Die Geburtshelferkröte – Tier des Jahres 2013

09 Jan 2013

Jedes Jahr ernennt die Umweltorganisation Pro Natura das Tier des Jahres. Nach dem Braunbären (2009), der Langhornbiene (2010), dem Regenwurm (2011) und dem Braunen Langohr (2012) steht nun die stark gefährdete Geburtshelferkröte und deren Schicksal im Vordergrund.

Pro Natura will durch diese Ernennung auf die Not der in der Schweiz heimischen Tierarten, dieses Jahr also auf Amphibienarten und insbesondere auf das Schicksal der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) aufmerksam machen. Vierzehn der zwanzig helvetischen Amphibienarten sind gefährdet; darunter die Gelbbauchunke, der Laubfrosch und der Feuersalamander (Vgl.: „Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz: Amphibien“). In den letzten 25 Jahren nahmen die Bestände der Geburtshelferkröte in der Eidgenossenschaft dramatisch ab: die Population hat sich nahezu halbiert. Hauptgrund ist der starke Verlust und die Veränderung der natürlichen Lebensräume.

Der „Glögglifrosch“, wie das Tier aufgrund seines einzigartigen glockenhellen Rufes in der Schweiz auch genannt wird, ist in ganz Westeuropa verbreitet. In schweizerischen Gefilden ist es nur auf der Alpennordseite – im hügeligen Mittelland, im Jura und in den Voralpen bis zu einer Höhe von 1650 m ü. M. anzutreffen und in seinem Fortbestehen stark gefährdet. Als einziger einheimischer Froschlurch paart sich die Geburtshelferkröte an Land. Auch die Paarung verläuft keineswegs alltäglich: Die Sexualpartner formen mit allen vier Hinterbeinen gemeinsam eine Art Körbchen, in welches das Weibchen zwei Laichschnüre entlässt, die anschliessend sofort vom Männchen besamt werden. Danach wickelt der maskuline Frosch diese besamten Laichschnüre gekonnt um seine Fersengelenke und trägt sie mit sich. Er sucht sich nun ein feuchtwarmes, für die Eireifung günstiges Versteck und bringt die Eier erst nach drei bis sechs Wochen zu einem Gewässer. Danach schlüpfen die Larven, wobei die Kaulquappen sich entweder noch im Herbst in landlebende Tiere verwandeln oder im Larvenstadium noch im Wasser überwintern. Der ausgewachsene Frosch verbringt dann sein restliches Leben am Land, in der Nähe von Gewässern.

[…] das viel gepriesene „Wasserschloss Schweiz“ ist heute zu trocken. Flüsse wurden kanalisiert, Bäche eingedolt, Weiher und Tümpel trockengelegt, feuchte Wiesen drainiert.

Pro Natura

Für die Larven der Geburtshelferkröte eignen sich Teiche, Tümpel, Weiher oder langsam fliessende Stellen in Bächen oder Flüssen. Von zentraler Wichtigkeit ist aber, dass der Froschlurch über einen passenden Landlebensraum in der Nähe solcher Gewässer verfügt. Geeignet sind insbesondere besonnte Böschungen mit einem lockeren Boden, damit sich die nachtaktiven Tiere tagsüber in eigens dafür gegrabenen oder fremden Höhlen bzw. unter Steinen verbergen können. Aber auch fugenreiche Mauern, Holzstapel, Sandhaufen und z.T. Gartenbeete werden von ihnen genutzt. Leider sind es genau diese Grundvoraussetzungen, welche immer weniger gegeben sind. Den Amphibien fehlt es in der Schweiz an Lebensraum: „[…] das viel gepriesene „Wasserschloss Schweiz“ ist heute zu trocken. Flüsse wurden kanalisiert, Bäche eingedolt, Weiher und Tümpel trockengelegt, feuchte Wiesen drainiert“ (Vgl. Pressemitteilung Pro Natura). In der Schweiz wurden in den letzten Jahren insgesamt neun von zehn Feuchtgebieten trockengelegt. Nebst diesen Meliorationen bzw. Gewässerkorrekturen macht den Amphibien aber auch die intensiv genutzte Landschaft und Landwirtschaft zu schaffen: Es fehlt an Schlupfwinkeln und Laichgebiete sind oftmals isoliert, Amphibien fallen Autos zum Opfer, Fische werden in bisher fischfreie Gewässer umgesiedelt usw. Aber auch Pestizide, Düngemittel und eine neuartige Pilzkrankheit beeinträchtigen die Populationen stark.

Pro Natura macht aber nicht nur auf das Schicksal der Geburtshelferkröte und deren Artgenossen aufmerksam, sondern fördert Amphibien gezielt mit Artenschutzprojekten. Darunter fallen etwa der Aufbau und der Erhalt von Naturschutz- und Laichgebieten, die Renaturierung von Gewässern, das Anlegen von Kleinstrukturen wie Steinhaufen, Trockenmauern usw. oder aber Bestrebungen zu einer naturnahen, ökologischen Landwirtschaft. Diese Bestrebungen können nur vehement unterstützt werden in der Hoffnung, dass die vierzehn bedrohten Amphibienarten in der Schweiz bald wieder von der Roten Liste entfernt werden können.

Weitere Informationen: 
Bundesamt für Umwelt: „Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz: Amphibien“, 2005.
Pro Natura: Pressemitteilung „Die Geburtshelferkröte ist Tier des Jahres 2013“.
Pro Natura: Informationsseite „Tier des Jahres – Die Geburtshelferkröte“.

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