Ausgestorbene Langfussfledermaus wurde wiederentdeckt

In der Schweiz galt sie als ausgestorben, doch nun wurde sie im Tessin wiederentdeckt: die Langfussfledermaus. Mit Hilfe von neu entwickelten Ultraschalldetektoren auf einem Boot gelang es Forschern, die seltenen Tiere aufzuspüren. Ein gelungener Abschluss für das „Jahr der Fledermaus“.

Sie gehört zu den stark gefährdeten Fledermausarten in Europa. Die Langfussfledermaus (Myotis capaccinii) ist klein und spezialisiert auf das Fressen von Insekten über dem Wasser. Sie hat grosse Füsse mit langen Borsten. Sie ist sehr gesellig und lebt im Sommer gerne in Kolonien. Sie bevorzugt gebüschreiche Landschaften, Höhlen und Stollen. Das Tessin liegt am Rande des Verbreitungsgebietes dieser mediterranen Art, die hauptsächlich im Mittelmeerraum verbreitet ist. In der Schweiz gilt sie seit 100 Jahren als ausgestorben. Weshalb sie ausstarb, ist nicht genau bekannt. 
Man weiss aber, dass zwischen 1950 und 1960 viele Fledermauspopulationen verschwanden. Viele Kolonien starben vor allem wegen dem Verschluss ihrer Ruheort und der Vergiftung mit Holzschutzmitteln, grossen Insektizideneinsätzen in der Landwirtschaft und der Abnahme der Feuchtgebiete. Für die Kolonien in Lugano könnte es sein, dass die Population wegen zu starken Störungen durch Sammeltätigkeit als Museumsbelege und gefolgt von Quartierszerstörung – beispielsweise die Umfunktionierung eines Tunnels in eine Pilzzuchtanstalt – ausgestorben sind, meint Frau Marzia Mattei-Roesli, Leiterin des Tessiner Fledermausschutzes, auf unsere Nachfrage. Ausserdem sei es so, dass die Langfussfledermaus nur am Rande des Tessins ansässig war und somit sehr empfindlich und anfällig auf Populationsschwankungen war. 


Es ist nicht ganz auszuschliessen, dass M. capaccinii schon früher in der Südschweiz war, aber hier einfach in so geringen Dichten vorkam, dass sie, ohne spezifische Untersuchungen, leicht übersehen wurde.


„Vor allem an der Verbreitungsgrenze können recht starke Populationsfluktuationen vorkommen. Es ist nicht ganz auszuschliessen, dass M. capaccinii schon früher in der Südschweiz war, aber hier einfach in so geringen Dichten vorkam, dass sie, ohne spezifische Untersuchungen, leicht übersehen wurde.“ 

Angeregt durch neuste Entdeckungen in Italien, überprüfte man auch in der Schweiz, ob die Fledermausart allenfalls zurückgekehrt sein könnte.  
Im Rahmen des Projekts Biodiversitätsmonotoring Schweiz (BDM) wurden im Sommer 2010 über dem Lago Maggiore Ultraschallrufe von Fledermäusen, aufgenommen. Die Fledermausrufe konnten jedoch nicht eindeutig zugeordnet werden, da auch die Wasserfledermaus ein häufiger Gast des Sees ist. 
Um Klarheit zu schaffen, wurde ein Vergleichsverfahren mit Referenzrufen durchgeführt. Die Forscher nahmen die Rufe von Tieren in Norditalien, wo Langfussfledermäuse und Wasserfledermäuse vorkommen und solchen am Vierwaldstättersee auf, wo es nur Wasserfledermäuse gibt. Anschliessend wurden die Laute analysiert. Die Referenzrufe im Vergleich zeigen, dass erstmals seit langer Zeit wieder Langfussfledermäuse in der Schweiz vorkommen. „Das war für uns wirklich eine schöne Überraschung“, sagt Mattei-Roesli. „Nachdem auf der italienischen Seite des Lago Maggiore eine Kolonie dieser Art im Keller eines Schlosses gefunden worden war, hofften wir, dass diese Art nun auch wieder in der Schweiz Fuss fassen würde.“  

Weshalb die Langfussfledermaus in die Schweiz zurückgekehrt ist, kann sich auch Frau Mattei-Roesli nicht genau erklären. Es wäre aber möglich, dass die Tiere wegen der generellen Verbesserung der Habitatsbedingungen (z.B. besserer Schutz der Quartiere) zurückgekehrt sind. Allenfalls könnte aber auch der Klimawandel verantwortlich sein, der im Tessin bereits heute nachgewiesenermaßen mediterranere Verhältnisse bewirkt. Dort entwickeln sich insbesondere Lorbeergewächse bis zur Samenreife, was dazu führt, dass die Wälder einer eigentlichen „Lorberifizierung“ unterliegen, wodurch ursprüngliche, einheimische Pflanzen verdrängt werden.

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