In Deutschland und in der Schweiz werden gemäss der europäischen Arzneimittelagentur je knapp 90 Milligramm Antibiotika pro Kilogramm Schlachttier verkauft. Im europäischen Vergleich belegen beide Länder einen Mittelplatz. Eine Studie belegt nun zum ersten Mal, dass über 96 Prozent der Masthühner im Bundesland Nordrhein-Westfalen mit Antibiotika behandelt werden. Problematisch ist vor allem die Tatsache, dass in rund einem Fünftel der Fälle die vorgeschriebene Mindestbehandlungsdauer, vermutlich aus Kostengründen, nicht eingehalten wird. Zudem erhalten die betroffenen Tiere meistens verschiedene Wirkstoffe. Aufgrund der meist kurzen Behandlungsdauer kann angenommen werden, dass sie tatsächlich nicht als Wachstumsförderer eingesetzt werden. Dies hat aber zur Folge, dass antibiotikaresistente Erreger entstehen können.
Warum wird nun Antibiotika eingesetzt?
Zum einen sind die heutigen Zucht- und Produktionsbedingungen die Ursache des überhöhten Antibiotikaeinsatzes. Viele Tiere sind auf engstem Raum eingeschlossen. Somit reicht ein Erreger, um viele Tiere zu befallen. Um dies zu verhindern, werden gleich alle Tiere behandelt. Zum anderen ist der Einsatz oft auch nötig, weil die Tiere ein zu schwaches Immunsystem aufweisen. Da die Tiere zu jung transportiert werden oder mit anderen Tieren verschiedener Herkunftsorte zusammen kommen, werden sie beim Einstallen prophylaktisch behandelt.
Welches sind die Gefahren?
Gemäss Veterinären schaden die Substanzen den Tieren nicht. Aber je mehr Antibiotika eingesetzt werden – und vor allem bei unsachgemässer Anwendung – desto mehr antibiotikaresistente Bakterien können entstehen. Solche resistente Bakterien sind ein Problem bei der Behandlung erkrankter Tiere. Aber auch der Mensch kann davon betroffen sein. Mehrere Studien belegen, dass Bakterien und resistente Erreger durch den direkten Kontakt oder über Lebensmittel übertragen werden können. Das Ausmass ist derzeit aber noch nicht klar. Mehrere Untersuchungen, u.a. der Weltgesundheitsorganisation WHO, gehen davon aus, dass in Europa jährlich etwa 50'000 Menschen an antibiotikaresistenten Bakterien sterben.
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