Sie wiederspiegeln Wohlstand und Fortschritt – gleichzeitig reflektieren sie unsere Umgebung und erschaffen den Eindruck eines nahtlosen Übergangs. Die Rede ist von grossen Glasflächen.
In den letzten Jahrzehnten wurden unsere Wohnhäuser und Geschäftsgebäude immer durchsichtiger: Zum Leidwesen unserer Vögel. Jährlich verenden laut Schätzungen alleine in der Schweiz mehrere Hunderttausend Vögel an Glasfassaden und Fensterflächen. Da die Vögel nicht unbedingt vor Ort versterben, sondern später ihren inneren Verletzungen erliegen – oder schnell von Katzen gefunden werden -, wird das Problem weithin übersehen und unterschätzt. Kollisionen mit Glasflächen gelten gleichwohl als eine der verbreitetsten Todesursachen unserer geflügelten Nachbarn.
Vogelschutz am Bau
Glasflächen, insbesondere durchgehende Fensterflächen im Eckbereich täuschen Vögeln einen Durchgang vor. Daneben sind auch stark spiegelnde Fensterscheiben wie Sonnenschutzgläser verheerende Fallen – nicht nur an den von uns bewohnten Gebäuden, sondern auch an Velo-Unterständen, Bushäuschen oder Wind- und Lärmschutzwänden. Besonders heikel sind solche unsichtbaren Barrieren, wenn sie inmitten eines für die Vögel ansprechenden Lebensraums liegen. Während nur eines Herbstes können an einer Glaswand mit besonders ungünstigen Voraussetzungen hunderte Vögel verunfallen. Um zu vermeiden, dass Vögel dieser Täuschung erliegen, kann schon während der Planung, aber auch noch darüber hinaus einiges getan werden.
Grossflächige Fensterfronten sind besonders tückisch. Der heikelste Punkt ist der transparente Eckbereich.
Um die Reflexion der Umgebung im Fenster zu minimieren, sollte man Fenster mit einem Reflexionsgrad von unter 15% wählen. Meist hat man jedoch nicht die Möglichkeit, die Fensterfront von Grund auf neu zu entwerfen. Dann können auch nachträgliche Massnahmen Abhilfe schaffen.
Mögliche Massnahmen sind lichtdurchlässige Flächenvorhänge (nur bei reflexionsarmen Fenstern). Eine gewisse Wirkung erzielen auch senkrecht gespannte Schnüre, gekippte Jalousien und Insektengitter oder aufgeklebte Markierungen. Die Markierungen können verschiedene Formen aufweisen, wichtig dabei ist, dass die Abstände nicht zu gross sind. Viele Vögel sind sich gewohnt, durch dichtes Astwerk zu fliegen und werden deshalb nicht so schnell von Hindernissen abgeschreckt. Als Regel kann gelten, dass eine visuelle Lücke nicht grösser als eine Hand sein sollte. Weitere Möglichkeiten sind lichtstreuende Isolierplatten, halbtransparente Scheiben (getönte Scheiben nützen oftmals nur wenig) oder Glasbausteine. Anders als häufig angenommen, bringen Raubvogelmarkierungen nichts. Die Silhouetten werden von den Vögeln nicht als Fressfeinde erkannt.
Gefährliche Zimmerpflanzen
Auch Zimmerpflanzen stellen unter Umständen eine Gefahr für Vögel dar: Grössere Pflanzen, die direkt hinter Glasscheiben liegen, können Vögel anziehen. Besonders der beliebte Wintergarten ist problematisch, insbesondere wenn darin viele grosse Pflanzen stehen. Zum einen täuscht der Indoor-Garten durch mehrere transparente Wände Durchlässigkeit vor und zum anderen werden die Vögel von dem Lebensraum angelockt, welcher der Wintergarten zu sein vorgibt. Licht lockt die Vögel ebenfalls an. Deshalb sollten an Bürogebäuden die Storen während der Nacht geschlossen werden.
Grosszügige Fensterflächen kombiniert mit grossen Pflanzen - eine tödliche Kombination für Vögel
Nicht nur Fenster stellen eine Gefahr für Vögel dar, sondern etwa auch Schwimmbecken oder Kamine. Schwimmbecken sind deshalb gefährlich für Vögel, da sie meist nicht mehr herausklettern können, wenn sie hineingefallen sind. Damit die Vögel im Falle eines Bades im Schwimmbecken nicht ertrinken, sollte eine Ausstiegshilfe angebracht oder eine andere effektive Massnahme ergriffen werden. Um zu verhindern, dass Vögel in den Kamin geraten, helfen Kaminhüte oder fachmännisch angebrachte Gitter.
{xtypo_info}Quellen und weitere Informationen:
Vogelwarte Sempach: Gebäude und Vögel
Vogelwarte Sempach: Vögel und Glas/xtypo_info}
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