Stattliche 300‘000 Kubikmeter Erde schleppen Herr und Frau Schweizer jährlich in Säcken vom Supermarkt ins Eigenheim. Die Vielfalt der angebotenen Erdprodukte geht von Garten- über Balkon-, bis zu Rosen- und Zimmerpflanzenmischungen. Meistens haben die Säcke jedoch mindestens zwei Dinge gemeinsam: Zum einen haben sie bereits einen weiten Weg hinter sich, da sie meist aus Osteuropa kommen, und zum anderen enthalten sie in der Regel grösstenteils Torf.
Dieses nährstoffreiche Material ist zwar sehr förderlich für das Pflanzenwachstum, aus Gründen des Umweltschutzes jedoch höchst bedenklich. Der Torf wird nämlich aus Jahrtausende alten Hochmooren gewonnen, die durch den Torfabbau trockengelegt und zerstört werden. Dadurch werden nicht nur seltene und einzigartige Lebensräume endgültig vernichtet, sondern auch grosse Mengen an Kohlendioxid und Methan freigesetzt. In allen Moorgebieten der Welt lagern mindestens 550 Gigatonen Kohlenstoff, obwohl sie nur 3% der Erdoberfläche ausmachen. Damit binden die Moore rund doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Bäume der Welt zusammen. Durch den Torfabbau in Europa sowie durch Moor-Rodungen für die Palmölgewinnung in Indonesien oder Malaysia werden jährlich riesige Mengen an gespeichertem CO2 freigesetzt.
Bereits im 17.Jahrhundert wurde auch in der Schweiz im grossen Stil Torf abgebaut. Das brennbare Material diente damals als Alternative für Brennholz, welches durch den Kahlschlag der Schweizer Wälder knapp geworden war. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Torfabbau zunehmend industrialisiert und erweitert, um während dem 2. Weltkrieg einen letzten Höhepunkt zu erreichen. In nur 200 Jahren wurden die Schweizer Hochmoore durch die Torfnutzung und die Trockensetzung zur landwirtschaftlichen Nutzung (z.B. durch Drainagen) auf gerade mal 5% der ursprünglichen Fläche dezimiert. Seit 1987 schützt die Schweiz die noch verbliebenen Moorlandschaften jedoch gewissenhaft und hat den Torfabbau aufgrund der Rothenthurm-Initiative verboten. Dennoch werden bis zu 150‘000 Tonnen Torf im Jahr aus dem Ausland importiert – damit statt den unsrigen nur die dortigen Moore kaputt gehen?Die Moore der Welt binden rund doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Bäume auf dem Planten zusammen.
Lange wurde der Import mit guten Verkaufszahlen und den qualitativ „einzigartigen“ Eigenschaften der Torferde gerechtfertigt. Was Fachleute seit langem bestätigen, ist endlich auch dem Detailhandel bewusst geworden: Der Torf-Raubbau ist alles andere als notwendig. „Für den Hobby-Gartenbau gibt es qualitativ und preislich gleichwertige Torfersatzprodukte“, schreibt z.B. Coop in einer Medienmitteilung. So haben Coop und Migros kürzlich mitgeteilt, bis 2016 weitgehend auf torfhaltige Produkte verzichten zu wollen; mit dem Endziel, künftig nur noch torffreie Erde anzubieten! Bis dahin werden in Osteuropa für Schweizer Gärten weiter Hochmoore zerstört. Die Entscheidung liegt die aber heute schon beim Konsumenten…
Weiterführende Infos
Hilfreiche Tipps für den Garten ohne Torf, Pro Natura
BAFU Infoseite Hochmoore
Zustand der Schweizer Hochmoore
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