Macho versus Einzelgänger

Das Eichhörnchen in seinem natürlichen Habitat Das Eichhörnchen in seinem natürlichen Habitat

Die kleinen Waldbewohner ziehen alle Spazierenden, die ihrer gewahr werden, in ihren Bann. Dass dieses Erlebnis eines Tages nicht mehr möglich sein könnte, ist fast unvorstellbar.

Auf dem europäischen Kontinent gibt es zwei Eichhörnchen-Gattungen; das europäische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) und das Grauhörnchen. Das europäische Eichhörnchen ist hier heimisch, das Grauhörnchen nicht. Das Grauhörnchen ist in Grossbritannien um zirka 1870 und in Norditalien um 1948 erstmals aufgetaucht, hat sich seither fleissig vermehrt und das einheimische Eichhörnchen zurückgedrängt – was es zu einer invasiven Art macht. Eingeführt wurden die Tierchen aus Amerika durch reiche Landbesitzer. Im Gegensatz zu den invasiven Grauhörnchen stehen die einheimischen Eichhörnchen heute unter Schutz und dürfen nicht mehr gejagt werden.

Warum verbreiten sich die Grauhörnchen schneller und verdrängen die Europäischen?

Die Grauhörnchen haben bestimmte Enzyme im Körper, die ihnen mehr Futterquellen eröffnen. Ein Grossteil der Grauhörnchen sind zudem Träger des Eichhörnchen-Pocken-Virus: Sie sind Überträger des Virus, selbst aber immun dagegen. Unser Europäisches Eichhörnchen hingegen stirbt bei einer Infektion. Des Weiteren sind die Grauhörnchen sozialer und suchen die Nähe ihrer Artgenossen, die Europäischen sind eher Einzelgänger. Die Jungen der Grauhörnchen bleiben für eine gewisse Zeit im Territorium ihrer Eltern, wodurch dort eine Bestandsdichte erreicht wird, die fast zehnmal grösser ist als die der einheimischen Gattung. Die Grösse und der Körperbau des Grauhörnchens schützen es ausserdem besser vor der Kälte im Winter.

Was kann man also gegen die invasive Verbreitung tun?

In den stark betroffenen Gebieten in Grossbritannien und Italien versuchen Naturschutzorganisationen den Grauhörnchen-Bestand zu verringern oder sie zu vertreiben. Es wurde auch schon an einem Verhütungsmittel für die invasive Art geforscht, welches in den Wäldern verstreut werden soll. Eine weitere Möglichkeit der Bestandskontrolle sieht man darin, einen natürlichen Feind des Grauhörnchens, wie den Baummarder, in den Gebieten auszusetzen. Auf die einheimischen Eichhörnchen wird das keinen ausschlaggebenden Effekt haben, da die Grauhörnchen sich mehrheitlich auf dem Boden aufhalten und so für ihre Prädatoren leichtere Beute sind. Grauhörnchen haben zudem eine schlechtere Überlebenschance in Nadelwäldern, da ihnen die Tannzapfen zu wenig Energie liefern.

Es ist offensichtlich, dass die Grauhörnchen-Population in den letzten Jahren massiv angestiegen und dadurch die des Eichhörnchens gesunken ist. Die Weiterverbreitung der invasiven Art muss also gebremst werden, damit uns die europäischen Eichhörnchen weiter erhalten bleiben. Es werden dafür schon Massnahmen umgesetzt, weitere sind angedacht. Obwohl das Grauhörnchen eindeutige Vorteile gegenüber der einheimischen Art hat, stösst auch dessen Verbreitung auf natürliche Grenzen, gesetzt zum Beispiel von Prädatoren oder den vorhandenen Nahrungsquellen.

In der Schweiz gibt es bislang noch keine Grauhörnchen. Aber es wird davon ausgegangen, dass dies nicht mehr lange so bleiben wird. Vor allem das Tessin und Genf werden von der Einwanderung der Tiere betroffen sein. Eine Studie, welche im Naturpark Ticino in Ligurien gemacht wurde, vermutet, dass das Grauhörnchen die Schweiz in den Jahren 2020 – 2025 erreichen wird.

Quellen und weitere Informationen:
AUE Bern: Invasive Pflanzen und Tiere in der Schweiz
fauna-vs: Lebt das Eichhörnchen bald nur noch in unserer Erinnerung weiter?
BR Wissen: Warum Grauhörnchen so erfolgreich sind

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