Horn- und Elfenbeinhandel: Nashorn und Elefant kontra Mythos und Aberglaube

28 Nov 2012
Wegen dem wertvollen Elfenbein fallen jährlich mehrere tausend Elefanten den Wilderer zum Opfer. Wegen dem wertvollen Elfenbein fallen jährlich mehrere tausend Elefanten den Wilderer zum Opfer.

Seit 2008 schnellt die Zahl illegal gejagter Nashörner und Elefanten wieder in die Höhe. Laut UNO gab es 1979 in afrikanischen Ländern südlich der Sahara 1,3 Millionen Elefanten. Heute liegt der Bestand noch bei rund 500‘000 Exemplaren.

 

Während Elefanten ihres kostbaren Elfenbeins wegen abgeschlachtet werden, müssen Nashörner ihr Leben für das begehrte Horn lassen. Der Handel mit dem „weissen Gold“ erfolgt vor allem über China. In Hongkong haben Zöllner kürzlich dank der Mitarbeit von Interpol beinahe 4 Tonnen Elfenbein im Gegenwert von 3,4 Millionen Dollar sichergestellt. Allein in Kenia hat sich die Menge des beschlagnahmten Elfenbeins innert kürzester Zeit verachtfacht. Die konfiszierte Ware war speziell für den Schwarzmarkt in China, Taiwan und Japan bestimmt. hat. Wissenschaftler schätzen, dass derzeit in Afrika pro Jahr zirka 38‘000 Elefanten für den Elfenbeinhandel gewildert werden. Für Nashörner in Afrika ist die Lage noch erheblich schlimmer; das Breitmaul-Nashorn ist praktisch ausgerottet. Während 2011 in Südafrika z.B. 440 Nashörner gewildert wurden, sind es jetzt bereits 528, davon entfallen allein 320 Tiere auf das grösste Reservat des Landes, den Krüger-Nationalpark.

Im asiatischen Raum besteht eine grosse Nachfrage nach Hörnern. Ihnen werden sagenhafte Heilkräfte angedichtet; so sollen sie sogar gegen Krebs helfen oder als Potenzmittel wirken. Es ist aber medizinisch erwiesen, dass das Horn keinerlei medizinische Wirkung hat. Wie unser Haar besteht es nämlich aus Keratin. Tatsache ist aber, dass das Horn die Waffe des Nashorns zum Schutz vor Raubtieren ist. Der asiatische Irrglaube und die entsprechend grosse Nachfrage führen dazu, dass  ein Horn von 5-8 kg auf dem Schwarzmarkt rund 400‘000 CHF einbringt - ein Wahnsinn.

Die Aussicht auf schnelles Geld ist Ursache für die Wilderei.


Südafrika ist von der Nashorn-Wilderei am Stärksten betroffen, da über 80 % der Nashörner Afrikas dort beheimatet sind. Polizei, Wildhüter und Rangers haben zuwenig wirksame Mittel, um den illegalen und kriminellen Handel zu unterbinden; selbst das Militär ist machtlos. Den korrupten, internationalen Organisationen ist nur sehr schwer beizukommen. Zudem sind Wilderer bestens organisiert und verfügen über Nachtsichtgeräte, Hightech-Waffen und Funkgeräte. Selbst unter dem Einsatz von Helikoptern werden die Tiere systematisch zur Strecke gebracht. Die bittere Realität zeigt auf, dass das schnelle Geld zu kriminellem und verabscheuungswürdigem Tun verführt. Gewildertes Horn und Elfenbein gelangen auf Schleichwegen um die halbe Welt schliesslich in den asiatischen Raum.

Zwar konnten sich dank globaler Handelsverbote für Elfenbein und Horn die Populationen etwas erholen. In jüngster Zeit nimmt aber auf Grund des enormen Profits der schwunghafte, illegale Handel wieder deutlich zu.

"Nashörnern droht trotz Washingtoner-Artenschutzübereinkommen das baldige Aussterben."

Ghassan Abid, Politikwissenschaftler und Buchautor


CITES
– Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora - ist eine aus einem Abkommen entstandene internationale Organisation, die zum Ziel hat, den globalen Handel mit Wildtieren und Pflanzen zu kontrollieren, damit das Überleben von wildlebenden Spezies nicht gefährdet wird.  Nach dem Ort der Erstunterzeichnung am 3. März 1973 in Washington D.C. wird CITES auch als Washingtoner Artenschutzübereinkommen bezeichnet. Dieses internationale Abkommen regelt oder verbietet den Handel mit Produkten geschützter Tiere, wie Elfenbein, Horn, Kaviar, Schildpatt oder Reptilienleder.

Die aktuelle Lage mit drastischer Zunahme der Wilderei verdeutlicht, dass das Artenschutzabkommen an seine Grenzen stösst. Nach dem Willen einzelner südafrikanischer Regierungsmitglieder soll der illegale Handel mit Rhinozeroshorn legalisiert werden, um dem kriminellen Tun vorzubeugen. Die Befürworter eines legalisierten Hornhandels erhoffen sich daraus sinkende Preise, damit dem Schwarzmarkthandel und der Wilderei entgegengewirkt werden kann. Kritische Stimmen merken aber an, dass zuerst die Überwachungssysteme und Schutzmassnahmen verbessert werden müssen. Es muss ein absolut zuverlässiges System zur Überwachung und Rückverfolgung der Handelswege garantiert sein. Es ist z.B. nicht nachvollziehbar, dass südafrikanische Behörden trotz Artenschutzabkommen nach wie vor Lizenzen für die Nashornjagd vergeben.

Das einzige probate Mittel ist das Überwachen und Unterbinden des weltweiten Horn- und Elfenbeinhandels, begleitet von kompromisslosen Kontrollen und bei Zuwiderhandlungen harten Strafmassnahmen. Die Legalisierung des Handels ist bestimmt nicht das probate Mittel. Angebracht wäre sicher auch die umfassende Aufklärung in den asiatischen Ländern. Die Menschen müssten begreifen, dass von Nashornpulver keinerlei Wirkung ausgeht. Ausserdem erhält Elfenbein als „weisses Gold“ für Elfenbeinsschnitzereien und die Schmuckherstellung einen unerhört hohen Wert  auf dem Schwarzmarkt, da es schwierig zu gewinnen ist. Es ist verwerflich und kriminell, dass für Irrgauben und Schmuckproduktion zahllose Tiere abgeschlachtet werden.

Weitere Informationen:
Bundesamt für Naturschutz - Beitrag über CITES: www.bfn.de/04/index.htm
WISIA-Artenschutzdatenbank des Bundesamt für Naturschutz in Bonn: www.wisia.de
Artenschutz Online: www.artenschutz-online.de

 

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