in ihren Giften identifiziert werden. Diese bioaktiven Substanzen können verschiedenste physiologische Prozesse in unserem Körper regulieren. Viele pharmazeutische Unternehmen setzten daher auf Forschungsprojekte, welche den Einfluss von Spinnengiften auf Erkrankungen des Muskel- und Nervensystems untersuchen.
Nicht nur die Giftstoffe von Spinnen sind für Forschende interessant. Auch die Spinnenfäden, welche stark belastbar und bezüglich Festigkeit und Elastizität technischen und anderen biologischen Materialien überlegen sind, begeistern die Forschung. Besonders in der Medizin winken hilfreiche Innovationen. Da der menschliche Körper Spinnenfäden gut verträgt, wird in Europa bereits seit einigen Jahren daran geforscht, die Fäden für die Wundheilung und die Nervenregeneration einzusetzen. Spinnenseide kann heute bereits mittels Bakterienkulturen synthetisch hergestellt werden und wird unter anderem für die Produktion von Kleidungsstücken verwendet.
Und für das Ökosystem?
Die meisten Spinnen sind Generalisten. Sie ernähren sich daher vor allem von Fleisch – von Insekten, aber auch von anderen Gliederfüssern. Spinnen verzehren jährlich weltweit zwischen 400 und 800 Millionen Tonnen Beute. Das entspricht bis zu doppelt so viel Fleisch, wie die Menschheit pro Jahr konsumiert. Die Grössenordnung dieser – ungefähren - Schätzung zeigt, welche Bedeutung Spinnen in unseren Ökosystemen zukommt. Sie sind die weitverbreitetsten und artenreichsten Räuber auf der Erde (und selbst auch wieder Beute vieler anderer Tiere). Je nach Lebensraum leben bis zu 1000 Spinnen auf nur einem Quadratmeter. Dort sind sie die wichtigsten Kontrolleure des ökologischen Zusammenspiels.
Quellen und weitere Informationen:
National Geographic: Klimawandel lässt Spinnen wachsen – und das hat Vorteile
Arachnologische Gesellschaft: Ökologie
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