Syngenta – Verbot der bienenschädlichen Pestizide auf Ende Jahr verschoben

Pestizide sind eine Gefahr für Bienen. Pestizide sind eine Gefahr für Bienen.

Der Schweizer Chemiemulti Syngenta gerät zunehmend in Bedrängnis: Nachdem die EU-Kommission kürzlich das temporäre Verbot dreier bienenschädlicher Pestizide beschloss, droht jetzt das Verbot von zwei weiteren Herbiziden. Obwohl die betroffenen Substanzen tausende Menschen vergiften, verteidigt sie der Konzern mit allen erdenklichen Mitteln…

Neben den kürzlich verbotenen Neonicotinoid-Pestiziden (die ausserhalb der EU immer noch erlaubt sind) macht Syngenta u.a. mit den Herbiziden Paraquat und Atrazin weltweit Milliardenumsätze. Im Gegensatz zu den bienenschädlichen Neonicotinoiden ist das hochgiftige Paraquat bereits seit Jahren in ganz Europa und weiteren Ländern verboten. In vielen Entwicklungsländern wird es hingegen heute noch eingesetzt (z.B. für Kaffee-, Tee-, Palmöl- , Ananas oder Bananenplantagen) und vergiftet dort jährlich tausende Arbeiter. Im Rahmen der internationalen Schadstoffkonferenz in Genf (28. Apr – 10. Mai 2013) wurde deshalb ein internationales Verbot für Paraquat erwägt; das Vorhaben scheiterte jedoch an der fehlenden Zustimmung von Indien und Guatemala.

Nun traf sich die Chemieindustrie mit dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), um über die Gewährleistung der Sicherheit für Mensch und Umwelt beim Pestizideinsatz zu referieren. Das Treffen war einer der sehr seltenen Gelegenheiten, bei denen Vertreter des Chemiekonzerns öffentlich Stellung nehmen. Das BLW appellierte an die Verantwortung, die das Unternehmen für die Pestizideinsätze und deren Folgen trägt – weltweit. Denn: warum sollten Pestizide, die hierzulande aufgrund ihrer Gefährlichkeit seit langem verboten sind, im Ausland weiterhin genutzt werden?
„Weil es sich gut verkauft“, lautet die einfache, aber zynische Antwort von Syngenta. "Solange die Landwirte an diesem Produkt interessiert sind und wir sicherstellen können, dass die sichere Anwendung durch Begleitmassnahmen gewährleistet ist, kann das Produkt auf dem Markt bleiben" betont Georg Diriwächter von Syngenta gegenüber dem TV-Sender SRF. Dabei dürfte Herr Diriwächter darüber informiert sein, dass eine „sichere Anwendung“ in der Realität so gut wie nie stattfindet und dass kaum ein Plantagenarbeiter ausreichend geschützt ist durch entsprechende Kleidung usw. „Sicher“ ist einzig die Tatsache, dass der Konzern mit dem gefährlichen Pflanzenschutzmittel Milliarden verdient. Dementsprechend freut sich Syngenta über die weitere uneingeschränkte Zulassung des Mittels. Zusätzlich konnte Syngenta an der Zusammenkunft im Bundesamt erreichen, dass das Neonicotinoid-Verbot in der Schweiz erst ab Jahresende 2013, statt bereits ab Herbst – wie ursprünglich vorgesehen –, umgesetzt wird.

Aus purer Geldgier gefährden Agrokonzerne wie Syngenta nicht nur die Natur, sondern auch die Gesundheit tausender Menschen weltweit.


Auch in den USA verteidigt Syngenta derzeit seine Pestizide mit allen Mitteln: Die amerikanische Umweltbehörde startet Mitte Jahr eine Neuüberprüfung der Zulassung für die Chemikalie Atrazin, eines der am meisten verwendeten Herbizide in den USA. Seit Jahren warnen Wissenschafter und Umweltschützer, Atrazin verschmutze das Grundwasser und verursache verschiedene Krebsformen. Aus diesen Gründen ist das Mittel in der Schweiz und grossen Teilen Europas bereits verboten. Erstaunlicherweise belegte vor kurzem eine umfassende US-Studie die Unschädlichkeit des Herbizids… Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass alle beteiligten Forscher intensive Kontakte zu Syngenta pflegen und dass die Studie vollumfänglich vom Konzern finanziert wurde! Zudem stützen sich die Wissenschaftler in ihrer Arbeit weitgehend auf andere, von Syngenta unterstützte Studien (Weitere Details hier).

Auch im verlorenen Kampf um die Neonicotinoide in der EU hat Syngenta offensichtlich zu unlauteren Mitteln gegriffen, wie ein Artikel der österreichischen Zeitschrift „profil“ aufzeigt. Die Agrokonzerne Syngenta, Bayer und BASF beteiligten sich mit 115‘000 Euro an der Studie, die zum Schluss kam, die drei Pestizide seien nicht für das Bienensterben verantwortlich. Auch eine italienische Studie der privaten Universität Cattolica del Sacro Cuore kam zu diesem Schluss, der unzähligen wissenschaftlichen Berichten und Befunden, u.a. der EU-Kommission, widerspricht. Finanziert wurde auch diese Studie durch niemand anderen als Bayer, BASF, Syngenta und den US-Agrarkonzern Dow…

Dieses aggressive Lobbying der Konzerne verfolgt ganz offensichtlich das einzige Interesse, um jeden Preis hochgiftige – und durchaus ersetzbare – Pestizide auf dem Markt zu erhalten, um damit auch künftig Riesenumsätze zu generieren. Aus purer Geldgier gefährden sie damit nicht nur die Natur, sondern auch die Gesundheit tausender Menschen weltweit…

Weiterführende Infos
Aggressives Lobbying der Agrokonzerne (Originalschriften, in Englisch):
Pesticides against pollinators Private letters reveal Syngenta and Bayer’s furious lobbying against EU measures to save bees, 11. Apr 2013

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