Die meisten nord- und mitteleuropäischen Zugvögel kehren in „normalen“ Jahren im Februar, März oder April zurück zu ihren Brutstätten (siehe Anflugtabelle der Schweizer Zugvögel). Den europäischen Winter verbringen die Vögel jeweils in Südeuropa, z.B. Spanien, oder sogar in Afrika, wo sie ausreichend Nahrung finden. Die Zugvögel überwinden so zweimal im Jahr Tausende Kilometer, was eine unglaubliche koordinative wie auch körperliche Leistung bedeutet. Auf ihrer Reise stellen sich den Tieren zahlreiche, nicht zuletzt anthropogene, Hindernisse. In diesem Frühjahr hatten die Vögel besonders mit dem kalten Wetter und dem späten Schneefall, bzw. mit der dadurch fehlenden Nahrung zu kämpfen. Tausende Vögel haben deshalb auf dem Weg in den Norden einen Zwischenstopp eingelegt, wodurch es zu grossen „Vogel-Versammlungen“, sogenannten „Zugstaus“ kam. Andere haben angesichts der schlechten Verhältnisse kurzerhand kehrt gemacht und sind wieder in Richtung Süden geflogen. Doch gemäss dem Ornithologen Bernd Petri ist diese Zeitverzögerung für die Vögel nicht unbedingt gefährlich, obwohl sie durch den grossen Ansturm und die kalten Temperaturen wenig Nahrung finden. „Gefahr besteht eigentlich nur dann, wenn die Vögel in ihren Rastgebieten dauernd gestört werden, durch Hunde, durch Spaziergänger, durch Reiter. Dann verlieren sie viel Energie“, betont er. Der verspätete Brutbeginn dürfte aber keine längerfristigen Auswirkungen auf die Entwicklung der Populationen haben.
Aufgrund der äusserst guten Anpassungsfähigkeit der Tiere befürchten die Experten auch längerfristig keine Gefährdung der Vögel durch künftige klimatische Veränderungen und Wetter-Extreme. Stattdessen erwartet Harald Jakobi vom Naturschutzbund Deutschland einen „kontinuierlicher Anpassungsprozess“, wobei einige Arten bevorzugt, andere jedoch auch verschwinden werden. Grundsätzlich geht man davon aus, dass sich auch das Zugverhalten der Vögel ändern wird. Wenn dies die Temperaturen erlauben, werden einige Arten eventuell statt in den Süden zu ziehen, in Europa überwintern (vlg. Zugvögel und Klimawandel).
Neuen Schätzungen zufolge sterben in jedem Herbst und in jedem Frühjahr jeweils rund zehn Millionen Vögel in ägyptischen Vogelnetzen.
Eine grosse Bedrohung für die Zugvögel liegt hingegen in anthropogenen Flughindernissen, wie z.B. Stromleitungen und Windräder. Ebenso gravierend ist die nächtliche Lichtverschmutzung, die den Orientierungssinn der Vögel beeinträchtigt. Weitere Flughindernisse sind u.a. Stromleitungen und Windräder. Zudem ist die Erhaltung der Lebensräume der Vögel im Winter- wie im Sommerquartier unentbehrlich für ihren Schutz. In Europa betrifft dies besonders Feuchtgebiete und Moorlandschaften.
Millionen Zugvögel sterben leider jedes Jahr auch an der illegalen Jagd in südlichen Ländern wie Italien, den Balkanstaaten, in Malta oder auch in Ägypten, wie eine neue Untersuchung bestätigt. Dort spannen Vogelfänger in jedem Frühjahr und Herbst auf einer Strecke von rund 700 Kilometern entlang der ägyptischen Mittelmeerküste drei bis fünf Meter hohe „Japan-Netze“. Die Vögel werden durch Klangattrappen angelockt und verfangen sich in den für sie unsichtbaren Netzen. Schätzungen der Autoren der Studie zufolge gehen den Vogeljägern in Ägypten bis zu zehn Millionen Zugvögel pro Frühjahr in die Netze. Sie werden für den Verzehr lebend oder tot für ein paar Euro am Straßenrand oder auf Märkten verkauft. Mittels Aufklärungskampagnen wollen Vogelschützer nun vermehrt auf diese Missstände aufmerksam machen und die Bevölkerung nach dem Motto „Kein Urlaubsort, wo Vogelmord“ sensibilisieren.
Weiterführende Infos:
Birld Life Anflugtabelle der Schweizer Zugvögel
Vogelwarte Sempach Die Rückkehr der Zugvögel
Hamburger Bildungsserver: Zugvögel und Klimawandel
Artikel zum Film Die Nomaden der Lüfte – Das Geheimnis der Zugvögel, 2002
Zugvogel-Jagd in Ägypten Flug in die Fangnetze, 8. April 2013
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