Ein Grossteil der Schweizer Amphibien steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Die Gründe dafür sind vielfältig: Pestizideinsatz in der Landwirtschaft, Strassenverkehr, Klimawandel und auch der Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis), der zahlreiche Amhibienarten befällt. Der zusätzliche Verlust des Lebensraumes beeinflusst die Gefährdung von Frosch, Kröte, Molch und Salamander in der Schweiz ebenfalls stark.
Die Zurückgewinnung von essenziellen Lebensräumen
Das Anlegen von Tümpeln und Teichen führt dazu, dass Amphibien vermehrt Möglichkeiten zur Nahrungssuche und Fortpflanzung erhalten. Ausserdem unterstützt die höhere Dichte solcher Gewässer die bessere Vernetzung von Populationen.
Im Kanton Aargau wurde eine Langzeitstudie vom Forschungsteam der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL und dem Wasserforschungsinstitut Eawag in Zusammenarbeit mit info fauna karch durchgeführt. Im Zeitraum von 20 Jahren (seit 1999) wurden über 400 neue Tümpel und Teiche geschaffen, die von den Amphibien zunehmend genutzt wurden. Erfreulicherweise hatten bis im Jahr 2019 zehn der zwölf Arten zugenommen, dies obwohl nur der Faktor Lebensraum verbessert wurde.
Die Resultate zeigen ausserdem, dass grössere neu angelegte Teiche eine bessere Chance haben, besiedelt zu werden.
Die spezifischen Ansprüche an den Lebensraum variieren von Art zu Art – so mag die Kreuzkröte etwa temporär überschwemmte Flächen mit schwankendem Wasserstand, was bisher noch nicht berücksichtigt werden konnte. Die Gelbbauunke (Bombina variegata) mag als Pionierart besonders gerne neu geschaffene, offene Gewässer. Im Rhein- und Aaretal hat sie dank den ergriffenen Massnahmen die erfolgreiche Rückkehr geschafft. Auch die Laubfroschpopulation im Reusstal konnte stark anwachsen.
Es gibt also klare Anzeichen, dass sich in diesem Fall die Umsetzung von Naturschutzmassnahmen gelohnt hat. Als besonders wertvoll wird dabei die gute Zusammenarbeit zwischen Kanton, Naturschutzorganisationen und Landeigentümern erachtet. Die Resultate der Studie können nun dazu beitragen, die Massnahmen zu evaluieren und wo nötig anzupassen.
Neue Eiablagen für einen Netzflügler
Der Netzflügler mit dem klingenden Namen „Libellen-Schmetterlingshaft“ (Libelloides coccajus) ist stark gefährdet und gehört zu den national prioritären Arten. Wenige Restpopulationen kommen beispielsweise noch im Kanton Schaffhausen vor. Er mag insbesondere trocken-heisse Lebensräume mit Extensivwiesen und –weiden (also vielfältige, artenreiche Flächen mit extensiver Nutzung). Diese bevorzugten Habitate sind allerdings nach und nach verschwunden und haben mittels Isolation der noch vorhandenen Populationen zum deutlichen Rückgang der Art geführt. Problematisch war vor allem das Fehlen passender Eiablagestellen. Der Netzflügler legt seine Eier auf geneigte Pflanzenstängel über offenen Bodenstellen ab. Die lückenhafte Vegetation ist nötig, um die von ihm favorisierte, trockene und besonnte Umgebung sicherzustellen.
2020 wurde ein Förderprojekt der Pro Natura Schaffhausen in der sogenannten Oberbärghaalde gestartet. An einem der drei künstlich geschaffenen Standorte wurden bereits im Sommer nach seiner Erstellung Eiablagen vorgefunden. Aufgrund dieser ausgezeichneten Nachricht vergrösserte man den erfolgsversprechenden Standort ergriff Massnahmen, um weitere sonnenexponierte Ablagestellen zu prüfen. Langfristig sollen auch Auslichtungs- und Entbuschungsarbeiten zu einer grösseren Anzahl offener Bodenstellen und damit zu mehr Sonneneinfall führen. Die Chancen für weitere erfolgreiche Eiablagen des Libellen-Schmetterlingshaft stehen also gut.
