Für Fische in Schweizer Fliessgewässern ist der Sommer 2022 alles andere als angenehm. Die Flüsse und Bäche in den tieferen Lagen haben bedrohlich hohe Temperaturen erreicht; der Sauerstoff ist dadurch knapp geworden. Einige Flüsse, wie beispielsweise die Kleine Emme, sind gar vollständig ausgetrocknet. Die diesjährige Hitze und Trockenheit hat laut Fischereiverband zu einem „Fischsterben historischen Ausmasses“ geführt.
Tödliche Hitze
Bei Wassertemperaturen über 23 Grad wird es für viele Fische kritisch, über 25 Grad gar lebensbedrohlich. Am 6. August wurde in der Aare beim Wasserkraftwerk Klingnau in Felsenau eine Temperatur von 26.6° C gemessen. Besonders hitzeempfindlich sind Forelle und Äsche. Bereits heute sind die Bestände dieser Fischarten stark zurückgegangen. Experten rechnen damit, dass zukünftig in tieferen Lagen keine Forellen mehr vorkommen werden:
«Wenn sich die Wassertemperaturen weiter erhöhen, wird es im ganzen Mittelland dereinst keine Forellen mehr geben.»
David Bittner vom Schweizer Fischerei-Verband
Fische werden aus dem Wasser geholt
Um die Fische vor dem sicheren Tod zu retten, blieb vielerorts nichts anderes übrig, als sie abzufischen. Das heisst, die Fische wurden in einen anderen Gewässerabschnitt, ein anderes Gewässer oder in ein Becken umgesiedelt. Auf diese Methode musste diesen Sommer etwa am Tobelbach im Kanton Zürich, der Sissle im Kanton Aargau oder dem Schlimbach im Kanton Luzern zurückgegriffen werden. An vielen Bächen sind solche Notmassnahmen längst keine Ausnahmen mehr. Im Baselbiet musste in den letzten Jahren mehrere Male abgefischt werden:
«Wenn wir Glück haben, haben wir mal ein Jahr, in dem wir nicht abfischen müssen. Aber ich denke es ist fast ein Dauerzustand, was wir hier jetzt machen»
Daniel Zopfi, Amt für Wald beider Basel
Es muss jeweils genau geprüft werden, ob abgefischte Fische in ein bestimmtes Gewässer versetzt werden können, denn es kann die Gefahr bestehen, dass die eingebrachten Fische eine Störung für das Ökosystem darstellen und damit noch mehr Schaden entsteht als ohnehin schon.
Kältegruben, Badeverbote und freiwillige Schonmassnahmen
In grossen Fliessgewässern wie der Aare wird ein anderer Ansatz verfolgt: Man baut Kältegruben, die den Fischen als Rückzugsort dienen sollen. Die Vertiefungen werden an Einmündungsstellen von Seitengewässern gegraben. D a aus diesen kühleres Wasser ins Hauptgewässer einströmt, entsteht in der Vertiefung eine Art Badewanne mit kühlerem Wasser. Eine weitere Massnahme, um das Fischsterben einzudämmen, ist das Absperren von Gewässerabschnitten. In diesem Jahr wurden etwa an verschiedenen kälteren Gewässerabschnitten im Kanton Luzern und am Unterlauf der Birs bei Basel Badeverbote ausgesprochen.
Die Bevölkerung kann mithelfen, indem sie darauf achtet, die Fischpopulationen bei hohen Wassertemperaturen nicht noch zusätzlich zu stören und zu belasten. Badegäste können auch ohne ein Badeverbot darauf verzichten, an Einmündungsstellen von Seitenflüssen oder in Fischansammlungen zu baden. Fischer schonen die ohnehin schon unter enormem Stress leidenden Tiere, indem sie bei erhöhten Wassertemperaturen nicht fischen.
Quellen und weitere Informationen:
Telebasel: Zivilschutz fischt Bäche aus
Aargauerzeitung: Kältegruben als letzte Hoffnung für Fische
Kommentare (0) anzeigenausblenden