Reduzierte Beleuchtung für die Fledermaus
Sie ist oft unbemerkt unterwegs: Die Fledermaus. Unglaublich also, dass in der Schweiz sage und schreibe 30 verschiedene Fledermausarten nachgewiesen sind! Immerhin entspricht dies rund einem Drittel unserer einheimischen Säugetierarten. Alle Fledermäuse stehen unter bundesrechtlichem Schutz.
Die Grossen und Kleinen Mausohren bilden oft gemeinsame Mischkolonien. Während das Grosse Mausohr (Myotis myotis) in der Schweiz als verletzlich eingestuft wird, gilt das Kleine Mausohr (Myotis blythii) heute gar als vom Aussterben bedroht. In der Schweiz ziehen sie ihren Nachwuchs aufgrund ihrer spezifischen Anforderungen an das Mikroklima ausschliesslich in warmen Dachstockquartieren von Gebäuden auf. Sie sind denn auch darauf angewiesen, dass diese gut zugänglich sind, jedoch gleichzeitig nicht von Feinden wie Hauskatzen, Steinmardern sowie Greifvögeln und Eulen frequentiert werden. Für die gesunde Bestandesentwicklung benötigen sie neben einem sicheren Brutort ausserdem eine Anbindung an den Jagdlebensraum, der aus extensiv bewirtschafteten Wiesen beim Kleinen Mausohr und hallenartigen Wäldern beim Grossen Mausohr besteht.
Der Verlust von Jagdlebensräumen, die Fragmentierung ihrer Habitate, der Pestizideinsatz und die Lichtverschmutzung führten schliesslich dazu, dass sich die Bestände der Mausohren in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dramatisch verringerten. Unter anderem hatten Gebäuderenovierungen dafür gesorgt, dass früherer Wohnraum den Fledermäusen unzugänglich gemacht wurde. Auch der gelegentliche Einsatz von giftigen Holzschutzmitteln hatte schlimme Konsequenzen.
Ende der 1980er Jahre existierten schweizweit nur noch rund 100 Kolonien mit geschätzten 16'000 adulten Tieren. Dank der Massnahmen des seit 1995 bestehenden Schutz- und Monitoringprogramms sind die Mausohrbestände innerhalb der letzten 25 Jahre wieder um 40 Prozent angestiegen.
Beispielhaft mustergültig ist in diesem Zusammenhang die Gemeinde Fläsch im Kanton Graubünden. Sie wurde 2018 von Pro Natura mit dem „Elisabeth und Oscar Beugger-Preis“ für ihre emissionsreduzierte öffentliche Beleuchtung ausgezeichnet. Unter anderem wurden dabei die Lichtpunkte reduziert und die Anpassung von Farbtemperatur und Lichtspektrum der öffentlichen Beleuchtung vorgenommen. Der Verzicht von Kunstlicht reduziert nicht nur den Energieverbrauch, sondern schützt auch gefährdete Tierarten, wie etwa die Mausohr- und Hufeisennasenfledermäuse, die auf dunkle Korridore angewiesen sind. Im Kirchturm der Gemeinde kehrt vom Frühling bis zum Herbst jeden Jahres wuselndes Leben ein, wenn eine Kolonie von rund 1000 Mausohrweibchen ihre Jungen austrägt und aufzieht.
Der Einsatz lohnt sich
Artenschutzprojekte wie die obgenannten sind nötig, um wichtige Lebensräume bewahren oder wiederherstellen zu können, damit diese anschliessend von einer Vielzahl von Arten besiedelt werden. Die Bedeutsamkeit der Biodiversität rückt immer stärker in unser Bewusstsein. Gut daher zu wissen, dass sich die Anstrengungen lohnen.
Quellen und weitere Informationen:
WSL: Mit neuen Tümpeln gegen das Amphibiensterben
Fledermausschutz: Mausohren
Pro Natura: Förderprojekt Libellen-Schmetterlingshaft in Hemmental
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